Das ging einfacher als gedacht. Joanna aus München ist gerade im Supermarkt zwei alte Handys losgeworden, die bereits Monate in der Schublade lagen: "Bei mir zumindest hat das super geklappt. Ich bin rein, habe gefragt, wo man es abgeben kann. Da ich nur zwei Handys abgeben wollte, war es für mich kein Problem."
Immerhin einfacher als zum Wertstoffhof zu fahren, meint die 27-Jährige: "Das war für mich schon immer arg umständlich. Also beim nächsten Einkauf gerne dran denken, wenn ein alter Föhn daheim liegt, einfach beim großen Supermarkt abgeben. Das klappt wunderbar."
Handel hat sich vorbereitet
"Die neuen Regelungen beim Elektroschrott haben nicht zu einem Massenandrang in den bayerischen Supermärkten oder bei den Discountern geführt," bilanziert Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern (HBE) nach dem ersten Tag. "Dass die Leute jetzt alle sofort mit defekten Toastern, Smartphones oder elektrischen Zahnbürsten in die Läden gekommen sind, davon war überhaupt gar nichts zu spüren." Und auch nicht unbedingt zu erwarten.
Trotzdem musste der Handel seine Mitarbeiter darauf einstellen. "Die Rückgabe der Geräte kann von Kunden an der Kasse angemeldet werden. Dort wird dann das Altgerät von einem Marktmitarbeitenden nach Prüfung der Annahmekriterien entgegengenommen", heißt es beispielsweise bei der Rewe-Group, zu der auch die Penny-Märkte gehören. "Es wird sich sicherlich noch einspielen. Wir sind darauf vorbereitet", ist Ohlmann vom HBE überzeugt. "Wir haben entsprechende Lagerkapazitäten geschaffen, und insofern wird man sehen, wie sich das die kommenden Wochen und Monate entwickeln wird."
- Zum Artikel: "Kampf dem Elektroschrott: Reparieren und wieder verkaufen"
Vorgaben: Kantenlänge 25 Zentimeter
Grundsätzlich sind für die Rückgabe in Supermärkten Rahmenbedingungen festgelegt worden. Beispielsweise muss die Ladenfläche größer als 800 Quadratmeter sein und – auch das ist Voraussetzung – der entsprechende Markt oder Discounter muss mehrmals im Jahr Elektrogeräte verkaufen. Also Notebooks, Wecker, Bügeleisen und so weiter. Es dürfen auch nicht mehr als drei Altgeräte zusammen zurückgegeben werden.
Hat das kaputte oder veraltete Gerät eine Kantenlänge von bis zu 25 Zentimetern, ist der Kunde nicht verpflichtet ein neues, ähnliches Gerät dort auch zu kaufen. Abgeben genügt. Anders sieht es dagegen bei größeren Geräten, wie zum Beispiel einem Fernseher aus. Wer sein großes, altes Gerät im Supermarkt loswerden will, muss dann ein entsprechend Neues dort auch kaufen.
Altgeräte auch im Fachhandel oder bei Wertstoffhöfen zurückgeben
Online-Plattformen sollen mit dem neuen Gesetz ebenfalls stärker in die Pflicht genommen werden. Sie müssen künftig prüfen, ob Anbieter von Elektroartikeln alte Geräte zurücknehmen. Nach wie vor können Altgeräte aber auch im Fachhandel oder bei den Wertstoffhöfen zurückgegeben werden.
Mauer Rücklauf: Sammelquote verfehlt
Der Ansatz, die Rückgabe von Elektroschrott so einfach wie möglich zu machen, hat Gründe. Schon seit Jahren verfehlt Deutschland regelmäßig Vorgaben der EU, was den Rücklauf angeht. Seit 2019 müssen eigentlich, gemessen an den neu in Umlauf gebrachten Elektrogeräten, 65 Prozent Altgeräte wieder eingesammelt werden. Zuletzt schafften die Bundesbürger gerade mal 44 Prozent. Außerdem werden gerade kleine Elektrogeräte gerne mal im Restmüll entsorgt. Damit sind sie raus aus dem Kreislauf und können nicht mehr weiterverwertet werden.
Im Supermarkt kommt man öfter vorbei
Im Schnitt produziert jeder Bundesbürger über zehn Kilo Elektroschrott pro Jahr. Verbindliche Sammelziele für die Hersteller gibt es nicht. Bislang sind defekte oder nicht mehr genutzte Elektrogeräte vor allem an den kommunalen Sammelstellen, zum Beispiel Wertstoffhöfen, kostenlos abgegeben worden. Auch wenn Mitte 2016 größere Einzel- oder Online-Händler gesetzlich verpflichtet wurden, elektrische und elektronische Altgeräte zurückzunehmen: Zu umständlich, zu kompliziert. Deshalb, so die Überlegung: Einkaufen geht jeder und wenn man dabei noch Elektroschrott loswerden kann, nutzen diese Möglichkeit vielleicht mehr Verbraucher.
Rücknahme im Fachhandel hat zugenommen
Ob die Rechnung aufgeht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Immerhin gibt es bereits seit 2020 Anzeichen, dass auch im Elektronikfachhandel vermehrt größere Altgeräte abgegeben werden. Damals hat sich die Zahl der Rücknahmen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, heißt es bei der Stiftung Elektro-Altgeräte Register (ear) in Nürnberg. Bei ear müssen sich alle Hersteller registrieren, wenn sie Elektro- und Elektronikgeräte in Umlauf bringen.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!