Die Meldung zur Breitfuß-Beutelmaus beginnt bei 15.00 Minuten.
Bildrechte: Erika Zaid, Universität in Melbourne/Australien

Eine Breitfuß-Beutelmaus (die Meldung über Sie ist zu hören bei Minute 15)

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Breitfuß-Beutelmaus: Sex bis zum Liebestod

Die männliche Beutelmaus opfert mehrere Stunden Schlaf pro Nacht, um zur Paarungszeit mehr Zeit für Sex zu haben. Dann wird es dramatisch: Das Männchen begattet das Weibchen bis zu 14 Stunden, stirbt an Erschöpfung und wird von Artgenossen gefressen.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Zwei aktuelle Studien aus Australien befassen sich mit dem Fortpflanzungsverhalten der Breitfuß-Beutelmaus:

  • Forschende aus Australien und den Niederlanden begleiteten die Mäuse in der Nacht und stellten fest, dass die Tiere ihr Bedürfnis nach Schlaf dem Sex unterordnen, so das Ergebnis, das sie am 25. Januar 2024 im Fachblatt "Current Biology" veröffentlichten.
  • Australische Biologen beobachteten die Nager bei stundenlangen Sex-Orgien, die tödlich enden und außerdem dazu führen, dass andere Beutelmäuse die verstorbenen Tiere fressen, so der Forschungsartikel vom 18. Januar 2024 im Fachblatt "Australian Mammalogy".

Breitfuß-Beutelmaus verzichtet für Sex auf Schlaf

Eigentlich ist Schlaf ein universelles Bedürfnis und erfüllt wichtige Funktionen im Leben. Aber die nur in Australien lebende Breitfuß-Beutelmaus verzichtet auf mehrere Stunden Schlaf pro Nacht, um die dreiwöchige Paarungszeit voll auszuschöpfen.

Erika Zaid arbeitet als Biologin an der Universität in Melbourne: "Bei Menschen und anderen Tieren führt eine Einschränkung der normalen Schlafmenge zu schlechteren Leistungen im Wachzustand – ein Effekt, der sich Nacht für Nacht verstärkt. Und doch taten die Breitfuß-Beutelmäuse genau das: Sie schliefen drei Stunden weniger pro Nacht, jede Nacht, drei Wochen lang."

Weibliche Breitfuß-Beutelmaus schläft unverändert

Nur männliche Mäuse verzichten auf den nächtlichen Schlaf. Bei den Weibchen bleibt die Schlafzeit während der Fortpflanzungsperiode unverändert. Denn: Nur die Männchen treten in den Ring, konkurrieren um den Kontakt zu so vielen Weibchen wie möglich und erhöhen so die Chance auf eine erfolgreiche Vermehrung.

Das intensive Sexleben hat seinen Preis: Die Männchen erleben nur eine einzige Paarungszeit in ihrem Leben. "Es ist eigentlich ein wenig überraschend, dass die Tiere während der Paarungszeit nicht noch mehr Schlaf opfern, da sie ohnehin bald sterben werden", sagt Erika Zaid.

Stress in der Paarungszeit bringt Männchen um

Männchen paaren sich bis zu 14 Stunden lang am Stück. Das ist stressig, zumal sie darum kämpfen, sich mit möglichst vielen Weibchen zu vereinen. Der australische Biologe Andrew M. Baker von der Queensland University of Technology in Australien: "Das steigende Testosteron überschwemmt den Körper unkontrolliert mit dem Stresshormon Cortisol. Es wird so viel Cortisol ausgeschüttet, dass pathologische Werte erreicht werden. Die Männchen fallen tot um."

Der Stress der Brutzeit führt zum Zusammenbruch des Immunsystems und zu Organversagen.

Kannibalismus liefert Breitfuß-Beutelmaus Energie

Baker beobachtete mit seinem Team, wie ein kürzlich in der Brutzeit verstorbenes Tier von Artgenossen gefressen wird. Er mutmaßt, dass diese Art von Kannibalismus eine Gelegenheit biete "billige Energie zu gewinnen". Billig deshalb, weil die Tiere nicht lange nach Nahrungsquellen suchen müssen, wenn sie ihre verstorbenen männlichen Tiere fressen.

Das kurze Leben der Maus erfüllt also im besten Fall zwei Funktionen: Es sichert den Fortbestand der Art durch viele Nachkommen und liefert Futter für die Artgenossen.

Männliche Breitfuß-Beutelmaus stirbt einjährig

Breitfuß-Beutelmäuse kommen nur in Australien und Tasmanien vor. Mit ihren dunklen Knopfaugen und der lang nach vorne zulaufenden Nase ähneln sie Spitzmäusen, sind aber Beuteltiere. In der Bauchfalte der Weibchen entwickeln sich während der Tragzeit vier bis zwölf Zitzen. Nach etwa einem Monat bringen sie bis zu zwölf Junge zur Welt. Diese verbringen die ersten Lebenswochen im Beutel der Mutter. Nach neun bis zehn Monaten sind sie selbst geschlechtsreif.

Weibchen können sich dann mehrfach fortpflanzen. Männchen dagegen sterben jung – nach einer einzigen Paarungsperiode im Alter von nur etwa einem Jahr.

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