Die Unternehmensgruppe Mittelbayerischer Verlag gehört künftig zur Verlagsgruppe Passau.
Kartellamt muss noch zustimmen
Die Verlegerfamilien Esser und Diekmann haben sich nach eigenen Angaben auf eine Übernahme geeinigt. Damit sollen künftig die Passauer Neue Presse (PNP) sowie der Donaukurier (DK) und die Mittelbayerische Zeitung (MZ) unter einem Verlag erscheinen. Das Kartellamt muss der Übernahme noch zustimmen.
Der Mittelbayerische Verlag äußerte sich auf Anfrage nicht direkt selbst und verwies auf die Mitteilung aus Passau. MZ-Herausgeber Peter Esser lobte darin die gute Verhandlungsatmosphäre zwischen allen Beteiligten.
"Glauben an Zukunft der Regionalzeitung"
Die Familie Esser scheide nach der Genehmigung durch das Kartellamt aus der Gesellschaft aus. Mit ihr zusammen werde sich auch der langjährige Vorsitzende der Geschäftsführung, Martin Wunnike, aus dem Unternehmen zurückziehen. Auf Wunsch der Familie habe er sich bereiterklärt, den Übergang bis zum Jahresende zu begleiten.
PNP-Verlegerin Simone Tucci-Diekmann bedankte sich für das große Vertrauen, das die Familie Esser mit dem Verkauf in sie setze. "Wir glauben fest an die Zukunft der Regionalzeitung - ob nun in gedruckter oder in elektronischer Form", betonte sie.
Zeitungsauflage bei insgesamt 348.000 Ausgaben pro Tag
Laut PNP-Verlegerin Simone Tucci-Diekmann sei der Erwerb ein "logischer Wachstumsschritt und eine perfekte Ergänzung der bisherigen Verlagsaktivitäten". Laut eigenen Angaben des Verlags erreichen die täglich verkauften Ausgaben von PNP, DK und MZ zusammen täglich einen Auflagenschnitt von 348.000.
Skepsis beim BJV
Der Bayerische Journalistenverband (BJV) äußerst sich zur Übernahme der Unternehmensgruppe "Mittelbayerischer Verlag" durch die Verlagsgruppe Passau skeptisch. "Für die Medienvielfalt ist dieser Kauf eine Katastrophe. Die Passauer Neue Presse hat nun von Passau über Regensburg nach Ingolstadt die Nachrichtenhoheit weitgehend erreicht. Das hat mit Medienvielfalt nichts mehr zu tun, sofern die Titel in Zukunft, unabhängig der Besitzverhältnisse, nicht eigenständig weiterarbeiten", sagt der BJV-Vorsitzende Michael Busch.
Die Erfahrungen zeige, dass diese Art der Verschmelzungen in der Regel mit Personalabbau einhergehe: "Synergien wollen genutzt werden, so dass das Szenario des Personalabbaus leider viel zu schnell Realität wird. Der BJV hofft, dass sich die Führung der PNP ihrer sozialen Verantwortung bewusst ist, dass die journalistische Vielfalt nicht abgebaut werden darf und die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter sich nicht verschlechtern. Weder in der Meinungsvielfalt noch in der Personalstärke", so Busch.
Auch die Gewerkschaft ver.di sorgt sich
Durch die Übernahme werde die vielgelobte Pressevielfalt in Bayern schwer beschädigt, erklärte Christa Hasenmaile, Leiterin des Fachbereichs Medien bei der Gewerkschaft ver.di. Außerdem habe sich schon nach dem Kauf des Donaukuriers gezeigt, dass sich die Arbeitsbedingungen, insbesondere in der Redaktion, deutlich verschlechtert hätten.
Den Schutz von Flächentarifverträgen, so Hasenmaile, hätten schon jetzt weder die Beschäftigten in Passau noch die Belegschaft in Regensburg. "Da werden Beschäftigte zur Manövriermasse überzogener Expansionspläne", so Hasenmaile. Der zunehmende Ausbau von medialen Monopolen tue überdies auch einer auf Vielfalt angewiesenen demokratischen Gesellschaft nicht gut.
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