Das Mehrfamilienhaus "Tocklerhof" von außen
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Der Tocklerhof ist das gemeinsame Zuhause unterschiedlicher Mieter, die zugleich Eigentümer der Immobilie sind.

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Traum-Wohnprojekt: Gemeinsam finanzieren, gemeinsam wohnen

Traum-Wohnprojekt: Gemeinsam finanzieren, gemeinsam wohnen

Besondere Wohnmöglichkeiten gibt es viele: Nachbarschaftsprojekte, Wohngemeinschaften, Mehrgenerationenhäuser. Ein Beispiel aus Bamberg zeigt, wie engagierte Menschen sich und ihren Nachbarn ein Wohnen nach den eigenen Wünschen ermöglichen.

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In der Gärtnerstadt Bambergs, gleich neben dem historischen Zentrum, befindet sich ein neues, ganz besonderes Gebäude: der Tocklerhof. Seit etwa vier Jahren wohnen hier 16 Erwachsene und zwei Kinder. Das Haus wurde ganz nach ihren Vorstellungen gebaut. Die Nachbarn sind immer füreinander da. Und sie sind Hauseigentümer und Mieter zugleich. Dafür haben sie eine eigene Unternehmensgesellschaft gegründet.

Alleinerziehende, Rentner, Ehepaare – alle unter einem Dach

Im Erdgeschoss leben Yvonne Flach und ihr Sohn Erik. Die beiden haben einen eigenen kleinen Garten vor ihrer Wohnung. Die ist 72 Quadratmeter groß und barrierefrei. Für die Alleinerziehende war das Leben noch nie so entspannt: "Ich fühle mich sehr geborgen. Ich kann mir vorstellen, mein ganzes Leben lang hier zu wohnen", sagt Yvonne Flach. "Ich weiß auch, dass eine Zeit kommen wird, wo ich viel von dem zurückgeben kann, was jetzt in mich investiert wird, wenn man das in so einer Kosten-Nutzen-Rechnung sehen will."

Eigenkapital plus Mietzahlungen als finanzielle Grundlage

In der ersten und zweiten Etage liegt die Maisonette-Wohnung des Rentnerehepaars Susanna Obando und Christian Dibbern. Wie jeder hier haben die ehemaligen Berufsmusiker eine Ersteinlage von 10.000 Euro geleistet. Dazu als Eigenkapital, je nach Wohnungsgröße, eine zweite Einlage zur Finanzierung von Grundstück und Bau. Alle zahlen derzeit pro Quadratmeter 10 Euro Miete, die sie bei einer jährlichen Ausschüttung zum Teil zurückerhalten.

"Bei uns war das eine glückliche Fügung, dass wir praktisch auch Leute haben, die viel in die Gesellschaft eingezahlt haben, was der Bank gegenüber das Eigenkapital für das Projekt ist", sagt Christian Dibbern. "Und dann können wir wunderbar Leute mit reinnehmen, die wenig haben. Das ist dann gar kein Problem mehr." Das Geld ist gut angelegt: Alle besitzen ein lebenslanges Wohnrecht. Sollten sie doch einmal ausziehen wollen, würden sie in Höhe des aktuellen Verkaufspreises ausbezahlt werden.

Steiniger Weg von der Idee bis zum gemeinsamen Wohnen

Unter dem Dach lebt das Ehepaar Hümmer. Die beiden sind Gründungsmitglieder der Gesellschaft, in der Klaus Hümmer Geschäftsführer ist. Früher haben die Berufsschullehrer zur Miete gewohnt. Jetzt können sie 120 Quadratmeter ihr Eigen nennen. Doch bis dahin war es ein steiniger Weg: Fast zehn Jahre hatte die Projektgruppe in Bamberg gesucht und dabei mehr als drei Dutzend Häuser und Grundstücke besichtigt – bis sie endlich ihren Traum vom gemeinsamen Wohnen verwirklichen und einen Architekten mit dem Bau des Tocklerhofs beauftragen konnte.

Fördermöglichkeiten für Mehrgenerationenhaus-Wohnprojekte

Ein Mehrgenerationenhaus ist eine Möglichkeit, gemeinschaftlich ein Haus zu finanzieren und zu bewohnen. Das Bundesministerium für Familien, Soziales, Frauen und Jugend hat im Januar 2021 das Bundesprogramm "Mehrgenerationenhaus. Miteinander - Füreinander" gestartet. Für acht Jahre werden rund 530 Mehrgenerationenhäuser bundesweit gefördert. Schon in den Jahren davor waren Mehrgenerationenhäuser durch das Familienministerium unterstützt worden.

Alle im Bundesprogramm "Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander" geförderten Mehrgenerationenhäuser erhalten 2021 einen um 10.000 Euro auf maximal 40.000 Euro pro Haus erhöhten Bundeszuschuss. Fördermöglichkeiten gibt es auch über die KfW.

  • Zum Artikel: Gemeinsam statt einsam: Mehrgenerationenhäuser und Demenz-WG

Hausbewohner vereinbaren "Ministerien"

Kompromissbereitschaft und Gemeinschaftssinn sind für ein solches Wohnprojekt Voraussetzung. Im Tocklerhof ist jeder und jede für bestimmte Gemeinschaftsflächen zuständig. Damit die Organisation reibungslos funktioniert, haben die Bewohner "Ministerien" vergeben. Jeder kann sich hier nach seinen Fähigkeiten einbringen. Yvonne Flach etwa hat die Federführung für den gemeinsamen Garten. Was die Gestaltung betrifft, darf sich jeder einbringen. Im Keller ist eine Werkstatt, die alle nutzen können. Klaus Hümmer als gelernter Zimmermann baut einen großen Tisch für draußen.

Carsharing in der Hausgemeinschaft

Die 16 Erwachsenen teilen sich drei Autos. Mehr Stellplätze gibt es nicht – und der Bau einer Tiefgarage war der Gemeinschaft zu teuer. Über einen gemeinsamen Online-Kalender haben Susanna Obando und Christian Dibbern heute ein Fahrzeug reserviert, um für alle Getränke zu holen. Das Carsharing hat sich bewährt. Und für die Urlaubszeit haben die Bewohner eine Regelung getroffen. "Da muss immer ein Auto hierbleiben", erklärt Susanna Obando. Zudem werde ohnehin sehr viel zu Fuß und mit dem Fahrrad erledigt.

"Das ist unser Leben hier, dass man gemeinsam was tut. Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn man was für andere tut und was man auch für eine Gemeinschaft tut. Ist was Grundsätzliches im Leben für mich, finde ich total toll." Christian Dibbern, Tocklerhof-Bewohner

Das Wohnprojekt Tocklerhof in Bamberg: gemeinschaftlich, selbstverwaltet, generationenübergreifend. Auch an einen Lift haben die Bewohner gedacht. Sie wollen schließlich bis an ihr Lebensende hier wohnen. Ans Verkaufen denkt jedenfalls keiner. Denn dafür fühlen sich alle viel zu wohl in ihrer selbst gewählten Großfamilie.

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