Seit längerem plant Siemens, sein Geschäft mit Großmotoren auszugliedern. Nun sind die Pläne konkreter: Die Ausgliederung wird nach Aussage von Konzernchef Roland Busch etwa doppelt so groß ausfallen wie bislang geplant, erklärte er bei der Vorstellung der Jahresbilanz.
Entstehen soll ein neues Unternehmen mit rund drei Milliarden Euro Jahresumsatz, zu dem dann auch die bisherige Erlanger Siemens-Tochter Sykatec gehört. 320 Beschäftigte müssen wohl bald von Erlangen in den Nürnberger Süden umziehen. Der als gefährdet geltende Standort Vogelweiherstraße wird dann wohl von den neuen Plänen des Konzerns profitieren.
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Ausgliederung bei Siemens fällt größer aus
Dass Siemens sich von seinem Großmotorengeschäft LDA ("Large Drive Applications") trennen will, ist nicht neu. Neu sei, dass die Ausgliederung etwa doppelt so groß ausfallen wird wie bislang geplant. Ein Teil verbleibt bei der Siemens AG. Der andere soll zusammen mit anderen Firmen, wie etwa der eigenständigen Siemens-Tochter Sykatec, in ein neues, noch zu gründendes Unternehmen überführt werden. Dieses Unternehmen soll weltweit 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfassen und einen Jahresumsatz von rund drei Milliarden Euro generieren. Etwa 520 Beschäftigte entfallen auf Franken. "Die neue Firma wird äußerst wettbewerbsfähig sein", meint der Siemens-Chef.
Nach der Abspaltung wird das neue Unternehmen zumindest vorerst unter dem Dach der Siemens AG bleiben. Mittelfristig könnte der Ausgliederung aber ein Verkauf oder auch ein Börsengang folgen.
320 Sykatec-Beschäftigte künftig in Nürnberg
Neben der Spezialfirma Weiss Spindeltechnologie aus dem Landkreis Hassberge in Unterfranken soll auch das Erlanger Fertigungstechnik-Unternehmen Sykatec zu dem neuen, von Siemens ausgegliederten Konzern gehören. Sykatec ist eine eigenständige Siemens-Tochter mit 320 Beschäftigten. Diese Beschäftigten werden nach Informationen von BR24 im Zuge der Ausgliederung mit ihren Arbeitsplätzen nach Nürnberg umziehen: in die Vogelweiherstraße. Hier befindet sich der größte Standort der Großmotorensparte.
Aufatmen in der Vogelweiherstraße
Die bisherigen Ausgliederungspläne für die Großmotorensparte LDA hatte die Gewerkschaft IG Metall als Bedrohung für den gesamten Nürnberger Standort gesehen. Hier arbeiten rund 3.000 Siemens-Beschäftigte, 850 davon bei LDA. Sie waren in den vergangenen Monaten mehrfach auf die Straße gegangen, um für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen.
Dass künftig auch die 320 Sykatec-Beschäftigten in Nürnberg arbeiten, sei eine Stärkung für den Standort, sagt IG Metall-Gewerkschaftssekretär Hagen Reimer. Da Siemens nur einen Teil der Großmotorensparte ausgliedern will, wären davon nicht alle 850 Nürnberger LDA-Beschäftigten betroffen, sondern nur etwa 200. Die Gefahr, dass der gesamte Standort Vogelweiherstraße vor dem Aus steht, dürfte sich durch die neuen Siemens-Pläne für die Großmotorensparte verringert haben.
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IG Metall sieht Licht und Schatten
Die Gewerkschaft IG Metall sieht die neuen Abspaltungspläne von Siemens für die Großmotorensparte des Konzerns mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Eine Ausgliederung sehe man weiterhin "äußerst skeptisch", so Gewerkschaftssekretär Reimer. Dass die Ausgliederung nun etwa doppelt so groß ausfällt wie bislang geplant, begrüßt die Gewerkschaft allerdings. Das sei "ein vielversprechender Ansatz."
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