Die Deutschen rechnen zwar damit, wieder mehr Geld in der Tasche zu haben – auch die Erwartungen an die Konjunktur sind etwas optimistischer. Allerdings neigen die Verbraucherinnen und Verbraucher noch nicht zu größeren Anschaffungen. Zwar habe sich auch die Sparneigung leicht abgeschwächt. Die Sparquote sei aber immer noch auf einem ähnlich hohen Niveau wie während der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009, erklärt der Rolf Bürkl Konsumexperte von der GfK. Daran könne man die Verunsicherung der Bürgerinnen und Bürger ablesen.
Schlechte Stimmung dämpft Kauflaune
Dabei sprächen die harten Fakten eigentlich dafür, dass der Konsum durchstarten könnte, sagt Bürkl. Denn die Inflation sei rückläufig, es gebe viele hohe Tarifabschlüsse und der Arbeitsmarkt zeige sich weiterhin stabil. Die Konsumlaune würde allerdings von der schlechten Stimmung unten gehalten. Die entstehe vor allem durch die Kriege in der Ukraine und in Gaza und die damit verbundenen Sanktionen. Konsumexperte Rolf Bürkl sieht vorallem die Politik in der Pflicht: Sie müsse verlässlichere Rahmenbedingungen setzen, damit die Menschen in Deutschland weniger verunsichert sind.
Andreas Schöffel vom Handelsverband Bayern bestätigt die durchwachsene Stimmung der Kunden. "Unsere Zahlen sagen zwar, dass sich die Stimmung der Verbraucher im März ein bisschen bessert, allerdings haben wir in den vergangenen Monaten immer wieder ein Zickzack." Mal geht die Kauflaune hoch, dann wieder runter. "Es ist ein Schimmer am Horizont, aber kein Licht."
Verbraucher verzichten auf Luxus beim Essen
Zwar würden die Verbraucher davon ausgehen, dass sich ihr Einkommen in den nächsten Monaten tendenziell eher steigert, auf der anderen Seite seien die Verbraucher unsicher, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickelt und seien daher zurückhaltend mit Anschaffungen. "Das merken wir sogar bei den Lebensmitteln: Auch da bleiben die Leute bei dem Nötigen und verzichten auf Luxus."
Textilhandel besonders betroffen
Besonders hart treffe es den Textilhandel. Im Einzelhandel stelle der Handelsverband einen Zuwachs von 0,9 Prozent fest – das sei nicht viel. Im Textilbereich sei der Umsatz sogar gesunken: um 3,2 Prozent. Und das würden die Händler zu spüren bekommen. "Viele sind noch durch die Corona-Pandemie gebeutelt und müssen die Rückzahlungen an den Staat stemmen." Einzelne Betriebe stünden am Abgrund, immer mehr müssten dicht machen. Das treffe neben kleinen Familienbetrieben auch große Ketten, wie etwa Galeria. "Bei den Schließungen spielt aber natürlich auch mit rein, dass bei manchen Betrieben die Inhaber aus den geburtenstarken Jahrgängen in Rente gehen und keinen Nachfolger finden", ordnet Schöffel ein.
Seine Prognose: "Wir hoffen, dass sich der positive Trend weiterentwickelt. Richtig große Verbesserungen erwarten wir im Sommer aber nicht."
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!