Deutschlands letzte große Warenhauskette Galeria wird nicht zerschlagen. Die Gläubigerversammlung in Essen billigte am Montag mit großer Mehrheit den Sanierungsplan für den Konzern, wie dieser mitteilte.
Der Galeria-Bevollmächtigte Arndt Geiwitz erklärte, der Plan gebe "Galeria Karstadt Kaufhof beste Chancen für eine Rückkehr in die Erfolgsspur". Bei einer Ablehnung des Plans durch die Gläubiger - unter ihnen Lieferanten und Vermieter - hätte die Stilllegung des Geschäftsbetriebs bei Galeria gedroht.
Tausende Stellen fallen weg
Der Sanierungsplan sieht weitere tiefe Einschnitte für den seit Jahren kriselnden Warenhauskonzern vor, der zur milliardenschweren Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko gehört. Von den aktuell noch 129 Warenhäusern sollen 47 Filialen die Pforten schließen, 4.000 der zuletzt noch rund 17.000 Mitarbeiter verlieren ihren Job.
Der Stellenabbau trifft nicht nur die Schließungsfilialen, sondern auch die Konzernzentrale in Essen und die verbleibenden Warenhäuser. Denn viele von ihnen sollen verkleinert werden. Am Rande des Gläubigertreffens demonstrierten rund 20 Galeria-Betriebsräte aus ganz Deutschland gegen weitere Opfer der Beschäftigten.
Der Sachwalter Frank Kebekus betonte, dass eine Ablehnung des Insolvenzplans katastrophale Folgen für den Konzern gehabt hätte. Dann wäre nach seinen Worten die Schließung aller Filialen und die Kündigung aller Mitarbeitenden unvermeidlich gewesen. Für die Gläubiger bedeutet der Schritt allerdings den Verzicht auf einen Großteil des Geldes, das ihnen der Warenhauskonzern noch schuldet. Insgesamt müssen die Lieferanten, Vermieter und sonstigen Gläubiger Medienberichten zufolge auf mehr als eine Milliarde Euro verzichten.
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Acht Galeria-Filialen schließen in Bayern
In Bayern treffen die Schließungen acht Filialen - ursprünglich sollten es zehn sein. Zum 30. Juni ist in den Häusern Coburg, München Bahnhof, Nürnberg Königstraße und Nürnberg-Langwasser sowie Regensburg Neupfarrplatz Schluss. In der zweiten Schließungswelle zum 31. Januar 2024 trifft es dann Häuser in Kempten, Rosenheim und Schweinfurt.
Der Rosenheimer Oberbürgermeister Andreas März gab die Hoffnung noch nicht auf, dass der Standort vielleicht noch erhalten werden kann. Es seien noch Gespräche zwischen der Karstadt-Geschäftsleitung und den Eigentümern der Rosenheimer Immobilie vereinbart. Kämpferisch gab sich auch der Betriebsratsvorsitzende von Galeria Kaufhof Nürnberg, Robert Firtzlaff: Die Vergangenheit habe gezeigt, dass schon mal Filialen in letzter Sekunde gerettet wurden. Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas, der bei der Gläubigerversammlung in Essen anwesend war, betonte: "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“.
Erhalten bleiben im Freistaat folgende Filialen: Aschaffenburg, Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Erlangen, Landshut, Memmingen, vier Häuser in München, Nürnberg (Lorenzkirche), Regensburg und Würzburg.
Zweiter Rettungsversuch binnen drei Jahren
Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende vergangenen Jahres zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Als Gründe dafür nannte der Konzern die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukrainekrieges.
Ein erstes Schutzschirmverfahren, das 2020 während des ersten Corona-Lockdowns eingeleitet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4.000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.
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