Elon Musk ist in Deutschland massiv in die Kritik geraten. Erst hat er Donald Trump wortgewaltig und mit viel Geld bei dessen Wiederwahl zum US-Präsidenten unterstützt. Anfang des Jahres folgte seine umstrittene Wahlempfehlung für die AfD und schließlich ein Gespräch mit Parteichefin Alice Weidel auf der Plattform X. Das beschädigt offenbar sein Image und das seiner Elektroauto-Marke Tesla, denn die Kritik wird lauter.
Aufkleber von Tesla-Fahrern: "I bought this before Elon went crazy"
Zunächst waren solche Aufkleber nur in den USA zu sehen: "I bought this before Elon went crazy." Mittlerweile sollen auch in Deutschland rund 6.000 dieser Protestaufkleber die Hecks der E-Autos zieren.
Elon Musk hat durch seine politischen Aktionen einen Imageschaden erlitten, sind sich Experten wie Stefan Wegner von der Werbeagentur Scholz & Friends sicher: "Nach der Flug-Scham kommt jetzt die Tesla-Scham", sagte Wegner dem Bayerischen Rundfunk. "Musk ist Fluch und Segen zugleich."
Tesla ist unumstritten der Pionier bei E-Autos. Die ersten Kunden waren mehr Fans als Käufer. Magisch angezogen wurden sie vom Neuen, vom Revolutionären, von Fahrzeugen, die nicht nur mit Strom fahren, sondern ausgestattet sind wie rollende Computer.
SPD-Politiker Pronold gibt seinen Tesla zurück
Doch Musk hat mit seinen jüngsten Aktionen viele Fans enttäuscht. Sie fühlen sich vor den Kopf gestoßen und wenden sich ab, wie der ehemalige Chef der Bayern-SPD, Florian Pronold. Auf Linkedin (externer Link) teilte er mit: "Heute habe ich meinen Tesla nach drei Jahren Leasing zurückgegeben. Dieser Schritt fühlt sich nicht nur wie das Ende eines Vertrags an, sondern wie eine bewusste Abgrenzung." Der absolute Tiefpunkt, sagt Pronold, sei das Gespräch mit Alice Weidel gewesen.
Stefan Wegner versteht diese Haltung, glaubt aber nicht, dass sie der ausschlaggebende Grund für den rückläufigen Tesla-Absatz ist. "Die Marke ist etwas aus der Mode gekommen, wirkt nicht mehr frisch wie früher und kämpft schon länger mit Qualitätsproblemen."
Tesla fällt hinter deutsche Autobauer zurück
Die deutschen Absatzzahlen für 2024 zeigen einen deutlichen Trend. Wegen der zu Jahresbeginn gestrichenen staatlichen Prämie ging der gesamte Absatz von E-Autos um über ein Viertel zurück. Tesla verlor 40 Prozent und rutschte mit insgesamt 38.000 Fahrzeugen hinter VW und BMW auf den dritten Platz.
VW steht trotz eines Rückgangs mit 135.000 verkauften Fahrzeugen an der Spitze. BMW widerstand dem schwachen Trend und steigerte seinen Absatz auf 42.000.
Autoverleiher werfen Tesla aus der Flotte
Die Gründe für die Schwäche der Amerikaner sind vielfältig. Bei den Privatkunden sind sie gut im Geschäft. Große Firmen und Autovermieter sind unzufrieden. Sixt und Hertz haben Tesla ebenso aus ihren Flotten genommen wie der Softwareriese SAP.
Der Münchner Autoverleiher Sixt musste 2024 hohe Abschreibungen vornehmen, weil Elon Musk wiederholt mit massiven Preissenkungen überraschte. Sixt musste die Restwerte der Fahrzeuge anpassen, die beim Wiederverkauf erzielt werden sollten. Anders als die deutschen Hersteller geben die Amerikaner keine Rückkaufgarantie.
Auch beim Service, bei Reparatur und Lieferung von Ersatzteilen soll es immer wieder gravierende Mängel gegeben haben.
Elon Musk ist anders als andere Topmanager
Auch wenn Musk jetzt die Schlagzeilen bestimmt, die Liste seiner Eskapaden ist lang. Im Sommer 2018 verkündete er überraschend via Twitter, er werde seinen E-Autobauer von der Börse nehmen. Die Finanzierung sei gesichert. Ein kalifornisches Gericht stellte fest, dass die Angaben nicht stimmen. An der Börse schwankte der Kurs heftig auf und ab. Die US-Börsenaufsicht SEC verhängte gegen Musk eine Strafe in Höhe von 20 Millionen Dollar.
2021 löste er bei den Bitcoin-Fans Exstase aus. Lange hatten sie gehofft und spekuliert, dass endlich ein großes Unternehmen wie der Onlinehändler Amazon die Kryptowährung als Zahlungsmittel akzeptiert. Musk erklärte am Jahresanfang, er habe für 1,5 Milliarden Dollar Bitcoin gekauft und demnächst könne man seine Autos mit der Kryptowährung kaufen. Das Unternehmen Tesla fühlte sich überrumpelt und protestierte gegen den eigenen Chef.
Für wenige Wochen konnte man tatsächlich Teslas mit Bitcoin bezahlen. Der Kurs der Kryptowährung schoss auf über 60.000 Dollar. Ein Jahr später verkaufte Musk einen Großteil und verdiente fast eine Milliarde Dollar.
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