Fast täglich produzieren Forscher, die derzeit an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus arbeiten, Schlagzeilen: Der US-Konzern Moderna und das Mainzer Pharmaunternehmen Biontech sowie dessen US-Partner Pfizer haben bei der Europäischen Union eine bedingte Zulassung für ihre jeweiligen Impfstoffe beantragt, die erstmal für ein Jahr gültig ist und an Auflagen geknüpft ist. Unter anderem kann das bedeuten, dass die Hersteller weitere Studien vorlegen müssen. Sobald mehr Daten über das Arzneimittelprodukt vorliegen, kann die Zulassung dann in eine Standardzulassung umgewandelt werden. Großbritannien hat den Impfstoff als erstes Land schon jetzt zugelassen.
Für viele Menschen verbindet sich mit diesen Entwicklungen eine große Hoffnung: Dass das der Anfang vom Ende der Corona-Pandemie ist. Für andere verbindet sich damit vor allem eine große Angst: Dass ihnen der Impfstoff schaden könnte. In alternativen Medien zirkulieren allerlei Fehlinformationen und Gerüchte, die gefährliche Nebenwirkungen suggerieren. In den sozialen Netzwerken verbreiten Nutzer diese Informationen – mal wissentlich, mal unwissentlich – weiter.
Vor allem eine Quelle fällt mit Impf-Fakes auf
Viele der Falschmeldungen, mit denen sich auch dieser Artikel befasst, stammen von der Desinformationsseite "anonymousnews" - teilweise erzielen die entsprechenden Beiträge dort knapp 90.000 Aufrufe. Das Bundesinnenministerium stufte die Seite in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken im Juni 2020 als "eine der aktivsten und reichweitenstärksten Präsenzen der rechten Szene" ein. Auch die Faktenchecker des ARD-Faktenfinder haben sich schon mit der Seite befasst.
Die Verfasser der Falschmeldungen setzen dabei auf eine Strategie, die sich in der Corona-Pandemie bewährt hat: Sie bauschen ein minimales, aber nicht gänzlich auszuschließendes Risiko zu einer großen Gefahr auf. Was dabei aus dem Blick gerät, ist, dass Forscher in der Impfstoffentwicklung immer mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten. Sie müssen eine Abwägung treffen, nämlich: Ob der Nutzen eines Impfstoffes, der Millionen Menschen schützen könnte, die Gefahr von äußerst seltenen Nebenwirkungen überwiegt.
Doch was ist dran an den Behauptungen, die im Netz zirkulieren? Der #Faktenfuchs hat die häufigsten von ihnen geprüft:
Kann der Impfstoff eine Covid-19-Erkrankung verschlimmern, statt vor ihr zu schützen?
Die kurze Antwort: In seltenen Fällen kann es bei Impfstoffen nach der ersten Impfung zur Bildung sogenannter "infektionsverstärkender Antikörper" (auf Englisch "antibody dependent enhancement“ oder ADE) kommen. Diese können die Krankheit verschlimmern, wenn der Körper das zweite Mal mit dem Virus in Kontakt kommt - sei es durch eine zweite nötige Dosis oder durch eine Infektion. In den groß angelegten Phase-III-Studien zur Zulassung für die SARS-Cov-2-Impfstoffe, an denen jeweils mehr als 30.000 Freiwillige teilgenommen haben, ist dieser Effekt bisher nicht aufgetreten.
Die lange Antwort: Das ist nach dem derzeitigen Stand der Forschung nicht völlig auszuschließen. Bisher wurden solche negativen Effekte aber noch nicht beobachtet. Aufgrund der begrenzten Anzahl der Freiwilligen in den Studien, die nach der Impfung noch einmal dem Virus ausgesetzt waren, sei dazu noch keine Aussage möglich, sagt auf #Faktenfuchs-Anfrage Professor Carlos Guzmán, Leiter der Abteilung Vakzinologie und Angewandte Mikrobiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI). Es sollte weiter im Blick behalten werden, ob solche Reaktionen auftreten.
Tatsächlich gebe es Erkrankungen wie Dengue-Fieber, bei denen durch eine zweite Infektion ADE produziert werden, so Guzmán. Bei der zweiten Infektion bekämpfen diese Antikörper das Virus nicht, sondern sorgen dafür, dass es noch leichter in Zellen eindringt und sich somit besser im Körper ausbreitet. Auch bei den bekannten Coronaviren SARS- und MERS-CoV gab es Hinweise darauf, dass solche Antikörper "bei einer weiteren Infektion im ungünstigen Fall zu einer verstärkten Infektion führen könnten", schreibt das Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschland die Zulassung von Impfstoffen prüft, auf seiner Webseite. Völlig auszuschließen sei dieses Risiko daher auch jetzt nicht.
Bislang gebe es jedoch in keiner Phase der Impfstoffzulassung Hinweise darauf, dass dieses Problem vorkommen könnte. Selbst in den groß angelegten Phase-III-Studien, in denen der Impfstoff jeweils mehreren Zehntausend Probanden verabreicht wurde, ist diese Nebenwirkung bisher nicht aufgetreten.
Stimmt es, dass die mRNA-Impfstoffe zu - im schlimmsten Fall - tödlichen allergischen Reaktionen führen können?
Die kurze Antwort: Allergische Reaktionen sind bei keiner Impfung ganz auszuschließen. Solche Reaktionen sind selten, können aber theoretisch bei jedem Patienten auftreten. Der Schweregrad kann dabei von einer milden lokalen Reaktion an der Einstichstelle bis zu einem "anaphylaktischen Schock" reichen, wie etwa das Ärzteblatt schreibt. Ein solcher Schock kann im schlimsten Fall zum Tod führen. Solch ein Schock tritt aber selten auf und auf diese Gefahr wird bei Impfungen üblicherweise explizit hingewiesen.
In diesem Fall gehe die Gefahr, so die Behauptung auf Desinformationsseiten, vor allem von dem Inhaltsstoff Polyethylenglycol (PEG) aus, einer Verbindung von Makromolekülen, die in den mRNA-Impfstoffen enthalten ist. PEG kann allergische Reaktionen auslösen, seine gesundheitliche Verträglichkeit wird bis heute kontrovers diskutiert. Allerdings steckt in den mRNA-Impfstoffen viel weniger PEG als in vielen anderen Dingen, die wir bedenkenlos konsumieren. PEG findet sich zum Beispiel in Salben, Kosmetika, in Abführmitteln – und in vielen Medikamenten, darunter auch solche, die als Spritze (oder Infusion) verabreicht werden.
Die lange Antwort: Konkret dreht sich die Sorge um den Stoff Polyethylenglycol (PEG). Dieses wird in den mRNA-Impfstoffen verwendet, die in der EU bereits in den kommenden Wochen zugelassen werden könnten. Die Behauptung in alternativen Medien: PEG könnten bei vielen Menschen tödliche allergische Schocks hervorrufen.
Schon die Behauptung selbst ist so komplex, dass man sie erklären muss. Zunächst muss man wissen, wie mRNA-Impfstoffe funktionieren: mRNA steht für messenger- oder Boten-RNA. Die mRNA-Impfstoffe nutzen zur Immunisierung keine inaktivierten oder abgeschwächten Krankheitserreger wie herkömmliche Impfstoffe. Stattdessen konfrontiert der Impfstoff einige wenige Körperzellen mit Teilen der Erbinformation des Virus, die in der mRNA gespeichert ist. Diese liefert den Bauplan für einzelne Proteine des Virus, die auch als Antigene bezeichnet werden. Der Körper baut also (ungefährliche Teile) des Virus nach, aktiviert so das Immunsystem und ruft im Erfolgsfall die schützende Immunantwort hervor.
Damit die mRNA in die Zellen gelangt, für die sie bestimmt ist, wird sie in sogenannte "Lipid-Nanopartikel" verpackt: winzig kleine Fettkapseln, die im Durchmesser etwa 100 Nanometer messen, gerade einmal ein Zehntausendstel eines Millimeters. Die Nanopartikel haben mehrere Vorteile: Sie können den Wirkstoff in hoher Konzentration geschützt durch den Körper transportieren, biologische Barrieren wie etwa die Zellmembranen durchdringen und die Wirkstoffe zielgenau dort freisetzen, wo sie gebraucht werden, wie Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft hier erklären.
Wie genau die Nanopartikel hergestellt werden, ist von Impfstoff zu Impfstoff verschieden. Um zu verhindern, dass sie von körpereigenen Enzymen zersetzt werden, kommt bei einigen Impfstoffen ein Verfahren zur Anwendung, das als "PEGylierung" bezeichnet wird. Dabei wird die Oberfläche der Nanopartikel so beschichtet, dass Enzyme nicht andocken können – und den Nanopartikel nicht "auffressen".
Das dafür eingesetzte PEG könnte bei Menschen, die bereits Antikörper gegen PEG gebildet haben – so die Behauptung – "unerwünschte (…) Immunreaktionen" bis hin zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock auslösen. Und das seien sehr viele Menschen, "in den USA etwa 70 Prozent".
Doch was ist dran an der Behauptung? Einer wissenschaftlichen Studie zufolge ist aufgrund früherer Impfstoffe der Hersteller davon auszugehen, dass in beiden Impfstoffen PEG verwendet wird. Für Großbritannien liegt eine Liste mit Impfstoffträgern bereits vor, PEG ist darin enthalten.
Das allein sei jedoch kein Grund zur Besorgnis, versichert Gerhard Winter, Professor für Pharmazeutische Technologie an der LMU München, dem #Faktenfuchs per Mail. Denn: Vor der Zulassung werde jeder Impfstoff sehr gründlich auf seine Verträglichkeit geprüft. Sowohl der Biontech/Pfizer- als auch der Moderna-Impfstoff haben bereits Daten aus der dritten und damit letzten Phase dies Zulassungsverfahrens ausgewertet. Darin werden die Impfstoffe an einer breiten Masse von Freiwilligen getestet. Biontech/Pfizer konnten dabei Daten zu mehr als 43.000 Personen vorlegen, Moderna zu mehr als 30.000 Probanden. Jeweils etwa die Hälfte von ihnen erhielt das Vakzin, die andere Hälfte ein Placebo. Trotzdem kam es in keiner der Studien bisher zu schwerwiegenden Nebenwirkungen.
Hinzu kommt: Viele von uns sind ohnehin bereits mit PEG konfrontiert. Denn PEG ist auch in Kosmetika, Abführmitteln und vielen Medikamenten enthalten – und das in deutlich größeren Mengen, als ein mRNA-Impfstoff enthalten würde, wie Wolfgang Frieß, Professor für pharmazeutische Technologe an der LMU München, am Telefon erklärt. Sollte jemand allergisch auf PEG in den Impfstoffen reagieren, würde auch die Reaktion darauf entsprechend schwächer ausfallen. Hinzu komme: Vor der Impfung müssten bekannte Allergien üblicherweise abgeklärt werden.
Ganz auszuschließen seien allergische Reaktionen bei Impfstoffen allerdinge nie, sagt Gerhard Winter. Darauf würde bei Impfungen stets hingewiesen, aus diesem Grund sollen sie "durch medizinisches Personal und umgeben von einer medizinischen Infrastruktur erfolgen". Tatsächlich weist auch die britische Zulassungsbehörde MHRA darauf hin, dass es in Ausnahmefällen – wie bei jeder Impfung – zu schweren allergischen Schocks kommen kann. Die Behauptung, es seien bis zu 70 Prozent der Menschen von einer solchen allergischen Reaktion betroffen, entbehrt allerdings jeder Grundlage.
Können Wirkverstärker in den mRNA-Impfstoffen, sogenannten Adjuvantien, schwere Nebenwirkungen hervorrufen – so wie damals bei der Schweinegrippe-Impfung?
Die kurze Antwort: Nein. Schon bei der Schweinegrippe kamen schwere Nebenwirkungen nur äußerst selten vor. Und ob diese tatsächlich auf die Adjuvantien zurückzuführen sind, ist nicht abschließend geklärt. Bei vielen SARS-Cov-2-Impfstoffen werden gar keine Adjuvantien verwendet, bei anderen schon. Doch auch, wo diese zum Einsatz kommen, dürfte die Gefahr inzwischen gering sein: Sie sind mittlerweile seit Jahren im Einsatz und entsprechend gut erforscht.
Die lange Antwort: Vermehrt werden in letzter Zeit in sozialen Medien ältere Artikel geteilt, etwa vom Spiegel und vom Deutschlandfunk, die von schweren Nebenwirkungen (Narkolepsie) der Schweinegrippen-Impfung berichten, die 2009 ähnlich schnell entwickelt werden musste wie jetzt der SARS-Cov-2-Impfstoff. Deren Nebenwirkungen wurden teils erst deutlich später bekannt.
Worauf genau die Nebenwirkungen damals zurückzuführen waren, ist bis heute nicht abschließend geklärt, wie dieses FAQ des Paul-Ehrlich-Instituts für Arzneimittelsicherheit darlegt. In Laborstudien konnte ein Zusammenhang mit Adjuvantien nachgewiesen werden, die in dem Impfstoff Pandemrix, der damals in Europa verabreicht wurde, verwendet wurden. Der Verdacht konnte jedoch bislang nicht bestätigt werden, vermutet wird aber, dass das Grippevirus selbst der Auslöser war.
Die Fakten: Tatsächlich enthalten manche Impfstoffe sogenannte „Adjuvantien“. Es handelt sich häufig um Aluminiumverbindungen. Diese verstärken die Wirkung des Impfstoffes und sorgen so dafür, dass mit weniger Wirkstoff mehr Menschen geimpft werden können.
Bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna, die jetzt in Europa kurz vor der Zulassung stehen, dürfte das allerdings keine Rolle spielen, erklärt Leif Erik Sander, Infektiologe von der Charité in Berlin: Sie enthalten keine Wirkstoffverstärker.
Anders ist das bei einigen der anderen SARS-Cov-2-Impfstoffe, die jetzt entwickelt werden. Die WHO führt eine Liste mit 51 Impfstoffen, die derzeit klinische Studien durchlaufen. Bei acht davon steht explizit dabei, dass sie auf ein Adjuvans setzen.
Die meisten dieser Adjuvantien seien aber inzwischen seit Jahren bekannt und gut überprüft, bestätigen nicht nur Leif Erik Sander, Infektiologe von der Charité in Berlin, sondern auch Peter Kremsner, Infektiologe an der Uni Tübingen, und Carlos Guzman vom Hemlholtz Zentrum. Schwere Nebenwirkungen seien unwahrscheinlich, könnten aber immer in seltenen Fällen auftreten.
Kann die mRNA, auf der die Impfstoffe basieren, meine DNA verändern?
Die kurze Antwort: Nein, das halten alle vom #Faktenfuchs befragten Experten für so gut wie unmöglich. Denn die mRNA befindet sich außerhalb des Zellkerns. Sie hat eine andere Struktur als DNA und kann daher nicht von dieser integriert werden. Auf mdr Wissen stellt ein Genetiker der Uni Jena, der sich selbst jedoch explizit "nicht als Experten auf dem Gebiet" sieht, ein Gedankenspiel an, nach dem das theoretisch möglich wäre. Mehrere vom #Faktenfuchs befragte Experten halten es jedoch für ausgeschlossen, dass mRNA ins Genom integriert wird.
Die lange Antwort: Nein, sagt Leif Erik Sander von der Charité Berlin. Beim Menschen befinde sich das Genom in Form von DNA im Zellkern, wo sie nochmal von einer Hülle umgeben ist. RNA befinde sich außerhalb des Zellkerns und habe auch eine andere chemische Struktur als DNA. Um in die DNA integriert zu werden, müsste die RNA also erst in den Zellkern kommen, dann in DNA umgeschrieben werden und dann auch noch durch ein Enzym ins Genom integriert werden.
Nur sehr, sehr wenige Viren – etwa HI-Viren – enthalten dieses Enzym namens "Reverse Transkriptase". Das SARS-CoV-2-Virus hat dieses Enzym nicht, es müsste also bereits eine Infektion mit einem dieser wenigen anderen Viren vorliegen. Doch selbst dann wäre der Fall fast ausgeschlossen, wie verschiedene Wissenschaftler hier darlegen.
Ein Genetiker der Uni Jena, der sich selbst explizit "nicht als Experten auf dem Gebiet sieht", stellt auf mdr Wissen folgendes Gedankenspiel an. "Prinzipiell wäre es denkbar, dass ein Patient schon eine Infektion mit aktiven Retroviren hat. Das ist aber unwahrscheinlich. Oder er hat aktive Retrotransposons [Anm.d.Red: Das sind bestimmte umgewandelte DNA-Abschnitte], das ist sehr unwahrscheinlich. Und dadurch hätte er Reverse Transkriptase in manchen Zellen seines Körpers. Die könnte die mRNA aus dem Impfstoff umwandeln und die DNA dann ins Genom integrieren." Aber selbst dann, so mdr Wissen, würde das nur einige Zellen betreffen, nicht das gesamte Genom. Und: Die schlimmste Folge dieses extrem unwahrscheinlichen Falles wäre es, dass die Zelle - aufgrund der Impfung - vom Immunsystem als Teil des Virus erkannt und bekämpft werde.
Was noch dagegen spricht: Unsere Zellen enthalten viel RNA. Wenn RNA dauernd ins Genom integriert würde, "hätten wir bald keinen Platz mehr im Genom", sagt Leif Erik Sander von der Charité Berlin. Und: Die mRNA des Impfstoffes unterscheidet sich nicht grundsätzlich von anderer RNA. Wäre es möglich, dann könnte und das also theoretisch auch jetzt schon passieren, dass mRNA in DNA umgewandelt wird.
Stimmt es, dass zur Herstellung des Corona-Impfstoffes Föten abgetrieben wurden?
Die kurze Antwort: Nein. Allerdings wird in der Forschung zu manchen Impfstoffen auf Zellkulturen zurückgegriffen, die in den 60er-Jahren zwei menschlichen Föten entnommen wurden. Diese werden seither reproduziert und immer wieder eingefroren. Es werden keine Föten für Impfstoffe getötet.
Die lange Antwort: Diese Behauptung, die sich derzeit immer wieder in den Kommentaren und Social-Media-Seiten des BR findet, wurde bereits von den Faktencheckern der Rheinischen Post überprüft.
Die Behauptung geht zurück auf einen Beitrag auf der Webseite "Gesundmagazin", in dem es heißt, dass in den Impfstoffen Zellen von abgetriebenen Föten enthalten seien. Eine andere Seite namens "Metropolnews" impliziert, dass in den 1960er Jahren mindestens 76 Föten für die Impfstoffherstellung abgetrieben worden seien.
Richtig ist: Es werden keine Föten zu dem Zweck abgetrieben, ihre Zellen zur Forschung zu nutzen, wie die Verschwörungsideologen suggerieren. Allerdings stimmt, dass in der Impfstoffherstellung menschliche oder tierische Zellkulturen benötigt werden. In der Forschung zu manchen Impfstoffen wird dabei auf zwei Zelllinien zurückgegriffen, die in den 60er-Jahren zwei bereits abgetriebenen Föten entnommen wurden. Diese beiden Zelllinien werden seither immer wieder reproduziert und eingefroren, wie sowohl das Paul-Ehrlich-Institut (Bundesinstitut für Impfstoffe) als auch Ortwin Adams, Leiter der Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, den Journalisten von RP bestätigt haben.
Unter anderem das britische Unternehmen AstraZeneca hat in seiner Forschung für einen SARS-Cov-2-Impfstoff auf eine dieser Zellkulturen zurückgegriffen – und erntete prompt Kritik aus der katholischen Kirche: Bischöfe aus Australien und Großbritannien äußerten ihre Bedenken und forderten einen "ethisch unumstrittenen" Impfstoff.
Update: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, dass in den Impfstoff-Zulassungsstudien "jeweils mehr als 30.000 Freiwillige den Impfstoff bekommen haben". Das ist so nicht korrekt: Es haben jeweils mehr als 30.000 Probanden an der letzten Phase der Studien teilgenommen, aber nur jeweils etwa die Hälfte von ihnen hat den Impfstoff bekommen. Die andere Hälfte erhielt als Teil der Kontrollgruppe ein Placebo. Wir haben den Fehler am 17.12.2020 korrigiert.
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