950 Aussteller aus 40 Ländern sind in diesem Jahr bei der BrauBeviale, der Fachmesse in Nürnberg mit dabei - eine Art Familientreffen der Brau- und Getränkewirtschaft. Die BrauBeviale ist eine der europäischen Leitmessen rund um die Themen Produktion und Vermarktung von Bier und alkoholfreien Getränken.
An drei Tagen geht es um neue Getränketrends, neue Verpackungsmaterialien und darum, wie die Branche die kommenden Zeiten gut meistert. Denn so viel ist klar: Von den in vielen Bereichen gestiegenen Kosten sind auch zahlreiche kleinere und größere Betriebe der Branche betroffen. Doch es gibt auch Positives zu vermelden, sagt Roland Demleitner, der Geschäftsführer der Privaten Brauereien in Deutschland: Einige Betriebe verzeichnen trotz schwieriger Zeiten Konjunktur.
Höhere Umsatzsteuer in der Gastronomie macht nervös
Auf Getränke gibt es in der Gastronomie nach wie vor eine Umsatzsteuer von 19 Prozent. Doch bei Speisen soll diese zu Beginn des kommenden Jahres wieder von bisher sieben auf 19 Prozent steigen und das mache alle in der Braubranche nervös, so Roland Demleitner, Geschäftsführer der Privaten Brauereien in Deutschland. Man gehe davon aus, dass der gestiegene Umsatzsteuersatz bei Speisen an die Gäste weitergegeben wird und das wirke sich auch auf den Konsum von Getränken aus – nicht zum Guten, glaubt Demleitner.
Ähnlich sieht das die Veranstaltungsleiterin der "BrauBeviale", Andrea Kalrait. Wenn es in der Gastronomie zu Einbußen kommt, werde das auch viele Getränkehersteller treffen. Zuerst bekommen das zum Beispiel Gasthausbrauerein zu spüren. Da gebe es eine unmittelbare Verbindung zwischen sinkendem Absatz und Brauerei.
"Der Bierverbrauch hängt auch stark von großen Veranstaltungen und gutem Wetter ab." Andrea Kalrait, Veranstaltungsleiterin der BrauBeviale
Kostensteigerung bei Rohstoffen und Energie
Nicht nur die wieder steigende Umsatzsteuer treibt manchem in der Brau- und Getränkewirtschaft Schweißperlen auf die Stirn, auch die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten sind für viele zunehmend eine Herausforderung. Angefangen beim Preis für Braumalz, gestiegenen Energie- und Flaschenkosten (unter anderem Mehrweg) und zum Schluss auch beim Personal. Das alles summiere sich, sagt Demleitner.
Positiv sieht er aber die Fachmesse. Die sei ein Familientreffen. Hier komme die gesamte Branche – nach vier Jahren Zwangspause – wieder zusammen und diskutiere darüber, welche sinnvollen und kostengünstigen Lösungen es gibt. Jeder Aussteller habe dazu etwas im Portfolio, sagt Andrea Kalrait, gerade energieeffizientere Systeme erleben deshalb eine gute Konjunktur. Die Ansprüche seien ganz unterschiedlich, je nach Größe des Betriebs, gebe es verschiedene Lösungsansätze.
Nachfrage nach alkoholfreiem Bier steigt
Gerade für kleinere Brauereien biete es sich zum Beispiel an, neben Bier auch Spirituosen, zum Beispiel Whisky, anzubieten und so das Produktangebot zu erweitern und nicht mehr nur abhängig vom Bierpreis zu sein. Die Umstellung sei hier oft nicht aufwendig, so Kalrait. Auf der Messe finden sich dazu verschiedene Stände, wie so eine Erweiterung funktionieren kann, auch im Kleinen.
Auffällig ist, dass viele Hersteller mit besonders energieeffizienten Anlagen werben, sei es bei der Herstellung und Abfüllung oder bei der Verpackung von Getränken. Eine Firma zeigt eine Anlage, mit der Bier entalkoholisiert werden kann und das, laut Hersteller, rentabel für kleine und mittlere Betriebe. Hintergrund ist, dass sich die Nachfrage nach alkoholfreiem Bier in den vergangenen 15 Jahren in Deutschland verdoppelt hat.
Mehr Nachhaltigkeit in der Verpackungsindustrie
Durch die Corona-Krise habe gerade die Verpackungsindustrie einen "Booster" beim Thema Nachhaltigkeit erfahren, sagt Richard Clemens, Geschäftsführer des Fachverbands Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA). Lange sei das Thema Nachhaltigkeit nicht vorangekommen, durch gestiegene Energiekosten denken viele Kunden aus der Getränkewirtschaft darüber nach, energieeffizient und CO2-arm zu produzieren, so Clemens.
Deutschland und Italien machen mit ihren Produkten ungefähr Zweidrittel des Weltexportmarktes aus. Es gebe immer mehr Innovationen von Maschinen, die nicht nur weniger Energie, sondern auch weniger Rohstoffe verbrauchen. Zudem müssten sie, was für die Branche wichtig ist, nicht so oft gereinigt werden. Wichtige Märkte sind unter anderem die USA und Europa, doch auch hier gebe es Auftragseinbußen von 17 Prozent, was man bisher nicht gewohnt gewesen sei, weil es immer leicht nach oben gegangen sei.
Klimawandel erfordert neue Reb- und Hopfensorten
Auch die veränderten klimatischen Bedingungen sind für die Winzer und Brauer ein Thema. Deshalb werden auf der Fachmesse neue Reb- und Hopfensorten vorgestellt, die zum Beispiel weniger Wasser und mehr Hitze vertragen können. Der Klimawandel mache sich massiv bemerkbar, sagt Andrea Kalrait. Manche Winzer müssten sich damit abfinden, dass bestimmte Sorten nicht mehr anbaubar sind. Auch bestimmte Whiskysorten fallen weg, wenn die Gerste nicht mehr wächst.
Auch Nachwuchs wird gesucht
Und damit die Getränke- und Brauwirtschaft auch in Zukunft genügend Fachpersonal findet, widmet sich die BrauBreviale in Halle 7a dem Nachwuchs. Auch der könnte, wie in vielen Branchen, mehr sein, sagt Andrea Kalrait. Die Herausforderungen für die Branche werden erstmal nicht weniger.
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