Mitte November bis Anfang Dezember überschlagen sich die Händler mit angeblich riesigen Preisnachlässen auf viele Produkte. Angesichts hoher Inflation und Konsumflaute dürften in diesem Jahr die Verbraucher aber zurückhaltend sein, meint die Beratungsgesellschaft EY. Ihrer Ansicht nach führt das dazu, dass die Händler mit noch größeren Preisnachlässen locken, um die Ware loszuwerden. Allerdings sollten Käufer immer überprüfen, ob es sich wirklich um ein Schnäppchen handelt.
Black-Friday-Angebote lohnen nicht immer
Wie hoch die Rabatte im Zusammenhang mit "Black Friday" und "Cyber Monday" wirklich sind, ist nicht ganz eindeutig. Das Vergleichsportal "Check24" hatte in einer Untersuchung im Schnitt eine Ersparnis von elf Prozent registriert. Konkurrent "idealo" hat bei der Analyse des Black Friday im vergangenen Jahr nur einen Preisnachlass von im Schnitt sechs Prozent festgestellt. Einig sind sich die beiden Portale darin: Bei Weitem nicht jedes Produkt wird günstiger. Und teilweise wird es im Aktionszeitraum sogar teurer.
Nach Angaben von idealo waren immerhin zwei Drittel der Produkte bei den Black-Friday-Aktionen im vergangenen Jahr günstiger als im Oktober davor. Mehr als 20 Prozent ließen sich demnach aber nur bei jedem zehnten Produkt sparen. Demnach gab es Schnäppchen vor allem etwa bei Lautsprechern, Fernsehgeräten und Kinderwagen. Manche Artikel waren aber in den vorangegangenen Wochen teilweise günstiger zu haben als an den Aktionstagen rund um Black Friday.
Rabatte leichter erkennbar als früher
Ob und wie viel sich im Einzelfall sparen lässt, können die Käufer seit 2022 ganz einfach feststellen. Denn da trat eine neue Preisangabenverordnung in Kraft: Demnach muss ein Händler - egal ob stationär oder online - bei Sonderangeboten den niedrigsten Preis angeben, den er in den 30 Tagen davor für das Produkt verlangt hat. Allerdings zeigt sich in Stichproben, dass sich nicht alle Händler an die neue Preisangabenverordnung halten. Professor Christian Schulze von der Frankfurt School of Finance & Management findet den Umgang mit den "Streichpreisen" nach wie vor undurchsichtig.
Tipps bei der Schnäppchenjagd
- Nicht auf Rabattversprechen hereinfallen! Oft sind die Nachlässe auf unverbindliche Preisempfehlungen bezogen, an die sich fast kein Händler mehr hält. Da kann sich ein Rabatt von 70 Prozent immer noch als teuer erweisen.
- Immer Preise vergleichen.
- Artikel und Preise schon Tage oder Wochen vorher im Auge behalten.
- Preisvergleichsseiten bieten Alarmsysteme an. Da kann der Interessent das gewünschte Produkt angeben und wird dann bei einer Preisveränderung informiert. (Beispiele für Vergleichsseiten sind: idealo.de, billiger.de, geizhals.de)
- Vorsicht vor Betrügern im Internet: Die Rabatteuphorie nutzen auch schwarze Schafe. Deshalb im Impressum überprüfen, wo der Händler sitzt. Bei unbekannten Webseiten zurückhaltend sein. Und beim Kauf am besten immer sichere Zahlmethoden wählen wie Paypal, Klarna, Lastschrift, Kreditkarte. Da bekommt man im Fall des Falls sein Geld meist zurück. Oder idealerweise per Rechnung zahlen.
- Gelassen bleiben. Mit Einblendungen wie "Nur noch wenige verfügbar" oder "Diesen Artikel schauen sich derzeit 20 Personen an" versuchen die Händler Druck zu machen. Meist ist das lediglich ein Marketingtrick.
- Nicht ärgern. Hat man ein Schnäppchen verpasst – keine Sorge: Die nächste Rabattaktion kommt bestimmt.
Für die Einzelhändler sind die Aktionen rund um "Black Friday" und "Cyber Monday" wichtig in der Vorweihnachtszeit. Zwei bis drei Prozent des Jahresumsatzes im Einzelhandel jenseits des Lebensmittelbereichs werden an den Tagen gemacht, sagt Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern. Doch im Vorfeld sind die Erwartungen diesmal nicht allzu optimistisch. Der Handel in Bayern rechnet - den Onlinehandel mit eingeschlossen - nur mit einem im Vergleich zu den Vorjahren kleinen Umsatzplus von drei Prozent auf 930 Millionen Euro. Nach Abzug der Inflation würde das allerdings real ein Minus bedeuten. Deutschlandweit geben die Verbraucher wohl 5,8 Milliarden Euro aus, schätzt der Handelsverband Deutschland.
"Black Friday" und "Cyber Monday" nicht nur im Internet
Vor gut zehn Jahren ist die "Black Friday"-Rabattschlacht aus den USA immer stärker nach Deutschland geschwappt. Mittlerweile nutzen fast alle Internethändler solche Aktionstage im November. Teils unter anderen Namen. So sind neben "Black Friday", "Cyber Monday" oder "Singles Day" auch Mottos wie "Black Sale", "Red Friday", "Deal Days" geläufig.
Manche dehnen die Angebotstage gleich auf eine "Black Week" oder "Cyber Week" aus oder locken bereits mit "Frühen Black Friday Angeboten". Die Aktionen sind dabei längst nicht mehr nur auf Internethändler beschränkt, auch immer häufiger beteiligen sich die stationären Geschäfte – ob Modehändler, Weinladen, Elektrogeschäft oder sogar Discounter.
Woher kommen "Black Friday" und "Cyber Monday"?
Der Begriff "Black Friday" tauchte erstmals in den USA in den 1960er-Jahren auf. Es handelt sich um den Freitag nach dem Thanksgiving-Feiertag, der immer auf den vierten Donnerstag im November fällt. An diesem Freitag nehmen sich viele US-Amerikaner frei und gehen shoppen. Quellen zufolge sollen erstmals die Einzelhändler in Philadelphia die Kunden mit großen Rabatten angelockt haben.
Warum "Black Friday"? Es ist nicht ganz klar, warum der Tag "Schwarzer Freitag" heißt. Eine Theorie besagt, dass so viele Schnäppchenjäger in Philadelphia unterwegs waren, dass die Menschen von der Polizei nur noch als schwarze Masse wahrgenommen wurden. An anderer Stelle heißt es, dass die Einzelhändler an diesem Tag zum ersten Mal im Weihnachtsgeschäft schwarze Zahlen schreiben würden.
Der "Cyber Monday" wurde von den Onlinefirmen in den USA als Antwort auf den "Black Friday" im traditionellen Einzelhandel ins Leben gerufen und findet immer am Montag nach dem Thanksgiving-Feiertag statt.
Warum gibt es so viele verschiedene Begriffe?
In Deutschland wurden "Black Friday" und "Cyber Monday" in den vergangenen rund 15 Jahren etabliert, nicht zuletzt von den großen US-Onlinehändlern. Mittlerweile nutzen fast alle Internethändler solche Aktionstage im November. Auch der stationäre Einzelhandel - ob Modehändler, Weinladen, Elektrogeschäft oder sogar Discounter - hat sich den Rabattaktionen mittlerweile angeschlossen.
Das aber teils unter anderen Namen. So sind auch Mottos wie "Black Sales" oder "Deals", "Red Friday", "Deal Days" oder "Colour Week" geläufig - und die Variationen scheinen kein Ende zu kennen. Das liegt auch daran, dass der Begriff "Black Friday" hierzulande markenrechtlich geschützt war. Im Frühjahr 2020 hat der Bundesgerichtshof ein Urteil bestätigt, das den Markenschutz im Bereich Werbedienstleistungen aufgehoben hat.
Noch größer als Black Friday: Der "Singles Day"
Weltweit gesehen ist übrigens der "Singles Day" das größte Shopping-Event. In Deutschland ist er noch nicht ganz so verbreitet. Er findet jedes Jahr am 11. November und stammt aus China. Ursprünglich feierten Studenten im chinesischen Nanjing seit 1993 an diesem Tag ihr Junggesellendasein. Es wurde eine Tradition daraus, die dann der Online-Handelskonzern Alibaba aufgriff und nun in ganz China zu Rabattaktionen genutzt wird. Anders als früher hat Alibaba nach dem "Singles Day" in diesem Jahr keine Umsatzzahlen veröffentlicht. Offenbar bremst die schwache Wirtschaftsentwicklung die Konsumlaune der Chinesen aus, sodass der Internethandelskonzern keine neuen Rekorde vermelden konnte.
Dieser Artikel ist erstmals am 18. November 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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