Die Behauptung:
Florian von Brunn, SPD: "Weil wir im Moment einfach eine ungerechte Situation haben, dass Kinder aus Akademikerfamilien, wo die Eltern auch Geld haben, bessere Chancen haben. Das ist durch viele Statistiken bewiesen."
Der Kontext:
Eine Zuschauerin fragte von Brunn in der BR24 Wahlarena, wie leistungsfreudige und -willige Bürger aus der Schule kommen sollen, wenn in der Politik diskutiert werde, Leistungsanforderungen zu reduzieren. Der SPD-Politiker entgegnete auf diese Aussage: "ein bisschen Wettbewerb, ein bisschen Leistungsanforderung finde ich auch gut" und wies in dieser Diskussion auf unterschiedliche Bildungschancen hin.
Richtig oder falsch?
Richtig. Die Aussage von Florian von Brunn, dass der Bildungserfolg von Kindern in Deutschland auch vom Elternhaus abhängt, stimmt.
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Unterschiedliche Bildungschancen von Kindern
Die Fakten:
Der Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe gilt als eine "zentrale Gelenkstelle" und hat eine große Bedeutung für den weiteren Lebensweg von jungen Menschen, heißt es in der aktuellen IGLU-Studie. Diese testet alle fünf Jahre das Lesevermögen von Schülerinnen und Schülern der 4. Jahrgangsstufe im internationalen Vergleich und wird in Deutschland von der Technischen Universität Dortmund durchgeführt. Der Untersuchung zufolge konnte in zahlreichen Untersuchungen festgestellt werden, dass die Verteilung von Schülerinnen und Schülern auf die unterschiedlichen Schultypen nach der vierten Klasse nicht nur mit den schulischen Leistungen, sondern "insbesondere auch mit der sozialen Herkunft zusammenhängt".
Kinder aus bildungsfernen Familien: deutlich geringere Chancen
Die Studie zeigt zwar, dass leistungsrelevante Merkmale wie Noten oder Lesekompetenz der Kinder in der Grundschule für Lehrerinnen und Lehrer wichtig bei der Beurteilung sind, ob ein Kind auf das Gymnasium kommt. Dennoch wiesen die Analysen darauf hin, dass "Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Familien bei gleicher Lesekompetenz und bei gleichen kognitiven Grundfähigkeiten eine deutlich geringere Chance auf eine Gymnasialpräferenz der Lehrkräfte haben als Schülerinnen und Schüler aus bildungsnahen Familien". Die eigene soziale Herkunft hat nach der Studie auch einen Einfluss darauf, ob die Eltern ihr Kind auf das Gymnasium schicken wollen oder nicht.
Kinder aus Akademikerfamilien studieren häufiger
Den unterschiedlichen Bildungserfolg von Kindern zeigt auch eine Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Diese zeigt, dass Kinder, die aus einem Akademikerhaushalt kommen, dreimal häufiger studieren als Kinder, deren Eltern keine Universität oder Hochschule besucht haben.
- Florian von Brunn sprach auch über Kinderbetreuung. Dieses Thema wurde im BR24 Wahl-Talk am 6. September 2023 besprochen, unseren #Faktenfuchs dazu finden Sie hier.
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