Nicht nur in der Autobranche wird am autonom fahrenden Fahrzeug gearbeitet, sondern auch bei den Herstellern von Nutzfahrzeugen. Der Münchner Lkw-Produzent MAN zeigt auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing bei einer Testfahrt auf der A9, was schon alles möglich ist.
Autonome Lkw sollen Fahrer auf der Autobahn ablösen
Anfang 2022 startete das vom Bund geförderte Projekt mit dem Namen "Atlas-L-4". Dieses Kürzel steht für "Automatisierter Transport zwischen Logistikzentren auf Schnellstraßen im Level 4". Und das drückt genau das Ziel aus: In Zukunft – so die Idee – sollen Fahrer mit ihren Lkw zu Logistikzentren in der Nähe von Autobahnen und Schnellstraßen fahren. Ein autonom fahrender Lkw übernimmt den Anhänger und fährt mit ihm über die Autobahn zu einem anderen Logistikzentrum. Dort übernimmt dann wieder ein Fahrer mit seinem Lkw die Fracht und liefert sie dem Kunden. Der autonom fahrende Lkw ist zunächst auf Autobahnen beschränkt, da der Verkehr dort als weniger komplex gilt. Im Gegensatz zum Stadtverkehr gibt es keinen Gegenverkehr, keine Ampeln, Zebrastreifen, Fußgänger und Radfahrer.
Fahrermangel vorbeugen
Autonom fahrende Lkw könnte die Branche gut gebrauchen, denn es gibt viel zu wenig Fahrer im Speditionsgewerbe und die Situation dürfte sich weiter zuspitzen. So beklagt man beim Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung BGL, dass schon jetzt 80.000 bis 100.000 Fahrer hierzulande fehlen. Transportunternehmen müssten bereits Aufträge ablehnen, weil sie kein Personal hätten, so der Vorstandssprecher des Verbands Professor Dirk Engelhardt. Deshalb begrüßt er auch grundsätzlich das Forschungsprojekt.
Zweifel an Sicherheit und Kosten autonomer Lkw
Allerdings ist Dirk Engelhardt auch skeptisch, zum einen, ob die Systeme am Ende auch wirklich einwandfrei funktionieren, also auch bei widrigen Wetterverhältnissen wie Nebel, starkem Regen, Eis und Schnee. Zum anderen ist natürlich die spannende Frage zu klären, was werden diese Lkw dann am Ende kosten? Denn in der Transportbranche ist der Konkurrenzdruck hoch, dementsprechend müssen die Spediteure stark auf ihre Kosten achten, das heißt auf der einen Seite darf das System nicht zu teuer werden, während auf der anderen Seite ziemlich viel Technik gebraucht wird. Bei MAN will man sich über mögliche Preise jetzt noch nicht äußern. Es sei noch viel zu früh, man sei schließlich erst in der Anfangsphase dieser Testreihe, das seien alles noch Prototypen, erklärt der Projektleiter Sebastian Völl.
Gemeinschaftsprojekt soll den Durchbruch bringen
Die VW-Tochter MAN hat sich für das Projekt starke Partner gesucht. Der Münchner Lkw-Hersteller entwickelt das System zusammen mit Zulieferern, wie Bosch, ZF und Leoni sowie mit Wissenschaftlern des Fraunhofer AISEC, der Technischen Universität München, der Technischen Universität Braunschweig und dem Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften sowie dem TÜV Süd.
Im Video: Autonomes Fahren im Güterverkehr
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