Die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna schützen mindestens ein halbes Jahr zuverlässig gegen Covid-19. Auch sechs Monate nach der zweiten Impfung zeigten sie bei den Probanden ihrer Zulassungsstudien über 90 Prozent Wirkung, Wie lange der Schutz darüber hinaus anhält, ist allerdings ungewiss. Die Abwehrbereitschaft lässt sich an der Konzentration der Antikörper im Blut ablesen. Antikörper sind nur aber eine Waffe des Immunsystems. Hinzu kommen die Killerzellen und die Gedächtniszellen, die eine schnelle Immunreaktion auslösen und so verhindern können, dass die Krankheit ausbricht.
Mediziner von der Washington University School of Medicine in St. Louis haben nun untersucht, wie lange die Wirkung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer anhält. Bei Geimpften konnten noch drei Monate nach der zweiten Dosis mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer sogenannte B-Gedächtniszellen des Immunsystems nachweisen. Ihre Studie ist im Fachblatt Nature erschienen. "Das belegt eine wirklich robuste Immunreaktion", erklärt die Co-Studienleiterin Rachel Presti von der Washington University School of Medicine in St. Louis.
Keimzentren bilden Gedächtniszellen des Immunsystems
Das Team um die Infektiologin Presti und den Immunologen Ali Ellebedy untersuchte 14 Studienteilnehmer nach der ersten und der zweiten Impfdosis, die sie mit drei Wochen Abstand bekommen hatten. Dazu entnahmen ihnen die Forscher Proben aus den Lymphknoten aus der Achselhöhle desjenigen Armes, in den sie den Impfstoff gespritzt bekommen hatten. Die Proben wurden drei Wochen nach der ersten Dosis, das heißt unmittelbar vor der zweiten Dosis, und in den Wochen vier, fünf und sieben entnommen. Zehn der Teilnehmer gaben 15 Wochen nach der ersten Dosis zusätzliche Proben.
Diese Proben untersuchten sie auf sogenannte Keimzentren. Diese sind eine Art Trainings-Camp für Immunzellen, in dem sie lernen, ihren Gegner besser zu erkennen. Die dabei gebildeten B-Gedächtniszellen bauen dann im Fall einer Infektion rasch eine gezielte Abwehrreaktion auf. Aus einer stärkeren Reaktion der Keimzentren lässt sich also auf einen wirksameren Impfstoff schließen.
Aktivität auch fast vier Monate nach der zweiten Dosis
Drei Wochen nach der ersten Dosis hatten alle 14 Teilnehmer Keimzentren mit B-Zellen gebildet, die Antikörper produzierten, die auf ein wichtiges SARS-CoV-2-Protein abzielen. Die Reaktion stieg nach der zweiten Impfdosis stark aus und blieb dann hoch. Selbst 15 Wochen nach der ersten Dosis hatten acht von zehn Personen noch nachweisbare Keimzentren, die gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 gerichtete B-Gedächtniszellen ausstießen.
Zahl der Antikörper schnellt nach zweiter Dosis in die Höhe
Zusätzlich analysierten die Forscher mehrfach Blutproben von 41 Geimpften. Acht von ihnen hatten zuvor bereits eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht. Die Antikörper-Konzentration erreichten ihren höchsten Stand generell eine Woche nach der zweiten Impfung und die Antikörper waren gegen alle drei untersuchten Corona-Varianten wirksam: einen ursprünglichen Typ, die in Großbritannien entdeckte Alpha-Variante und die in Südafrika nachgewiesene Beta-Variante. Die Delta-Variante spielte in der Studie keine Rolle. Die Geimpften, die vorher mit dem Erreger infiziert gewesen waren, hatten noch höhere Werte als die übrigen Teilnehmer. "Wenn man schon einmal infiziert war und dann geimpft wird, bekommen die Antikörper-Werte einen Schub. Die Impfung hat eindeutig einen zusätzlichen Nutzen. Daher empfehlen wir sie auch Menschen, die Covid-19 hatten" , erläutert Co-Autorin Jane O'Halloran von der Washington University School of Medicine in St. Louis.
Manche Impfstoffe wirken ein Leben lang
Einige Impfstoffe, zum Beispiel der gegen die Pocken, bieten lebenslangen Schutz, während bei anderen, etwa beim Impfstoff gegen Keuchhusten, regelmäßige Auffrischungen notwendig sind. Der Grund dafür ist unbekannt. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass dies an der Beschaffenheit der Keimzentren liegen könnte, deren Bildung die verschiedenen Impfstoffe auslösen. Ob bei Covid-19-Impfstoffen Auffrischungen notwendig sein werden und wenn ja für wen, lässt sich aus dieser Studie nicht ableiten. Eine anhaltende Aktivität der speziellen Keimzentren wäre aber ein Indiz dafür, dass dies nicht regelmäßig und nicht für alle der Fall sein muss.
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