Es ist ein weltumspannendes Netzwerk, das nur die wenigsten Menschen je zu Gesicht bekommen, weil es sich auf dem Meeresboden befindet: 95 Prozent des globalen Datenverkehrs laufen wie auf Unterwasserautobahnen über sogenannte ozeanische Kabel, teilt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit. Auch wenn der Name es nicht sofort erahnen lässt, gehört auch maritime Technologie zu den Fachbereichen des Forschungszentrums.
Nach den Daten des DLR sind in den Meeren 1,4 Millionen Kilometer Kabel verlegt und in gerade einmal 500 Leitungen gebündelt. Dazu kommen zunehmend unterseeische Stromkabel.
Leicht verwundbar, schwer zu reparieren
Leitungssysteme weit unter der Meeresoberfläche sind aber im Fall von Beschädigungen schwer zu reparieren. Es gibt weltweit nur wenige Schiffe, die über die entsprechende Technik verfügen. So dauert es mitunter Wochen, bis ein durchtrenntes Kabel instandgesetzt werden kann. Im Fall des durchtrennten Datenkabels zwischen Finnland und Deutschland nahmen die Anreise des Schiffs samt den entsprechenden Technikexperten aus dem französischen Calais und die eigentliche Reparatur in der Ostsee fast zwei Wochen in Anspruch.
Was sind die Risiken für Unterseekabel?
Für Störungen an und Unterbrechungen bei Unterseekabeln gibt es verschiedene Ursachen: Eine davon hat einen natürlichen Ursprung, nämlich Erdbeben. Daneben kommt es aber immer wieder auch zu Unachtsamkeiten und menschlichen Fehlern. Etwa, wenn das Schleppnetz eines Fischtrawlers oder ein Anker über den Meeresboden schleift, sich mit der Leitung verhakt und diese so lange mitzieht, bis sie reißt.
Die größte Sorge bereitet auch der Bundesregierung allerdings gezielte Sabotage, die zudem im Einzelfall schwer nachzuweisen ist. Sicherheitsexperten sehen vor allem Angriffe durch Terroristen oder Geheimdienste als zunehmende Gefahr für Infrastrukturen.
Die internationale Organisation der Kabelbetreiber will deshalb enger als bisher mit staatlichen Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten, um Informationen auszutauschen und Schutzstrategien zu verbessern. In Deutschland will das DLR gemeinsam mit der zuständigen Bundespolizei testen, wie man zum Beispiel Unterwasserdrohnen einsetzen kann, um Leitungen zu kontrollieren, die etwa von Windparks in der Nordsee zum Festland verlaufen.
Weltall statt Meeresboden
In den kommenden Jahren will die Europäische Union bei wichtigen Infrastrukturen grundsätzlich unabhängiger und widerstandsfähiger werden, Stichwort Resilienz. Ein Baustein dieser Strategie ist ein europäisches Netzwerk von Satelliten. Vor wenigen Tagen gab die EU-Kommission den Startschuss für ein System von 290 Telekommunikationssatelliten. Ein Projekt, an dessen Aufbau unter anderem Airbus und die Deutsche Telekom beteiligt sind. Ab dem Jahr 2030 soll dann ein großer Teil von sensiblen Informationen nicht mehr über den Meeresboden transportiert werden, sondern durch das Weltall.
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