Ein Mann arbeitet an einem Wohnmobil im Werk der Knaus Tabbert AG in Jandelsbrunn.
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Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert stellt auf Vier-Tage-Woche um

Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert stellt auf Vier-Tage-Woche um

Weniger Arbeitszeit, länger frei: Der niederbayerische Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert stellt bald in seinem Betrieb in Jandelsbrunn auf eine Vier-Tage-Woche um. Und das, obwohl seit Corona der Camping-Urlaub boomt und die Auftragsbücher voll sind.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Der niederbayerische Wohnwagen- und Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert stellt von April an für einen Teil seiner Belegschaft auf eine Vier-Tage-Woche um. Der Wechsel betreffe neben dem Hauptsitz in Jandelsbrunn im Landkreis Freyung-Grafenau auch den Standort Sinntal-Mottgers in Hessen. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

  • Zum Artikel: Vier-Tage-Woche in Bayern: Zwischen Euphorie und Ablehnung

Mitarbeiter haben künftig regelmäßig ein langes Wochenende

Die Vier-Tage-Woche von Montag bis Donnerstag gelte für die Mitarbeiter am Band sowie in der Aufbaufertigung. Das Unternehmen kämpfe wie viele andere auch um Fachkräfte, sagte Firmensprecher Stefan Diehl: "Wir wollen uns als moderner und attraktiver Arbeitgeber präsentieren."

Das Vorgehen sei mit der Belegschaft und dem Betriebsrat besprochen worden, so der Sprecher. Die Reaktionen seien positiv, denn die betreffenden Mitarbeiter hätten künftig regelmäßig ein langes Wochenende. Knaus Tabbert wolle eine Vorreiterrolle einnehmen.

Mit der Umstellung gehe die Rückkehr zur tariflich vereinbarten 35-Stunden-Woche einher, sagte Diehl weiter. Aufgrund der großen Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen im Zuge der Corona-Pandemie seien in den vergangenen zwei Jahren 38,5 Wochenstunden gearbeitet worden. Wenn künftig freitags die Bänder stillstehen, bedeute das für Knaus Tabbert zugleich eine Kosteneinsparung, etwa beim Strom.

Camping-Boom: Milliardenumsatz im letzten Jahr

Das niederbayerische Unternehmen schreibt seit Jahren gute Zahlen. Schon vor der Corona-Pandemie hatte der Camping-Boom eingesetzt – durch die Pandemie nahm er richtig an Fahrt auf. So machte Knaus Tabbert 2022 erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz.

Jetzt im Februar veröffentlichte die Firma ihre vorläufigen Geschäftszahlen für 2023: Auf der Basis geht Knaus Tabbert von einem Konzernumsatz in Höhe von 1,4 Milliarden Euro aus. Konzernweit seien rund 18.600 Wohnmobile und Camper-Vans (im Vorjahr waren es gut 11.000) sowie über 12.000 Wohnwagen (im Vorjahr rund: 18.000) abgesetzt worden. Der geprüfte Konzernabschluss 2023 samt der Prognose für das Geschäftsjahr 2024 soll am 28. März veröffentlicht werden.

Vier-Tage-Woche: Zukunfts-Konzept oder "Milchmädchenrechnung"?

Immer mehr Unternehmen wollen mit Angeboten wie der Vier-Tage-Woche gute Mitarbeitende werben. Aber: Kann die Produktivität dadurch gehalten werden?

Seit Februar untersucht eine deutschlandweite Studie die Auswirkungen der Vier-Tage-Woche auf Unternehmen. Organisiert wird sie vom Beratungsunternehmen Intraprenör und der Nichtregierungsorganisation 4 Day Week Global. Die Universität Münster wertet die Ergebnisse des sechsmonatigen Projekts ab Oktober aus.

Der Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, rechnet damit, dass mit der Vier-Tage-Woche das Arbeitsvolumen insgesamt gesteigert werde. Befragungen der IG Metall unter den Beschäftigten hätten ergeben, dass bei einer Vier-Tage-Woche mit 32 Stunden mehr Teilzeitbeschäftigte - in der Mehrheit Frauen - bereit wären, in Vollzeit zurückzukehren, weil das Modell auch mit Familie funktioniere.

Der Arbeitgeberverband BDA hingegen sieht die Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich wirtschaftlich als "Milchmädchenrechnung". Der BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter plädierte in einem Interview vergangenes Jahr sehr für eine Flexibilisierung des Arbeitszeitrechts. Dennoch sei eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit "ein falsches Signal", so Kampeter.

Mit Informationen von dpa

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