Kind auf Schaukel vor dem Hintergrund eines Atomkraftwerks
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KiKK-Studie: Kinder in der Nähe eines AKWs bekommen häufiger Krebs.

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Atomkraftwerke und Kinderkrebs: Besteht ein Zusammenhang?

Atomkraftwerke und Kinderkrebs: Besteht ein Zusammenhang?

Die Nuklearkatastrophe von Fukushima rüttelte 2011 die Öffentlichkeit wach. Doch gibt es auch Risiken bei AKW-Normalbetrieb? Ältere Studien legen eine erhöhte Krebsrate bei Kindern in der Umgebung von Kernkraftwerken nahe. Wie ist der aktuelle Stand?

Das Thema Atomkraft hat wieder Konjunktur. Aufgrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der damit einhergehenden Probleme bei der Gasversorgung wird eine Laufzeitverlängerung der verbliebenen Atomkraftwerke diskutiert. Übrig geblieben sind noch Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2, die nach geltendem Recht spätestens am 31. Dezember abgeschaltet werden müssen. Die Bundesregierung will sich mit der Entscheidung noch Zeit lassen.

KiKK-Studie: Um Kernkraftwerke erhöht sich Krebsrisiko bei Kindern

Neben der Frage eines Endlagers für Atommüll - die Standortsuche gestaltet sich weiter schwierig - kommen aber immer wieder auch andere Bedenken auf, die gegen Atomkraft sprechen. Schon vor über einem Jahrzehnt ergab die sogenannte KiKK-Studie im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz: Im Fünf-Kilometer-Nahbereich um Kernkraftwerke sei das Krebs-Risiko bei Kindern unter 5 Jahren signifikant erhöht. Die Erkrankungsrate für Leukämie zum Beispiel sei im Untersuchungszeitraum 1980 bis 2003 in etwa doppelt so hoch gewesen, als es statistisch zu erwarten gewesen wäre. Zur Erklärung: Radioaktive Strahlung kann die Zellteilung im Körper stören. Dabei können wichtige Enzyme funktionsunfähig oder ganze Zellbausteine zerstört werden. Auch das Erbgut kann geschädigt werden - und das auch schon "in utero", also bei Föten innerhalb der Gebärmutter.

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Kritik an der Krebsstudie vonseiten der SSK

Doch die 2007 erschienene Studie wurde für ihre methodischen Schwächen kritisiert: Da keine Daten über die reale Strahlenbelastung der untersuchten Kinder in die Untersuchung eingeflossen seien, könne auch kein konkreter kausaler Zusammenhang zwischen der von den Reaktoren ausgehenden Radioaktivität und der unüblich hohen Krebsrate hergestellt werden. Ein Kritikpunkt, den die Studienmacher selbst einräumten. Darüber hinaus sei die reine Anzahl der an Leukämie erkrankten Kinder - 37 bei zu erwartenden 17 - statistisch wenig belastbar. Und das sind nur zwei Aspekte, die die Strahlenschutzkommission (SSK) in ihrer Einschätzung anführt. Joachim Breckow, Professor an der Technische Hochschule Mittelhessen, Strahlenschutzexperte und Mitglied der SSK sagt dazu: "Man muss berücksichtigen: Kindheitsleukämie ist glücklicherweise eine sehr seltene Erkrankung. Auch wenn da Beobachtungen über viele Jahre durchgeführt wurden, sind das insgesamt sehr wenige Fälle. Damit zeigt sich schon die schlechte statistische Aussagekraft."

Internationale Studienergebnisse nicht einheitlich

Nichtsdestotrotz wurde das Ergebnis international als alarmierend aufgefasst. Mehrere Untersuchungen im europäischen Ausland folgten: Unter anderem in Großbritannien, der Schweiz oder in Frankreich wurden von den staatlichen Gesundheitsbehörden finanzierte Studien in Auftrag gegeben, die sich einer ähnlichen Fragestellung widmeten. Sie kommen teils zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die britische Studie sieht für Großbritannien kein erhöhtes Krebsrisiko für Kinder in AKW-Nähe und kritisiert offen die KiKK-Untersuchung. Auch die Studie zur Schweiz sieht kaum Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Wohnort in der Nähe von AKWs und dem Risiko, an Leukämie oder anderen Krebsarten im Kindesalter zu erkranken. Die Ergebnisse der französischen Studie jedoch deuten teils auf ein größeres Leukämie-Risiko in der unmittelbaren Umgebung französischer Atomkraftwerke im Zeitraum 2002 bis 2007 hin. Zusammengefasst sind die Studienergebnisse nicht einheitlich.

Einerseits weisen die teils erhöhten Kinderkrebs-Raten also auf mögliche verdeckte Gefahren von Kernkraftwerken hin. Andererseits fehlen in diesem Kontext Erhebungen zur konkreten Strahlenbelastung. Und laut Prof. Joachim Breckow hat das einen konkreten Grund: "Bei Fragestellungen wie bei der KiKK-Studie hat es nichts Neues mehr gegeben. Das hat immer noch mit der geringen Anzahl an Leukämie-Fällen zu tun. Und: Die Dosen in Kernkraftwerksumgebung sind sehr niedrig. Sehr viel niedriger als das, was laut anderen Studien zu Leukämie bei Kindern führt. So kann das als Ursache regelrecht ausgeschlossen werden. Sollte das doch die Strahlendosis gewesen sein, würde man, zum Beispiel in der Medizin, einen viel höheren Effekt finden. Und den hat man nicht gefunden." Auch das Bundesamt für Strahlenschutz bestätigt: Die Strahlenbelastung der Bevölkerung in der Umgebung von Kernkraftwerken sei deutlich zu niedrig (etwa um den Faktor 1.000 bis 10.000), um nach dem aktuellen Stand des strahlenbiologischen Wissens den beobachteten Anstieg des Krebsrisikos zu erklären.

Neue Forschung wurde angestoßen

Angesichts der uneinheitlichen Datenlage wurde eine Erforschung der Ursachen und Mechanismen der Entstehung von Leukämien bei Kindern angestoßen. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat seither sechs internationale Workshops initiiert. Bis 2017 wurden fünf Vorstudien durchgeführt. Der siebte dieser Workshops findet vom 28. bis 30. November 2022 in München statt.

Fest steht: Wenn Politiker aktuell über eine mögliche Verlängerung der verbliebenen AKWs diskutieren, sollten auch mögliche Risiken durch den Normalbetrieb und nicht nur durch den relativ unwahrscheinlichen Fall eines Super-GAUs in die Debatte mit einfließen. Neben Fragen wie der nach einer sicheren Endlagerung für atomare Abfälle sind dann auch gesundheitliche Bedenken der Menschen in der Nähe eines Kernkraftwerks zu berücksichtigen.

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