Investor Adrian Friederich (2. v.l.) spricht beim Münchner "Agri Food Demo Day" auf einem Panel.
Bildrechte: Dylan Gruner
Bildbeitrag

Investor Adrian Friederich (2. v.l.) interessiert sich besonders für das Start-up Bosquefoods, das Fleischersatzprodukte aus Pilzen herstellt.

Bildbeitrag
> Wirtschaft >

Die Ernährung der Zukunft – Was kommt auf den Tisch?

Die Ernährung der Zukunft – Was kommt auf den Tisch?

Immer mehr Start-ups experimentieren mit Fleisch- und Fischersatz. Um die nachhaltigen Produkte im großen Stil herzustellen, brauchen sie Know How und Geld. Beim Münchner "Agri Food Demo Day" hatten Gründer die Gelegenheit, Investoren zu überzeugen.

Die Form ist die gleiche, Farbe und Geruch auch – was Julian Hallet gerade in Fett anbrät, mutet an wie ganz normale Garnelen. Doch die sogenannten Shrymps sind ein rein pflanzliches Produkt. Sie basieren auf Algen und Sojabohnenproteinen. Gewürze und Agavendicksaft sorgen dafür, dass die Pseudo-Garnelen fast wie das Original aus der Tierwelt schmecken und riechen. Hallet wird sie später Testessern beim Münchner "Agri Food Demo Day" servieren. Für den Mitgründer von "Happy Ocean Foods" ist es die Gelegenheit, weitere Investoren für sein Start-up zu gewinnen.

Gründer sucht Investor

Organisiert wurde die Veranstaltung von EIT Food, einer Organisation, die von der EU mitfinanziert wird, und von der Technischen Universität München. Die unterstützt mit "UnternehmerTUM" schon seit 20 Jahren junge Gründerinnen und Gründer. Das Programm XPRENEURS Incubator greift zum Beispiel technologiebasierten Start-ups unter die Arme und hilft ihnen, Kapital zu gewinnen. Roman Werner ist Geschäftsführer des TUM Venture Labs und hofft, dass aus den Ideen der Gründer skalierbare Geschäftsmodelle werden. "Wenn es möglich ist, Alternativen zu tierischen Lebensmitteln zu entwickeln, die dann auch vom Kunden wahrgenommen und bezahlbar werden, haben wir einen sehr interessanten Markt in der Zukunft," sagt Werner.

Davon ist auch Adrian Friederich überzeugt. Der Investor arbeitet für Astanor, einen Kapitalfonds, der Unternehmen hilft, im großen Maßstab nachhaltig zu produzieren. Skalierungsprozesse mit neuen Zutaten wie Algen oder Pilzen habe es in der Form noch nicht gegeben, so Friederich. Deshalb sei es für die jungen Technologieanbieter häufig schwierig, die Finanzierung zu finden, um in großen Mengen zu produzieren. Sein Fonds sei am Markt, um diese Brücke zu schlagen und am Ende als Investor selbst davon zu profitieren.

Bananenschalen als Fleischersatz

Zum Beispiel von Ideen wie der von Carlos Contreras Romero. Der Chemieingenieur hat eine nachhaltige Alternative zu Pulled Pork entwickelt. Das sind kleine Fetzen aus Schweinefleisch, die gerne mit Barbecuesoße gegessen werden. Nur dass hier Bananenschalen statt Fleisch zum Einsatz kommen. Dass man die Schalen essen kann, hat der Unternehmer in seiner Heimat Venezuela erfahren. Die neu entwickelte "Pulled Banana" ist noch etwas zäh, reicht aber geschmacklich an das Original heran.

Bildrechte: Anne Kleinknecht
Bildbeitrag

Carlos Contreras Romero stellt seine Pulled Bananas vor.

Neben dem Erfinder der "Pulled Banana" sind zahlreiche andere Start-ups beim "Agri Food Demo Day" vertreten: Entwicklerinnen, die aus Insekten Proteine für die Lebensmittelproduktion herstellen, Unternehmer, die Avocados durchleuchten, um festzustellen, wie frisch sie sind und eine Tüftlerin, die Hühnerfleisch und Fisch durch Pilze ersetzt.

Pilze mit Potenzial

Für all diese Projekte interessiert sich Hila Cohen vom Innovation Accelerator des Welternährungsprogramms. Fisch auf Algenbasis oder Joghurt mit Insektenpulver mögen momentan noch teuer sein, doch, wenn man sie weiterentwickelt, so Cohen, werden auch die Kosten sinken und die Nachfrage wird steigen – idealerweise auch in den Ländern des globalen Südens.

Hila Cohen nimmt am Ende des Tages eine ganze Palette an Ideen mit, wie wir unsere Ernährung nachhaltiger gestalten können. Investor Adrian Friederich hat schon einen Favoriten: die Pilze. Die Entwickler von Bosquefoods seien mit ihrem Fleischersatz auf Myzelbasis schon sehr nah an konventionellem Hühnchen dran und hätten mit wenig Geld bereits viel erreicht. Das habe Potenzial.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!