Elon Musk, Tech-Milliardär, Besitzer von "Tesla" und "X" und Berater von Donald Trump.
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Elon Musk, Tech-Milliardär, Besitzer von "Tesla" und "X" und Berater von Donald Trump.

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Warum sich Elon Musk in die deutsche Politik einmischt

Warum sich Elon Musk in die deutsche Politik einmischt

Olaf Scholz, ein "inkompetenter Trottel", Robert Habeck ein "Landesverräter" und Frank-Walter Steinmeier, ein "antidemokratischer Tyrann": Tech-Milliardär Elon Musk arbeitet sich seit Monaten an Deutschland ab und macht Werbung für die AfD. Warum?

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Spätestens seit seinem Gastbeitrag in der "Welt", in dem er Deutschland "am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs" verortete, ist Elon Musk hierzulande Gesprächsthema Nummer eins. Aber warum hat der Berater des designierten US-Präsidenten Trump ein so großes Interesse an Deutschland?

Was bringt es Musk?

"Im Laufe des letzten Jahres hat er angefangen, auch in innenpolitische Diskurse einzugreifen und immer wieder auch Pro-AfD Content zu verbreiten", sagt Politikberater Martin Fuchs im Gespräch mit BR24. Fuchs vermutet mehrere Ziele bei Musk: Zum einen wolle er durch politische Kontakte "seine wirtschaftlichen Unternehmungen und Aktivitäten unterstützen und absichern".

Als Libertärer sei es Musks Ziel, den Staat abzubauen. Folglich unterstütze er "Gruppen und Parteien weltweit, die ihm möglichst wenig Knüppel zwischen die Beine werfen." Gerade in Deutschland habe Musk gelernt, dass bei großen Wirtschaftsprojekten – wie seinem Tesla-Werk in Grünheide – viele Menschen mitreden.

Fuchs sieht bei Musk zudem "starke, narzisstische Züge". Wenn Musk zündele, wenn er wahrgenommen werde – "ich glaube, das macht ihm einfach auch eine diebische Freude", so der Politikberater.

Für Politikwissenschaftler Philipp Adorf von der Uni Bonn spielt auch Musks Erfolg als Berater von Donald Trump eine Rolle, da sich der Unternehmer nun an ähnliche Akteure in Europa richte. "Man sieht, dass er die gesamte rechtspopulistische Parteienfamilie in Europa unterstützt." Dazu gehören auch die britischen radikalen Rechten von "Reform UK" – auch wenn deren Chef Nigel Farage jüngst bei Musk in Ungnade fiel. Dass Musk sich so stark und in dieser Form in Deutschland einmische, sei auch Zeichen einer "gewissen Radikalisierung", so Adorf im BR24-Interview.

Was bringt es der AfD?

So herablassend sich Musk gegenüber Scholz, Habeck und Steinmeier äußerte, so lobend spricht er über die AfD. Am Donnerstagabend soll auf "X" ein Gespräch von ihm und AfD-Chefin Weidel online gehen.

Als größten Gewinn für die Partei sieht Politikberater Fuchs die "massive mediale Wahrnehmung". Seit Tagen ist Musk das Hauptthema im Wahlkampf, das verschaffe der Partei einen Reputationsgewinn. Sie könne zeigen, dass sie nicht nur eine starke Russland-Bindung habe, sondern dank Musk auch beste Verbindungen zur künftigen US-Regierung. Das lenke auch von anderen kritischen Themen ab, mit denen die AfD hierzulande konfrontiert wird.

Ähnlich sieht es Politikwissenschaftler Adorf: Es gebe eine "gewisse Normalisierung" der Partei. Dadurch, dass ein so bekannter und erfolgreicher Unternehmer wie Musk die AfD wie ein ganz normales Mitglied des deutschen Parteiensystems behandele, werde sie "ein bisschen aus der Schmuddelecke herausgeholt".

"Ich denke schon, dass die AfD es schafft, neue, andere Zielgruppen durch den Diskurs von Musk anzusprechen", so Fuchs. Allerdings werde sich der Effekt in Grenzen halten. Es gehe mehr um eine Mobilisierung der Sympathisanten der Partei. Durch die Werbung von Musk sei die Partei in der Lage, ihr "vorhandenes Wählerpotential durchaus auszuschöpfen", glaubt auch Politikwissenschaftler Adorf.

Darüber hinaus zeigten die vielen Diskussionen, dass die Partei relevant ist, so Fuchs. Hier übt der Politikberater auch Kritik: "Man macht die AfD viel zu groß, indem man über dieses Thema redet". Wäre der Diskurs nur auf X, würde er größtenteils innerhalb einer Blase bleiben. "So ist es mittlerweile in der Breite des feuilletonistischen Politik-Diskurses aller großen Medien angekommen."

Warum schlägt Musk so große Wellen?

Und die Aufregung in der deutschen Politik ist groß. Kanzler Scholz sagte in seiner Weihnachtsansprache, dass die Bürger entscheiden würden, wie es in Deutschland weitergeht, "nicht die Inhaber sozialer Medien". CDU-Chef Merz nannte Musks Gastbeitrag in der 'Welt' "irritierend und anmaßend". SPD-Chef Klingbeil verglich Musk mit Russlands Machthaber Putin. Und Grünen-Kanzlerkandidat Habeck erklärte im Spiegel: "Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk!"

Warum sich die deutsche Politik auf Musk stürzte? "Das ist eines der Themen, die extrem anschlussfähig sind, da kann man sich schnell eine Meinung bilden", erklärt Fuchs. Für die anderen Parteien biete sich die Chance auf dieser Metaebene Wahlkampf zu führen, "ohne selbst kreativ zu sein oder Konzepte zu entwickeln, die man in den Diskussionen stellt". Stattdessen arbeite man sich am politischen Gegner ab – das sei einfacher und schneller.

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