Als Folge eines Preissprungs nach dem russischen Angriff auf die Ukraine galt seit Oktober 2022 ein deutlich ermäßigter Mehrwertsteuersatz auf Gaslieferungen über das Erdgasnetz: Er wurde von 19 auf sieben Prozent herabgesetzt - allerdings war diese Reduzierung von vornherein bis Ende März 2024 befristet, sie läuft demnächst also aus.
Wieder voller Mehrwertsteuersatz - Gaspreise steigen
Verbraucher müssen sich daher ab April auf höhere Gaspreise einstellen, weil nun der alte Steuersatz von 19 Prozent wieder in Kraft tritt. "Der volle Mehrwertsteuersatz wird den Gaspreis schlagartig um 11 Prozent erhöhen", sagt Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox. Auch Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie beim Vergleichsportal Check24, glaubt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sich darauf gefasst machen müssen, dass sich die Energiekosten ab April deutlich erhöhen.
Sinkende Einkaufspreise wirken dämpfend
Wie stark diese Erhöhung für die Endverbraucher konkret ausfallen wird, ist allerdings nicht ganz einfach zu beziffern. So betont ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), der unter anderem Stadtwerke vertritt, dass die Mehrwertsteuer nur ein Bestandteil des Gaspreises sei, neben den Kosten für Beschaffung und Vertrieb.
Das Auslaufen des ermäßigten Steuersatzes werde sich somit im Endpreis widerspiegeln, andere Faktoren wirkten jedoch preisdämpfend, zum Beispiel derzeit sinkende Einkaufspreise für die Versorger.
Konkrete Prognosen sind schwierig
Einige Marktbeoachter wagen trotz solcher Einschränkungen dennoch recht genaue Prognosen: Laut Verivox hat eine Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden mit durchschnittlichen Mehrkosten von rund 220 Euro pro Jahr zu rechnen. Das Portal Check24 beziffert diese Mehrkosten auf 173 Euro - im laufenden Jahr 2024, also ohne das erste Quartal bis Ende März. Ein Single mit einem Verbrauch von 5.000 Kilowattstunden müsse etwa 52 Euro mehr zahlen. Check24-Experte Suttner betont jedoch, die Neukundenpreise bei Gas lägen nun wieder auf dem Niveau von vor der Krise, keineswegs darüber.
Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, macht noch eine andere Rechnung auf: Ein Haushalt in einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas habe durch die auslaufende Regelung eine Ersparnis von rund 550 Euro im Jahr gehabt, sagt sie.
Experten-Tipps: Angebote vergleichen, Zähler ablesen
Florian Munder, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband, weist ebenfalls darauf hin, dass die aktuellen Neuvertragspreise für Gaskunden weit unter den Hochpreisen der Energiepreiskrise lägen. Wie Check24-Experte Suttner rät auch Munder den Verbraucherinnen und Verbrauchen, die Preise zu vergleichen und Wechselmöglichkeiten zu einem günstigeren Anbieter in Betracht zu ziehen. Wichtig sei dabei aber, "genau zu schauen, ob der Anbieter seriös ist".
Auf der Ratgeberseite Finanztip wird Verbrauchern empfohlen, am 31. März oder 1. April auf jeden Fall den Gaszähler abzulesen und den Zählerstand dem Gasversorger zu melden. So werde sichergestellt, dass wirklich die korrekte Menge zum alten, noch steuerbegünstigten Preis berechnet wird. Ohne den Zählerstand dürfe der Versorger den Verbrauch nämlich schätzen und unter Umständen zahle der Kunde dann für Gas, das er noch vor Ende März verbraucht hat, den ab April erhöhten Preis.
Es bleibt billiger als in der Krise
Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums betont, die Energiekosten seien "sowohl in Bezug auf Strom, als auch in Bezug auf Gas wieder auf ein deutlich geringeres Niveau zurückgefallen". Die Preise für private Haushalte, die im zweiten Halbjahr 2023 einen neuen Strom- oder Gasvertrag abgeschlossen haben, lägen "unter jenen der zweiten Jahreshälfte 2021".
Mit Informationen von dpa
- Zum Artikel: "Strom- und Gasanbieterwechsel: Darauf sollten Sie achten"
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