Was schwankt an der Börse in der Regel weniger stark: Eine Aktie oder ein Fonds? Die richtige Antwort: der Fonds. Da er aus mehreren Aktien besteht, fallen die Schwankungen einzelner Papiere weniger stark ins Gewicht. Was für manche nach einer Banalität klingt, ist einigen der Generation Z weniger klar. Fast ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen antwortete in einer Umfrage: "eine Aktie" – und lag damit falsch.
Zugleich gaben 43 Prozent von ihnen an, sich bei derartigen Finanz-Fragen "gut informiert" zu fühlen. Beides – die Fehlerquote und die Selbsteinschätzung – waren in dieser Altersklasse ausgeprägter als in anderen. Wächst da also eine Börsen-Generation heran, die an den Finanzmärkten vor allem selbstbewusst und ahnungslos agiert?
"Kompetenzillusion" der Generation Z: Wissen vs. glauben, zu wissen
"Wir haben es hier mit einer echten Kompetenzillusion zu tun", sagt Oscar Stolper. Er ist Professor für Behavioral Finance an der Universität Marburg und hat die repräsentative Umfrage ausgewertet. Rund 2.000 Menschen aller Altersklassen, die Aktien und/oder Fonds besitzen oder besessen haben, wurden dafür im Auftrag von Union Investment befragt.
Mit Blick auf die Generation Z spricht Stolper von einer "Diskrepanz zwischen gefühltem und tatsächlich vorhandenem Wissen". Zum Vergleich: Bei der Eingangsfrage nach den Schwankungen gaben unter den 25- bis 44-Jährigen nur 21 Prozent die falsche Antwort, bei den über 55-Jährigen waren es sogar nur 13 Prozent.
Aus der Umfrage: Sollte man Aktien häufiger kaufen und verkaufen?
Auch bei der Frage, ob ein Depot regelmäßig umgeschichtet werden sollte, fielen die 18- bis 24-Jährigen eher durch Unwissenheit auf. Mehr als die Hälfte von ihnen stimmte dieser Aussage zu, auch hier waren es erneut mehr als in anderen Altersgruppen.
Dabei raten Finanz-Profis eher dazu, dass Privatanleger ihr Geld vor allem langfristig und passiv investieren sollten. Ein ETF-Sparplan auf einen Index, wie den MSCI World, in den über Jahre jeden Monat ein fixer Betrag fließt, gilt hier vielen als Mittel der Wahl. Kaufen und liegen lassen: Experten sprechen auch von einer "Buy and Hold"-Strategie.
Ein wichtiger Grund: Für Privatanleger ist es oft schwierig, den richtigen Zeitpunkt für das Kaufen oder Verkaufen einer Aktie zu erkennen. Oder weil die Gebühren dafür schnell die Gewinne auffressen können – getreu der alten Börsen-Weisheit: "Hin und Her macht Taschen leer."
Generation Z scheut das Risiko weniger als andere Altersklassen
Zu dieser Mischung aus Unwissen und Selbstüberschätzung gesellt sich noch ein dritter Faktor hinzu: die Risikobereitschaft. Sieben Prozent der befragten GenZ-Anlegerinnen und Anleger ordnet sich selbst in die Kategorie "spekulativ" ein. Das sind fast doppelt so viele, wie in anderen Altersklassen. Auch die Gruppe der "Renditeorientierten" fällt mit 32 Prozent vergleichsweise groß aus. "Es entsteht der Eindruck, dass bei jungen Menschen häufig eine 'Get-Rich-Fast'-Mentalität dominiert", kommentiert Stolper.
Finanzwissen von YouTube, Instagram, TikTok
Eine mögliche Erklärung dafür sieht der Finanz-Professor in der Art, wie sich die Anleger informieren. Zwar spielen laut Umfrage auch für die Generation Z weiterhin Bank- und Finanzberater die wichtigste Rolle. Doch häufiger als andere greifen sie auch auf "ungeprüfte Informationen von Familie, Freunden und Kollegen sowie insbesondere auch aus den sozialen Medien oder Foren" zurück. Und dort stehen bekanntlich mitunter nützliche Tipps direkt neben ausgemachten Unsinn.
Nach Aussage von Stolper gilt es deshalb, "das zarte Pflänzchen Aktienkultur nachhaltig zu kultivieren". Denn auch nach anderen Befragungen setzt die Generation Z wie keine vor ihr auf die Aktienmärkte, um zusätzlich fürs Alter vorzusorgen. Mithilfe des richtigen Finanzwissens gebe es die Chance, aus ihnen statt einer "neuen Generation frustrierter Aktionäre die Renditegewinner von morgen" zu machen.
Dieser Artikel ist erstmals am 27. Dezember 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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