Die Olympischen Sommerspiele von 1972 in München hatten ein einzigartiges Erscheinungsbild, das bis heute nachwirkt. Sie sollten heiter, modern und demokratisch sein, ohne Pathos und Gigantismus, ganz im Gegensatz zu der Olympiade der Nationalsozialisten 1936 in Berlin.
Olympia-Designer von 1972 heute
In einem Hinterhof-Atelier in München bringt Elena Schwaiger aufs Papier, was ihr in den Sinn kommt: abstrakte Kunst. Ganz anders als zu Beginn ihrer Karriere als Designerin. Elena Schwaiger hieß damals noch Winschermann und gehörte zum Team der Kreativen im Organisationskomitee für die Sommerspiele 1972.
"Ich war 20 Jahre, als ich angefangen hab und mir hat das unheimlich Spaß gemacht, weil es auch eine ganz tolle Truppe war, die da beieinander war", erinnert sich Schwaiger. "Und ich hab vom Otl Aicher einfach sehr sehr viel gelernt. Ich fand das auch alles gut, was er gemacht hat. Das hat mir gefallen und ich konnte mich da so leicht rein begeben." Elena Schwaiger
Otl Aicher – einer der prägendsten deutschen Designer des 20. Jahrhunderts – war damals ihr Chef. Das Team um ihn prägte das Erscheinungsbild der Olympischen Spiele. Die Olympia-Designer verwendeten bunte freundliche Farben wie Blau-, Grün-, Orange- und Gelb-Töne. Elena Winschermann entwarf das passende Maskottchen - den Olympia-Waldi, für den kräftig geworben wurde.
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Ausstellung "Design für Olympia"
50 Jahre später sind die Gestaltungsideen der damaligen Designer immer noch gefragt. "Diese Klarheit, eine Schrift, ein Farbkonzept und das so konsequent durchziehen über die Kleidung, über die Maskottchen, über die Plakate, über die Ausgestaltung der Sportstätten, das hat einen Vorbildcharakter und hat es doch bis heute", sagt Caroline Fuchs, Kuratorin der Ausstellung "Design für Olympia" im Designmuseum in München.
Olympia-Design in der ganzen Stadt präsent
1972 war das Design bis in die Innenstadt präsent, etwa mit Plakaten und Fahnen in der neuen Fußgängerzone. Für das positive Bild der bayerischen Metropole war in der Olympischen Designabteilung Eberhard Stauß mitverantwortlich. Er platzierte etwa gezielt Fahnenpulks in der Stadt. "Diese Fahnenpulks haben nicht nur die Aufgabe, einen gewissen Erlebnisgehalt zu schaffen und Hintergrund zu sein, sondern dienen auch im Wesentlichen zur Hervorhebung der wichtigen Münchner Ringstraßen", sagt Eberhard Stauß.
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Ein halbes Jahrhundert später: In der Agentur Processform in München setzt sich Kilian Stauss, der Sohn des Olympia-Designers Eberhard Stauß und Design-Professor an der TH Rosenheim, dafür ein, dass die olympischen Gestaltungsideen und die damit verbundenen Werte nicht in Vergessenheit geraten. Dazu hat er ein Handbuch verfasst.
"Das sind keine Dinge, die an eine bestimmte Epoche oder an einen bestimmten Stil gekoppelt sind, sondern, die gerade heute, wo München noch internationaler wird, wo wir noch mehr Besucher haben, wo wir wachsen, wo wir europäische Metropolregion werden, eigentlich weiter gepflegt werden müssen". Kilian Stauss.
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Sportpiktogramme von 1972 setzten weltweit Standards
Auch ein international verständliches Beschilderungssystem war das Ziel der Gestalter der Olympiade 1972. Dazu arbeiteten sie an der Perfektion von Piktogrammen, etwa für verschiedene Sportarten – mit bleibendem Erfolg. Heute sind derlei Symbole gerade auch in der digitalen Welt allgegenwärtig. "Die Entwicklung dieser Sportpiktogramme und der Servicepiktogramme von Otl Aicher und seinem Team haben weltweite Standards gesetzt", erklärt Stauss. "Weil sie eigentlich so reduziert entwickelt worden sind, dass sie keinerlei, wenn man so will, Münchner Stil oder noch nicht mal besonders zeittypisch sind, sondern so abstrahiert wurden, dass sie bis heute im Einsatz bleiben können." Für Grünanlagen neben dem Olympia-Dorf hat Kilian Stauss das Gestaltungskonzept von früher in neuen Piktogrammen weiterentwickelt. So ist eine Parkordnung entstanden, die klare Regeln setzt und dennoch ansprechend ist.
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