Im Jahr 1968 war es noch der Protest der jungen Menschen gegen Autoritarismus, bei dem eine grundsätzlich andere Gesellschaft gefordert wurde. 50 Jahre später verlangt eine neue Generation junger Menschen, dass der Kampf gegen die Klimakrise endlich entschiedener aufgenommen werden soll. Nicht erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts gelten die Jüngeren als diejenigen, die besonders hart mit der bestehenden Ordnung, mit Politik und Gesellschaft ins Gericht gehen.
Junge Menschen stützen den Pandemie-Kurs
So würde man auch bei der aktuellen Corona-Krise wie selbstverständlich annehmen, dass sich junge Menschen eher auflehnen gegen die aktuellen politischen Maßgaben – doch falsch gedacht. Denn eine Studie der Bertelsmann Stiftung über den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Zeiten der Pandemie ist nun zu dem Ergebnis gekommen: Junge Menschen stützen den aktuellen Kurs mit am stärksten. Und das, obwohl sie die Situation psychisch am meisten belastet.
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Wie steht es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
In Zusammenarbeit mit dem "infas Institut" befragte das Forscherteam dazu im Laufe des Jahres 2020 611 Personen dreimal zum Beispiel zu ihren Zukunftssorgen und zu ihrer Zufriedenheit mit der Demokratie. Anzumerken bleibt, dass die Ergebnisse der dritten Befragung vom Dezember 2020 als nicht repräsentativ gelten. Sie dienen also nicht dazu, eine prozentuale Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung anzustellen, bieten aber dennoch einen belastbaren Einblick.
Demokratiezufriedenheit nimmt nicht ab
Generell wird klar, dass sich zur Jahresmitte 2020 der gesellschaftliche Zusammenhalt positiver zeigte als zu Jahresbeginn. Dieser Trend setzte sich aber nicht fort. Der gesellschaftliche Zusammenhalt war laut der Studie zur Jahresmitte 2020 deutlich höher als zu Jahresbeginn. Ende 2020 sank der Wert allerdings unter den vom Jahresbeginn. Sie schließen daraus, dass der zweite Lockdown Ende 2020 hier hineinspielte. Die allgemeine Zufriedenheit mit der Demokratie hingegen zeigte keine sonderlich starken Veränderungen. Im Gegenteil: Zum Jahresende stieg der Wert sogar leicht.
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Junge Menschen beklagen Zukunftsängste und Einsamkeit
Wirft man nun einen genaueren Blick auf die jungen Menschen, spiegeln die Zahlen ein eher düsteres Bild wider: Im Vergleich der Altersgruppen sind es vor allem die jungen Leute bis 29 Jahre, die im Verlauf der Corona-Pandemie zunehmend an Zukunftsängsten und Sorgen leiden. Zwei Drittel aus dieser Altersklasse klagten bei der Befragung im Dezember 2020 über solche Probleme. Bei Menschen anderen Alters lag der Wert zwischen 20 und 40 Prozent.
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Aber nicht nur Ängste um Ausbildungs-, Studien- oder Arbeitsplatz scheinen junge Menschen im Übermaß zu belasten. Im zweiten Halbjahr 2020 stieg der Anteil der jungen Menschen, die sich einsam fühlten, von 46 auf ganze 71 Prozent. Neben grundsätzlichen Zukunftssorgen sorgt auch die Kontaktlosigkeit, mit der junge Menschen zu kämpfen haben, dafür, dass sie in besonderem Maße unter den psychischen Folgen der Corona-Pandemie leiden.
Jugend stimmt den Corona-Maßnahmen zu
Bemerkenswert ist dabei, dass trotz dieser Ergebnisse neben betagteren Menschen ab 75 Jahren besonders die oben angesprochenen Unter-30-Jährigen den aktuellen politischen Kurs in der Pandemie stützen: Sie waren eher geneigt, der Aussage „Die Maßnahmen der Regierung gegen die Corona-Pandemie halte ich für angemessen“ zuzustimmen. Und das, obwohl sie von den Corona-Maßnahmen so stark betroffen sind.
Es zeigt sich also, dass die uralte Angst vor der Jugend samt ihrer vermeintlichen Unvernunft und ihrem anarchischen Aufbegehren, die von Soziologen vor einigen Jahren schon als „Juvenoia“ betitelt wurde, in der aktuellen Pandemie unbegründet ist.
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