Wohnungsgenossenschaften sowie kommunale, kirchliche und freie Wohnungsunternehmen – sie alle sind Mitglieder beim Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW). Das gemeinsame Ziel: bezahlbaren und sozialverträglichen Wohnraum schaffen. Der Bau dafür scheint aber ins Stocken zu geraten, das ergab eine Umfrage unter den mehr als 500 Mitgliedern des VdW in Bayern. Demnach wird im kommenden Jahr zwölf Prozent weniger Wohnraum gebaut als vorgesehen, teilte der Verband mit.
Steigende Kosten erschweren Bau von bezahlbarem Wohnraum
Konkret bedeutet das: 40 Prozent der Verbandsmitglieder wollen 2024 weniger in den Neubau investieren. Für nächstes Jahr wären 4.200 Neubauten geplant gewesen, von denen könnten unter den aktuellen Bedingungen nur etwa 3.800 gebaut werden.
Ein Grund für die gestrichenen Projekte des bezahlbaren Wohnraums ist die Finanzierung, erklärt der Direktor des VdW, Hans Maier. Laut ihm liegen die gestrichenen Bauvorhaben "an momentan zu hohen Baukosten und weil wir einen ganz schnellen Zinsanstieg hatten, den wir in unseren Kalkulationen noch nicht verarbeitet haben". Die Verbandsmitglieder könnten mehr bauen, wenn das Bauen ein bisschen günstiger wäre, so Maier.
"In Europa bauen wir die tollsten Häuser, aber..."
Die hohen Kosten haben Folgen für jedes einzelne Unternehmen, wie das Beispiel eines Verbandsmitglieds zeigt: Das kommunale Wohnungsbauunternehmen wbg in Nürnberg kann bis 2028 nur noch rund die Hälfte der ursprünglich 3.300 geplanten Wohnungen bauen.
Wbg-Geschäftsführer Frank Thyroff sieht neben dem Finanziellen noch eine weitere Schwierigkeit. "Jedes Jahr werden neue Standards und Auflagen für den Wohnungsbau kommen, so dass wir in Europa wahrscheinlich die tollsten Häuser bauen, aber leider eben auch die teuersten."
KfW hat Zuschuss für Baugenossenschaften gestrichen
Doch auf teure Häuser hat sich das kommunale Wohnungsbauunternehmen, das sozialverträglichen Wohnraum schaffen möchte, nicht spezialisiert. Man müsste in Nürnberg dringend für mehr bezahlbaren Neubau sorgen, sagt Thyroff. Damit könne man die unteren Einkommensschichten – darunter seien auch viele Rentner – einfach mitnehmen. "Weil auch ein Rentnerehepaar kann sich keine 1.000 Euro für die Wohnung leisten", erklärt Thyroff.
Das Problem für die Immobilienunternehmen: Neben den steigenden Kosten kürzt der Bund teilweise Zuschüsse für den geförderten Wohnungsbau. Vor dem Hintergrund der Haushaltskrise hat die Bundesregierung zuletzt bestimmte Fördergelder von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gestrichen: Mitglieder von Baugenossenschaften bekommen von der Förderbank keine Darlehen mehr. In Bayern wirkt sich das laut VdW auf etwa 600 Wohnungen aus, die aktuell nicht gebaut werden könnten.
Dass der Bund sparen muss, dafür hat Verbandsdirektor Maier grundsätzlich Verständnis. Aber: "Wo wir natürlich Kritik üben, ist, dass man die Eigenwohnraumförderung aufrechterhält und die Förderung für Genossenschaften streicht." Das sei eine Ungleichheit, so Maier, die man überhaupt nicht nachvollziehen könne. Außerdem sorge die fehlende Verlässlichkeit bei den Förderungen für Planungsunsicherheit.
Auch Modernisierungsmaßnahmen fallen weg
Im VdW Bayern sind nach eigenen Angaben 354 Genossenschaften und 108 kommunale Wohnungsunternehmen. Die Mitgliedsunternehmen verwalteten rund 546.000 Wohnungen, in denen ein Fünftel aller bayerischen Mieter wohnten. Von den geplanten Streichungen bei den Bauvorhaben sind vor allem auch Modernisierungsprojekte betroffen. Fast jedes dritte Unternehmen wolle in diesem Bereich kürzen, mehr als 20 Prozent aller Maßnahmen sollen wegfallen.
Immerhin: Im bundesweiten Vergleich steht Bayern laut dem Verband noch gut da: Im Gegensatz zu den zwölf Prozent in Bayern müssten in Deutschland sogar 22 Prozent der Neubaupläne gestrichen werden.
Dieser Artikel ist erstmals am 05.Dezember 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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