Bereits die zweite Nacht in Folge mussten die Einsatzkräfte wegen Schnee- und Glätteunfälle ausrücken – und es bleibt gefährlich auf den Straßen wegen Schnee und Glätte. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt für die kommenden Tage vor anhaltend kalten Nächten: "Immer wieder sind Schneefälle, Schneeregen und überfrierende Nässe zu erwarten", sagte eine Meteorologin am Dienstag.
Die Polizei appelliert deshalb an die Autofahrer, sich auf die Winterverhältnisse einzustellen, das Fahrzeug mit geeigneten Reifen zu versehen und die Geschwindigkeit an die Witterungsverhältnisse anzupassen.
Zwei Massenkarambolagen in Mittelfranken
Unfälle, umgestürzte Bäume, Schulausfälle: Der erste größere Schneefall beschäftigt in vielen Teilen Bayerns die Einsatzkräfte. Bereits am Dienstagabend kam es in Mittelfranken zu zwei größeren Karambolagen.
In Heilbronn im Landkreis Ansbach verlor ein 35-Jähriger auf schneeglatter Fahrbahn die Kontrolle über sein Auto. Er geriet laut Polizei in den Gegenverkehr und kollidierte mit einem entgegenkommenden Fahrzeug. Anschließend schleuderte sein Wagen noch gegen drei weitere Autos. Der 35-Jährige sowie ein 46 Jahre alter Autofahrer mussten daraufhin schwer verletzt ins Krankenhaus. Zwei weitere Unfallbeteiligte wurden leicht verletzt.
Auf einer Brücke bei Gunzenhausen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen kollidierten zehn Fahrzeuge. Ein Auto geriet wegen Eisglätte am ins Schleudern, so die Polizei. Der Sattelzug dahinter machte eine Vollbremsung und kam quer auf der Brücke zum Stehen. Dadurch kam es zu weiteren Zusammenstößen. Vier Menschen wurden leicht verletzt.
Ortschaft nach Unfall ohne Internet und Telefon
In Siegsdorf im Landkreis Traunstein waren nach einem Glätteunfall mehrere Hundert Haushalte am Dienstagabend zeitweise ohne Internet und Telefon. Ein Autofahrer sei aufgrund der schneeglatten Fahrbahn nach links von der Straße abgekommen und habe dabei drei Telefonverteilerkästen und eine Werbetafel beschädigt, teilte die Polizei am Mittwochmorgen mit. Der 29-Jährige blieb unverletzt.
Auch Unterfranken war besonders betroffen. Bereits in der Nacht zum Dienstag rückte alleine im Landkreis Aschaffenburg die Feuerwehr zu rund 130 Einsätzen aus, wie das Landratsamt mitteilte. In Rückersbach, Hessenthal, Heigenbrücken und Laufach fiel der Strom aus. Oft hielten Bäume der Schneelast nicht stand und rissen Oberleitungen herunter. Straßen waren nicht mehr befahrbar. Das war auch der Grund dafür, dass es im Landkreis Main-Spessart an mehreren Schulen keinen Unterricht gab. Dazu gab es Stromausfälle.
In Oberfranken zog sich ein 29 Jahre alter Autofahrer schwerste Verletzungen zu, als er im Landkreis Hof mit seinem Wagen gegen mehrere Bäume krachte. Er hatte bei Schwarzenbach an der Saale auf schneebedeckter Straße die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren.
Auch Ostbayern blieb nicht verschont. In der Oberpfalz rückte die Polizei zu 22 schneebedingten Unfällen aus, bei denen drei Menschen leicht verletzt wurden. In Niederbayern seien mindestens 14 Fahrzeuge liegen- oder steckengeblieben, so das zuständige Präsidium. Eine längere Vollsperrung gab es auf der A3 zwischen den Anschlussstellen Wörth-Wiesent und Wörth Ost. Ein Lkw war von der Fahrbahn abgekommen und gegen die Leitplanke geprallt. Durch den Unfall stellte sich der Laster quer und versperrte die Fahrbahn.
Warum besonders viele Bäume umknicken
Dass so viele Bäume unter dem ersten Schnee umknicken, hat laut Kreisbrandrat Florian List aus dem Main-Spessart mit dem trockenen Sommer zu tun: "Der ein oder andere Baum ist abgestorben. In den letzten Tagen haben wir noch massiv Regenfälle gehabt, der Boden ist aufgeweicht. Und den Rest hat dann der Schnee dazu getan", sagte List im BR24-Gespräch.
Den massiven Schneebruch auf aufgeweichtem Boden bestätigt auch der Leiter der städtischen Forstverwaltung von Lohr am Main, Michael Neuner. "Wegen der Temperaturen um null Grad war der Schnee auf einer Höhe von 180 bis 300 Metern besonders feucht und schwer", sagt der Experte. Betroffen seien eigentlich alle Baumarten, darunter Buchen, Eichen und Fichten. Er rät in den kommenden Tagen dringend davon ab, im Wald spazieren zu gehen, weil weitere Äste herabfallen und weitere Bäume umfallen könnten.
Erster Bericht des Lawinenwarndienstes
Angesichts des Winterwetters hat die Lawinenwarnzentrale den ersten Lawinenlagebericht dieser Saison für den bayerischen Alpenraum veröffentlicht. Dieser sei bis Freitag gültig und erscheine dann wieder täglich, teilte das Bayerische Landesamt für Umwelt mit. Offizieller Winterbeginn ist eigentlich erst am Freitag.
Im bayerischen Alpenraum fiel in den letzten Tagen verbreitet ein halber bis ein Meter Neuschnee, der in mittleren Lagen oft auf einem warmen Boden liegt. "Gleitschneelawinen auf glatten Grashängen sind die Folge", hieß es. In den Hochlagen könnten im Triebschnee Lawinen mittlerer Größe ausgelöst werden.
Wo der Wintereinbruch am stärksten ausfiel
Besonders heftig hatte der Wintereinbruch am Montagabend den hessischen Rheingau-Taunus-Kreis erwischt. Zahlreiche Autofahrer saßen dort nach Angaben der Feuerwehr in ihren Fahrzeugen fest oder mussten aus ihren Wagen gerettet werden. In Rheinland-Pfalz starb außerdem eine 54-jährige Autofahrerin bei einem Zusammenstoß, in Baden-Württemberg ein 71 Jahre alter Mann. In Sachsen-Anhalt war am Dienstagmorgen ein Schulbus in einen Graben gerutscht, laut Polizei wurde eines von 16 Kindern verletzt.
Auf etlichen Bahnstrecken sorgte der Schnee für Verspätungen und Ausfälle. Betroffen waren aber vor allem die Busverbindungen in den verschneiten Gebieten. Auch am Frankfurter Flughafen mussten sich viele Passagiere gedulden: Am Montag wurden laut Betreiber Fraport 161 Starts und Landungen abgesagt. Mittlerweile läuft der Betrieb zwar wieder. Wegen der Auswirkungen vom Vortag fielen aber auch am Dienstag etliche Verbindungen aus.
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) klingt der Schneefall am Mittwoch ab. Glättegefahr besteht vor allem durch gefrorene Nässe. In der Nacht zum Donnerstag soll es in Schwaben und Teilen Oberbayerns wenige Zentimeter Neuschnee geben.
Mit Informationen von dpa.
Im Audio: Bei zwei Massenkarambolagen in Mittelfranken wurden acht Menschen verletzt
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!