In der Nacht zum Freitag wurde es über München und Frankfurt ruhiger als sonst. Denn die Lufthansa-Piloten werden sich nicht blicken lassen auf den beiden zentralen Flughäfen der Airline. Weder um zu fliegen, noch um zu streiken. Ein Sprecher der Vereinigung Cockpit (VC) sagte dem BR, es werde keine Kundgebung oder Sprechchöre geben, die Beschäftigten würden einfach zu Hause bleiben.
Betroffene Passagiere werden informiert
Bei den Passagieren, die jetzt wegfliegen oder aus dem Urlaub heimkommen wollten, dürfte diese Ankündigung Stress auslösen. Laut Lufthansa sind 130.000 Passagiere und 800 Flüge betroffen - also fast alle im Lufthansa-Flugplan. Die Flieger der Lufthansa-Töchter hingegen heben durchaus ab: Lufthansa Cityline, Swiss, Austrian Airlines und Eurowings.
Wer allerdings tatsächlich mit Lufthansa Classic in den Urlaub will, sollte sein Vorhaben noch nicht voreilig aufgeben: Es gibt einen Notfall-Flugplan. Und zwar nicht in Form eines klassischen Dokuments wie früher, so ein Sprecher. Alle betroffenen Passagiere müssten bereits per Mail oder SMS informiert worden sein. Wer trotzdem sichergehen will, kann das auf der Anbieter-Website nachlesen.
- Zum Artikel: "Flug wegen Streiks gestrichen: Welche Rechte haben Passagiere?"
Innerdeutsch: Umstieg auf den Zug oder auf Eurowings
Wer einen Flug innerhalb Deutschlands gebucht hatte, der jetzt aber entfällt, kann übrigens auch auf die Bahn umsteigen und bekommt die Kosten erstattet. Und Reisende, die wegen des Streiks im Ausland festsitzen, haben ebenfalls Ansprüche auf Ersatz. Bis der Alternativflug kommt, müssen sie sich allerdings selbst um eine Unterkunft bemühen.
Die Lufthansa bietet in einigen Fällen auch Kontingente für Übernachtungen an. Flüge, die schon am Donnerstag ins Ausland gegangen sind und erst am Freitag wieder zurückkommen, dürfen übrigens nicht bestreikt werden - auch diese Informationen finden sich online.
Aus gewöhnlicher Tarifverhandlung wurde ein Streik
Inhaltlich geht es bei dem Streik um Gehaltsforderungen seitens der Piloten, die die Lufthansa in dem Maße nicht erfüllen möchte. Im Juli war der alte Tarifvertrag ausgelaufen, ein neuer musste verhandelt werden. Die beiden Seiten hatten sich insgesamt zehn Mal zu Verhandlungen getroffen. Am Ende bot die Lufthansa laut eigenen Angaben an, innerhalb von 18 Monaten innerhalb von zwei Stufen die Grundvergütung der Pilotinnen und Piloten um insgesamt 900 Euro pro Monat anzuheben. Für Jungpiloten mit Einstiegsgehalt wäre das ein Plus von 18 Prozent, für Altgediente wären es fünf Prozent mehr Lohn.
Gefordert wird ein Gesamtkonzept
"Auf den ersten Blick ist das kein schlechtes Angebot", sagt der Sprecher von VC. Aber die Gewerkschaft möchte langfristig ein neues Gesamtkonzept für die Vergütungsstruktur aushandeln, mit dem insgesamt 16 Punkte erneuert würden. Da reiche ein Happen nicht. "Wir wollen ein neues, konkretes, verhandlungsfähiges Angebot", so der Sprecher. Dann kehre man gern zurück an den Verhandlungstisch.
In der Nacht zum Samstag sollen die Piloten wieder in die Cockpits steigen. Allerdings warnt die Lufthansa schon davor, dass sich die Auswirkungen des Streiks noch bis ins Wochenende hineinziehen dürften. Immerhin: Bislang ist laut Cockpit nur ein Streiktag geplant.
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- Zum Artikel: "EBU-Projekt Europäische Perspektiven"
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