Seltene Kartoffelsorten darunter drei aufgeschnittene Sorten: Siglinde (gelb), Blauer Schwede (blau/violett) und Rote Emmalie (rosa)
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Alte Obst- und Gemüsesorten: Was kann man zum Erhalt tun?

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Alte Obst- und Gemüsesorten: Was tun, um sie zu erhalten?

Alte Obst- und Gemüsesorten: Was tun, um sie zu erhalten?

Lange Zeit waren vergessene Gemüsesorten wie der Gute Heinrich oder Topinambur ein "Arme-Leute-Essen". Jetzt feiern sie ein Comeback, auch wenn im Handel noch auf normierte Ware gesetzt wird. Das Bewahren der Sortenvielfalt würde sich lohnen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Nah dran am .

Ein Blick in die Gemüse- und Obstabteilungen vieler Discounter und Supermärkte zeigt, dass dort die Sortenvielfalt verloren gegangen ist und auf Einheitsware gesetzt wird. Gründe dafür gibt es viele: Alte Sorten entsprechen oft nicht den Anforderungen an Wirtschaftlichkeit, Uniformität und Lagerfähigkeit.

Das Saatgutverkehrsgesetz (externer Link), nach dem alle Sorten registriert werden müssen, veränderte Anbaumethoden und Qualitätsanforderungen haben ebenfalls dazu beigetragen, dass ertragreichere und besser an die industrielle Landwirtschaft angepasste Sorten bevorzugt werden: "Modern gezüchtetes Gemüse wächst gleich schnell, jeder Kohlkopf und jede Tomate werden gleich groß und kann daher wunderbar transportiert werden. Und wenn dann auch noch Resistenzen gegen Schädlinge in die Pflanzen hineingezüchtet werden, liegt es nahe, dass dies für die Massenproduktion der beste Weg ist", schreibt der Deutsche Naturschutzbund. NABU (externer Link).

Was sind vergessene Obst- und Gemüsesorten?

Vergessene Obst- und Gemüsesorten sind alte, oft lokale Sorten – wie der Bamberger Spitzwirsing. In Kochbüchern, mündlichen Überlieferungen und wiederentdeckten Sortenlisten verbirgt sich oft ein Fundus an alten Kulturpflanzen.

Auch in Bayern kann man noch viele dieser alten Sorten entdecken: "Sie sind Tradition und Kulturgut, machen unsere Mahlzeiten zu einem vielfältigen Geschmackserlebnis und erfüllen zudem das Bedürfnis und die Nachfrage nach Regionalität. Auch können sie, je nach Sorte, einen gesundheitlichen Mehrwert bieten", schreibt das KErn Kompetenzzentrum für Ernährung an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) (externer Link).

Beispiele: der Gute Heinrich, Topinambur und Erdbeerspinat

Was kann jeder zum Erhalt der alten Sorten tun?

Indem wir alte Obst- und Gemüsesorten in unsere Gärten und Küchen zurückholen, schützen wir die gefährdeten Arten und bereichern gleichzeitig unseren Speiseplan mit leckeren und nährstoffreichen Alternativen: "Oft sind es kleine oder private Gärten und Wiesen, auf welchen sich unerwartete Schätze finden. Es kann jeder einen Beitrag leisten, um auf kleinem Raum die Vielfalt im Garten, auf dem Feld und auf dem Teller unglaublich kostbar zu erweitern und zu wahren Gaumenfreuden zu verarbeiten", schreibt das KErn Kompetenzzentrum für Ernährung.

Wie kommt man an Samen von alten Obst- und Gemüsesorten?

In Österreich widmet sich die Arche Noah (externer Link) der Samenvielfalt. Hier kann man Samen hinschicken, tauschen, aber auch bestellen. In der Schweiz ist die Pro Specie Rara (externer Link) eine Anlaufstelle. Termine zum Beispiel für Saatgut-Tauschbörsen finden sich auf der Website des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) (externer Link). Wichtig zu wissen: Saatgut, das nicht mehr auf dem europäischen Saatgutmarkt verfügbar ist, zu tauschen, ist legal – dieses Saatgut zu verkaufen, nicht.

Warum sind alte Obst- und Gemüsesorten wichtig?

Alte Obst- und Gemüsesorten spielen eine wichtige Rolle für die Biodiversität und die nachhaltige Landwirtschaft. Ihr Anbau fördert nicht nur die genetische Vielfalt, sondern ermöglicht auch die Gewinnung von samenfestem Saatgut, das heißt, die Pflanzen liefern auch im Folgejahr Früchte, die aussehen und schmecken wie die der Mutterpflanze. Die Erhaltung alter Kulturpflanzen ist entscheidend für die Anpassungsfähigkeit an zukünftige Umweltveränderungen und die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft.

Weniger Pestizide auf den Pflanzen

Da alte Obst- und Gemüsesorten meist in kleineren Mengen angebaut werden, kommen oft weniger Pestizide zum Einsatz. Das ist nicht nur gesünder für uns, sondern schont auch die Umwelt. Viele alte Sorten sind von Natur aus robuster gegen Schädlinge und Krankheiten.

Im Video: Von der Vielfalt alter Gemüsesorten

Black Beauty - die dunkelste Tomate der Welt.
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Von der Vielfalt alter Gemüsesorten

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