Untersuchung eines Säuglings beim Kinderarzt.
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Vor allem Säuglinge und Kleinkinder sind von einer RSV-Infektion betroffen.

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RSV: Warum Kinder gerade stark darunter leiden

RSV: Warum Kinder gerade stark darunter leiden

Das Respiratorische Syncytial-Virus (RSV) ist bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu drei Jahren weltweit der häufigste Auslöser von akuten Atemwegserkrankungen. Derzeit sind besonders viele Kinder von RSV-Infekten betroffen. Wir erklären, warum.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Sie husten, schniefen, fiebern: Viele Kinder, vor allem Kleinkinder und Säuglinge, sind derzeit an akuten Atemwegsinfekten erkrankt. In Bayern, aber nicht nur hier. Schuld ist das Respiratorische Syncytial-Virus, kurz RS-Virus. Die ersten Nachrichten über eine ungewöhnliche Welle von Infektionen mit dem RS-Virus kamen von der südlichen Erdhalbkugel. Kurz darauf folgten Berichte aus Ländern wie den USA, Belgien, Schweiz und Frankreich. Und seit letztem Monat steht fest: Auch in Deutschland breitet sich das RS-Virus aus.

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RSV-Welle setzt in diesem Jahr besonders früh ein

Normalerweise verläuft die Saison des RS-Virus immer relativ stabil, erklärt Johannes Liese, Professor für Kinderinfektiologie am Universitätsklinikum Würzburg. Die ersten Fälle beobachten Kinderärzte in der Regel im November. Der Höhepunkt der Saison sei im Januar und Februar erreicht, bevor die RSV-Infektionswelle im März oder April wieder abebbt, so Johannes Liese.

In diesem Jahr ist nun alles ein wenig anders. Viele Kinder machen Atemwegsinfekte früher durch. Denn gerade die Jüngsten sind bislang nicht mit bestimmten Erregern in Berührung gekommen, da Kita-Schließungen und Corona-Maßnahme dies verhinderten. Auch das RS-Virus verursacht eine Atemwegserkrankung, umgangssprachlich Erkältung. Allerdings macht das RS-Virus vor allem in einer bestimmten Lebensphase Probleme, sagt Kindermediziner Johannes Liese. Und das sei zu Beginn des Lebens.

Unreife Lungen sind ein Risikofaktor für schwere Atemwegsinfekte

Im September berichtete das Robert Koch-Institut in seinem Epidemiologischen Bulletin von einem starken Anstieg der Krankenhaus-Einweisungen wegen RSV-Infektionen bei Ein- bis Vierjährigen. Da das RS-Virus vor allem in der Lunge andockt - ähnlich wie das Coronavirus - stellt es eine besondere Bedrohung für die Kleinsten dar. Für ältere Kinder und Erwachsene hingegen verläuft eine RSV-Infektion normalerweise wie eine leichte Erkältung mit etwas Husten und Schnupfen.

Doch je unreifer und empfindlicher die Lungen sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass die RSV-Erreger von den oberen auf die unteren Atemwege übergreifen und krampfartigen Husten auslösen (spastische Bronchitis). Ein Anschwellen der Bronchialschleimhaut und die vermehrte Schleimbildung in den kleinen Bronchien erschwert die Ausatmung zusätzlich. Es kann zu Entzündung der kleinen Endäste des Bronchialbaums (Bronchiolitis) und zur Lungenentzündung kommen.

„Wenn man sich vorstellt, dass die Schleimhaut wie in einem Strohhalm innen anschwillt, werden die Kinder sehr schnell so krank, dass sie zunächst Sauerstoff brauchen und häufig dann auch irgendeine Art der Atemunterstützung“, erklärt Professor Egbert Herting, Direktor der Kinderklinik am Universitätsklinikum in Lübeck. Von der Infektion bis zum Auftreten erster Symptome wie Husten vergehen in der Regel zwei bis acht Tage.

Vorerkrankte Kinder und die Kleinsten sind besonders gefährdet

Zur Risikogruppe derer, die gravierend an RSV-Infekten erkranken, gehören Säuglinge, Frühgeborene, unter Zweijährige und vorerkrankte Kinder, die Probleme mit der Lunge oder Muskeln haben. Auch Kinder mit Leukämien, Immundefekten, Trisomien oder Mukoviszidose sind besonders gefährdet, schwer am RS-Virus zu erkranken, sagt Pädiater Herting.

Jährlich werden aufgrund einer RSV-Infektion Millionen Kinder weltweit stationär behandelt. Über 100.000 sterben daran. Für Deutschland gibt es keine belastbaren Zahlen, weil RSV nicht meldepflichtig ist und meistens nur die Kinder auf das Virus getestet werden, die stationär in den Kliniken aufgenommen werden. Alle anderen machen die Krankheit durch, ohne dass der Erreger bestimmt wird.

Vergangenes Jahr fiel RSV-Welle nahezu aus

Viele Kinderkliniken registrieren schon jetzt eine starke Zunahme an RSV-Fällen, nachdem die RSV-Welle im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie-Maßnahmen nahezu ausfiel. „Wir haben normalerweise hier in der Universitätskinderklinik Würzburg in einer Woche fünf bis zehn Lungenentzündungen aufgrund von RSV auf der Station. Letzte Saison war es ein Fall, sonst gar nichts. Und jetzt hat es aber schon begonnen. Wir haben allein in den letzten Tagen wieder fünf, sechs Kinder mit dieser RSV-Lungenentzündung und Bronchitis aufgenommen“, sagt Kinderinfektiologe Johannes Liese.

Kommt Antikörper-Therapie zu spät?

Die aktuelle RSV-Welle macht den Ärztinnen und Ärzten deshalb große Sorgen, weil sie die Risikokinder im Vergleich zu anderen Jahren unvorbereitet trifft. Denn obwohl es noch keine Impfung gegen RSV gibt, existiert doch eine Antikörper-Therapie, die die besonders gefährdeten Kinder jeden Herbst erhalten. Das ist eine Art passive Impfung, die das Immunsystem darauf trainiert, das Virus abzuwehren und dadurch schwere und schwerste Verläufe verhindert. Üblicherweise wird im Herbst begonnen, diese Kinder zu schützen. Doch das RS-Virus ist in diesem Jahr schon da, zu einem Zeitpunkt also, an dem die Medikamenten-Prophylaxe noch gar nicht begonnen hat.

„Wir werden da jetzt sozusagen überrannt. Diese Risikopatienten sind zum Teil noch nicht geschützt, haben also das Antikörper-Medikament noch nicht bekommen. Und das stellt uns jetzt vor Herausforderungen“, sagt Dr. Jun Oh, Kinderarzt an der Kinderklinik des Universitätsklinikums Eppendorf in Hamburg.

Risikokindern sollten Prophylaxe erhalten

Medizinerinnen und Mediziner sind besorgt. Noch ist unklar, ob in diesem Jahr weitaus mehr Kinder als üblich schwer oder sogar tödlich an RSV erkranken, weil sie nicht mehr rechtzeitig medikamentös geschützt werden konnten. Zumal niemand weiß, ob die RSV-Welle zwar früher begonnen hat, aber auch früher enden wird. Denkbar ist auch, dass die RSV-Saison aufgrund der fehlenden Immunität bei vielen jungen Kindern sehr viel länger dauern wird.

Deshalb appellieren Kinderärzte und Kinderinfektiologen an die Eltern von Risikokindern, so schnell wie möglich mit der Prophylaxe zu beginnen.

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