27.03.2024, Bayern, München: Ein Baugerüst steht auf einer Baustelle eines Neubaus. Wirtschaftsforschungsinstitute stellen am 27.03.2024 auf einer Pressekonferenz ihre Gemeinschaftsdiagnose für das Frühjahr 2024 vor. Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe
Audiobeitrag

Baustelle in München

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Institute senken Wachstumsprognose drastisch auf 0,1 Prozent ab

Institute senken Wachstumsprognose drastisch auf 0,1 Prozent ab

Die führenden Wirtschaftsinstitute des Landes haben ihre Wachstumserwartungen für das laufende Jahr drastisch auf nur noch 0,1 Prozent reduziert. Immerhin rechnen die Forscher aber auch nur noch mit 2,3 Prozent Inflation und steigenden Reallöhnen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Führende Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognose für Deutschland deutlich gesenkt. Die Institute erwarten für das laufende Jahr nur noch ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent. Im Herbst waren sie noch von einem Plus des Bruttoinlandsprodukts für 2024 von 1,3 Prozent ausgegangen.

Die Wachstumskräfte schwinden

Eine zähe konjunkturelle Schwächephase gehe mit schwindenden Wachstumskräften einher, so die Institute. Zwar dürfte ab dem Frühjahr eine Erholung der Konjunktur einsetzen, die Dynamik werde sind dabei aber in Grenzen halten. Im laufenden Jahr werde deshalb der private Konsum zur wichtigsten Triebkraft für die Konjunktur avancieren, im kommenden Jahr dann vermehrt auch das Auslandsgeschäft. Für das kommende Jahr belassen die Institute daher ihre Prognose mit plus 1,4 Prozent nahezu unverändert.

Für Deutschlands Wirtschaft gibt es viel "Gegenwind"

Als Begründung für ihre wachsende Skepsis insbesondere für das laufende Jahr verweisen die Institute in ihrer Gemeinschaftsdiagnose auf "konjunkturelle und strukturelle Faktoren". Das im Herbst erwartete "Anziehen der Wirtschaftsleistung ist ausgeblieben", sagte Stefan Kooths vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel). "Außen- wie binnenwirtschaftlich" gebe es "mehr Gegen- als Rückenwind".

Als Problem im Inland hob Kooths einen weiterhin "stark erhöhten Krankenstand" hervor, der die Produktivität spürbar geschmälert habe. Insbesondere bei energieintensiven Produkten habe es infolge der hohen Energiepreise in Deutschland zudem Produktionsverlagerungen ins Ausland gegeben.

Außenwirtschaftlich seien die Exporte gesunken, obwohl die Weltwirtschaft sich besser entwickelt habe. Grund dafür sei zum einen die schwache Nachfrage nach Investitionsgütern sowie die gesunkene "preisliche Wettbewerbsfähigkeit" deutscher Unternehmen.

Experten: "Die Wirtschaft in Deutschland ist angeschlagen"

Die deutsche Wirtschaft kränkele und sei insgesamt "angeschlagen", heißt es in der Frühjahrsprognose. 2023 sei die Wirtschaftsleistung in der größten Volkswirtschaft Europas um 0,3 Prozent zurückgegangen, derzeit bewege sich die Wirtschaftsleistung auf einem Niveau, das kaum über dem vor der Corona-Pandemie liege, so die Institute. "Seitdem tritt die Produktivität auf der Stelle", konstatierten die Experten - und für viele Wirtschaftsbereiche gelte das selbe.

Die Institute diagnostizieren eine "Politikunsicherheit"

Die Institute konstatieren außerdem eine "Politikunsicherheit", die weiterhin die Investitionstätigkeit der Unternehmen lähme. Sollte rasch Klarheit über den wirtschaftspolitischen Kurs herrschen, könne sich die abwartende Haltung bei den Firmen abschwächen und die Investitionstätigkeit schneller Tritt fassen. hieß es. Die Bundesregierung ring derzeit um ein Wachstumspaket. Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) haben dazu allerdings unterschiedliche Vorstellungen.

Die Reallöhne dürften immerhin steigen

Immerhin erwarten die Institute in diesem Jahr noch einen Anstieg der Verbraucherpreise um nur noch 2,3 Prozent und um 1,8 Prozent im kommenden Jahr. Zugleich gehen die Experten von einer Zunahme der Verdienste um 4,6 Prozent in diesem und um 3,4 Prozent im kommenden Jahr aus. "Damit nehmen die Reallöhne über den gesamten Prognosezeitraum zu und holen die Verluste aus dem Jahr 2022 und dem ersten Halbjahr 2023 langsam wieder auf", erklärten sie. Auch deshalb avanciere besonders im Jahr 2024 der private Konsum zur wichtigsten Stütze der Wirtschaft. 2025 dürfte dann der Außenhandel diese Rolle wieder übernehmen.

An der sogenannten Gemeinschaftsdiagnose beteiligt sind das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, das Kiel Institut für Weltwirtschaft, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen und das Ifo-Institut in München.

Mit Informationen von DPA und AFP

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!