Altbekannte Modeläden und -hersteller schlittern derzeit in die Insolvenz: der Filialist Peek & Cloppenburg, die Damenoberbekleidungs-Firma Gerry Weber, die Schuhhändler Reno und Görtz und natürlich der Warenhaus-Konzern Galeria Karstadt Kaufhof, um nur einige zu nennen. In den ersten vier Monaten des Jahres haben insgesamt 35 Modeanbieter in Deutschland Insolvenz angemeldet. Es dürften noch einige folgen.
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Modehandel: Probleme offline und online
Da war zunächst die Corona-Pandemie: viele Modehändler mussten mit Schließungen kämpfen. Nun lassen die hohe Inflation und die damit verbundene Sparsamkeit der Verbraucher manche Firmen in die Zahlungsunfähigkeit schlittern. Doch nicht nur die die Ladengeschäfte vor Ort kämpfen mit Problemen, sondern auch die Internetanbieter. So berichtet der Onlinehändler Zalando von einer Kaufzurückhaltung. Die Konsequenz: Hunderte Stellen sollen gestrichen werden. Für Peek & Cloppenburg war das Onlinegeschäft zuletzt auch mehr Belastung als Umsatzbringer.
Würzburger Modekette Zapata wird abgewickelt
Und auch die Würzburger Modekette Zapata war seit Jahren in der Krise. Nach der Gründung 1985 stieg Zapata zunächst zu einer bekannten Marke auf, insbesondere in Unterfranken. Doch 2016 musste die Firma erstmals Insolvenz anmelden und die Standorte in Bayern von 15 auf neun Filialen reduzieren. Zuletzt hatte Zapata nur noch vier Filialen mit etwa 30 Mitarbeitenden in Würzburg, Passau, Augsburg und Neu-Ulm. Nach dem erneuten Insolvenzantrag Anfang dieses Jahres gab es nun keine Rettung mehr. Zapata wird abgewickelt.
Schutzschirmverfahren bringt Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten
Die meisten Modefirmen, die ins Straucheln gekommen sind, hegen die Hoffnung, sich im Rahmen des Insolvenzrechts sanieren zu können. Peek & Cloppenburg, Reno und Galeria Karstadt Kaufhof etwa. Sie haben sich in ein Schutzschirmverfahren geflüchtet. Dies ist eine besondere Verfahrensart, die 2012 in das deutsche Insolvenzrecht aufgenommen wurde.
Der Vorteil: Die Firmenspitze hat weiterhin weitgehend das Sagen und kann das Unternehmen ziemlich kostengünstig sanieren. Sanierungsberater Detlef Specovius von der Kanzlei Schultze & Braun spricht hier sogar von einem Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten.
Indexmieten werden beim Schutzschirmverfahren ausgehebelt
Beispiel Hohe Mieten: Viele Modeläden haben langfristige Mietverträge, die an die Inflationsentwicklung gekoppelt sind. Aus diesen Index-Mietverträgen kommt ein Händler normalerweise nur schwierig raus und wenn, dann nur zu hohen Kosten. Anders beim Schutzschirmverfahren. Da hat der Händler ein Sonderkündigungsrecht. Specovius erklärt: "Etwaige Schadenersatz-Ansprüche gelten als Insolvenzforderungen, die nur mit der Insolvenzquote beglichen werden müssen". Ein weiterer Vorteil: Für bis zu drei Monate muss ein insolventer Händler seine Angestellten nicht bezahlen. Das übernimmt dann die Bundesagentur für Arbeit.
Allerdings birgt die Flucht in ein solches Schutzschirmverfahren auch Risiken. Die Lieferanten könnten das Vertrauen verlieren und abspringen. Die Banken könnten notwendige Kredite verweigern. Oder der Warenkreditversicherer entzieht seinen Schutz.
Günstige oder luxuriöse Modehändler stehen meist gut da
Dennoch sind viele in der Modebranche überzeugt, dass noch weitere solcher Insolvenzen in Eigenverwaltung folgen werden. Zumal die Stimmung bei Bekleidungs- und Schuhhändlern insgesamt sehr schlecht ist. Der Makel eines Schutzschirm-Verfahrens erscheint deshalb nicht ganz so schlimm.
Es gibt aber auch Firmen, bei denen die Geschäfte sehr gut laufen. Gerade, wenn sie sich auf besonders preisgünstige oder besondere hochwertige Waren konzentrieren. Der Schuhhändler Deichmann etwa hat für das vergangene Jahr einen Rekordumsatz gemeldet.
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