Die gesetzlichen Krankenkassen beklagen regelmäßig, dass ihre Versicherten vor allem auf Facharzttermine lange warten müssten. Bei Hausärzten habe sich die Lage zwar verbessert, berichten die Kassen. Mit der Entwicklung bei Facharztterminen sind sie aber unzufrieden.
Früheren Arzttermin finden: Kassenarztverband hilft
Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) weist darauf hin, dass es inzwischen verschiedene Angebote gibt, um freie Arzttermine zu finden. Die Terminservicestellen, die die Kassenärztlichen Vereinigungen bundesweit betreiben, sollen zum einen außerhalb der üblichen Praxis-Öffnungszeiten Patienten informieren, wohin sie sich wenden können. Daneben vermitteln sie aber gegebenenfalls auch reguläre Termine in Sprechstunden.
Patienten, die online einen Termin buchen wollen, können sich unter der Internet-Adresse 116117-termine.de (externer Link) einen Überblick verschaffen und gegebenenfalls direkt einen Termin vereinbaren.
Auch telefonisch ist die 116117 erreichbar. Allerdings gibt es von Patienten immer wieder Berichte, dass Anrufer mitunter länger in einer Warteschleife bleiben müssen, bevor sie ihr Anliegen vorbringen können.
Notfall, oder nicht? Online-Einschätzung und Video-Sprechstunde bringen Klarheit
Für Patienten mit akuten Beschwerden hat die KVB ein eigenes Online-Portal freigeschaltet. Auf der Seite "DocOnline" (externer Link) wird mit einem Fragenkatalog zunächst festgestellt, ob ein Notfall vorliegt, der einen Anruf bei der Notfallnummer 112 ratsam macht.
Wenn kein akuter Notfall vorliegt, bekommen Patienten auch die Möglichkeit, sich gegebenenfalls in eine Online-Sprechstunde schalten zu lassen, um abzuklären, welche Untersuchungen oder Behandlungsschritte nötig sind.
Auch Kassen vermitteln Arzttermine
Einige gesetzliche Krankenkassen bieten ebenfalls an, Patienten Praxis-Termine zu vermitteln. Solche Angebote machen die Kassen aber jeweils nur für ihre Versicherten. Deswegen müssen Patienten herausfinden, ob ihre Kasse ein solches Angebot hat: Entweder durch einen Anruf bei der Kasse oder etwa, indem man das Stichwort "Terminvermittlung" und den Namen der Kasse bei einer Online-Suchmaschine eingibt.
Patientensteuerung: "Erst mal zum Hausarzt!"
Bayerns Ärztepräsident Gerald Quitterer appelliert gleichzeitig an die Patienten, selbst etwas dazu beizutragen, dass die Arbeitszeit seiner Kolleginnen und Kollegen möglichst effizient genutzt wird. Lange Wartezeiten hätten zum Teil auch ihre Ursache darin, dass es im deutschen Gesundheitswesen zu wenig Patientensteuerung gebe, kritisiert Quitterer.
Bayerns Ärztepräsident ist überzeugt: Wenn Patienten nicht auf eigene Faust einschätzen, welche Anlaufstelle im Gesundheitswesen für sie die richtige ist, könnte die Arbeitskraft von Ärztinnen und Ärzten deutlich effizienter eingesetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommen auch verschiedene Studien.
Wer Rückenschmerzen hat, sollte nicht unbedingt direkt einen Termin beim Orthopäden anfragen und Erkältungspatienten sind nicht unbedingt beim HNO-Arzt am besten aufgehoben, findet Quitterer. Er wünscht sich, dass die Hausarztpraxen gestärkt werden, etwa indem Patienten einen Bonus erhalten, wenn sie zunächst eine Hausarztpraxis aufsuchen.
Dort könne dann entschieden werden, ob ein Facharzt hinzugezogen werden muss. Haus- und Facharztpraxen könnten dann eng zusammenarbeiten, um die richtige Betreuung des Patienten sicherzustellen, erklärt Quitterer: "Davon profitiert die haus- und die fachärztliche Seite, und nicht zuletzt auch der Patient."
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