Netzwerken und Nummern austauschen: Darum geht es wirklich bei den Bits & Pretzels, hier aus dem Jahr 2022.
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Netzwerken und Nummern austauschen: Darum geht es wirklich bei den Bits & Pretzels, hier aus dem Jahr 2022.

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Bits & Pretzels: Was die Münchner Gründermesse bietet

Bits & Pretzels: Was die Münchner Gründermesse bietet

Auf den Bühnen sprechen gestandene Geschäftsleute, abseits werden die Wirtschaftskontakte von morgen geknüpft: Die "Bits & Pretzels" startet in München. Was die Konferenz der jungen Gründer erreichen will und was sie von anderen Messen unterscheidet.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Falls jemand dieser Tage einen Beleg für die gern zitierte bayerische Erfolgsformel "Laptop und Lederhose" sucht, dann wird er oder sie an diesem Wochenende wohl fündig: Die Messe "Bits & Pretzels" für Gründerinnen und Gründer startet am Sonntag in München.

Es ist das zehnte Mal, dass das Gründerland Bayern sich zu voller Blüte entfaltet, und dieses Jahr nehmen es die Veranstalter besonders ernst mit der internationalen Startup-Mentalität: Die Website – auf Englisch; die Presse – beim Star-Auftritt von Michelle Obama ausgeschlossen. Und wer jetzt noch hinwill, muss sich auf die Warteliste setzen lassen.

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5.000 Besucher und die Warteliste ist lang

Das Kalkül scheint aufzugehen, die Messe hat ihren Reiz. Zu den 5.000 Besucherinnen und Besuchern – auf der Website Attendees genannt – gehören auch die drei Gründer des Start-ups Visonation. "Wir sind schon ziemlich aufgeregt", sagt Fabian Pauli, der gemeinsam mit seinem Bruder und einem Studienkollegen eine Software entwickelt hat, für die sie noch Kundschaft suchen. Die Eintrittskarte haben sie von ihrer Uni bekommen, der TU München. Warum ausgerechnet sie? Das wissen sie selbst nicht genau.

Die Idee ihres Start-ups ist, aus gewöhnlichen Grundrissen begehbare 3D-Wohnungsmodelle entstehen zu lassen. Durch diese Bildschirmsimulationen können angehende Immobilienbesitzer ihre Wohnungen und Häuser begehen, noch bevor sie gebaut wurden. Und vor allem können sie sich alles schon vorab einrichten: vom Fußbodenbelag über die Küchenfronten bis hin zum Marmor des Küchenblocks.

Veranstalter sprechen nicht von Messe, sondern von Festival

Damit das gelingt, braucht das Team Kundschaft: Bauträger, die ihre Grundrisse zur Verfügung stellen, und Einrichtungshäuser, die ihre Möbel verkaufen wollen. Und die werden hoffentlich auch die "Bits & Pretzels"-Gründermesse besuchen. Im einwandfreien Start-up-Sprech erklärt Fabian Pauli, einer der drei Gründer: "Bei uns geht es jetzt in Richtung Finanzierung und da ist es einfach sehr spannend, Kontakte in die Branche zu knüpfen."

Wobei, wenn es nach den Veranstaltern geht, handelt es sich bei der "Bits & Pretzels" nicht um eine klassische Messe, bei der bloß Kontakte geknüpft und Visitenkarten ausgetauscht werden. Vielmehr soll es ein dreitägiges Festival sein, das zunächst auf dem Messegelände in München stattfindet und dann, am dritten Tag, auf dem Oktoberfest. Alles, um junge Unternehmen mit Investoren und Investorinnen zusammenzubringen, die "sich austauschen und langfristig vernetzen" können, heißt es von den Veranstaltern.

Jenseits der großen Vernetzung werden auf den großen Bühnen vor allem Menschen sprechen, deren Erfolgs-Zenit schon überschritten sein dürfte: Ex-Torwart Oliver Kahn spricht über Resilienz, das große Highlight soll dieses Jahr eine Talkrunde mit Michelle Obama sein, der früheren First Lady der USA. Und der Chef des Lebensmittelgroßhändlers Metro wird unter dem nicht gerade nach Nachhaltigkeit klingenden Titel "Growth is King, Speed Matters, Results count" eine Rede halten.

Auch bayerische Politik ist vertreten

Auch die Politik wird sich sehen lassen, am Sonntagnachmittag spricht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Von Seiten der bayerischen Staatsregierung sprechen unter anderem Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) und Ministerpräsident Markus Söder (ebenfalls CSU). Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wird am Sonntagabend bei der Aftershowparty im Münchener Werksviertel erwartet.

Es soll außerdem um Storytelling für Unternehmen, europäische Regulierungen und Führungskultur gehen. Letzteres in einer Podiumsdiskussion mit dem ehemaligen Siemens-Chef Joe Kaeser, der Spitzenkandidatin der Grünen für die Landtagswahl, Katharina Schulze, und dem Kommunikations-Berater Julian Geist.

Glamour auf der Bühne interessiert junge Gründer nicht

Allerdings interessieren sich die drei Gründer von Visonation für all diese Auftritte eigentlich nicht. Wichtiger als die Erzählungen gestandener Geschäftsleute ist den Start-up-Gründern, herauszufinden, wie andere Start-ups ihre Investoren und Business Angels gefunden haben, sprich: wie sie an Geld gekommen sind. "Ich erwarte mir jetzt nicht zu viel von der Messe selbst", sagt Fabian Pauli von Visonation. "Aber ich bin sehr gespannt auf den Outcome, was die Kontakte angeht."

Connected wird sich heutzutage übrigens nicht mehr mit Visitenkarten. Man tauscht LinkedIn-Profilnamen aus.

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