Eine rote Warnmeldung über die Corona-Warn-App reicht nicht mehr aus, um sich kostenlos auf das Coronavirus PCR-testen zu lassen. Da die Infektionszahlen während der Omikron-Welle sehr gestiegen sind, wurden PCR-Tests priorisiert, damit die Labore nicht an ihre Grenzen kommen. So kann ein Grund für einen kostenlosen PCR-Test noch sein, wenn man vorher ein positives Ergebnis von einem Schnelltest erhalten hat.
Dabei ist es in der Regel unerheblich, ob ein offizieller Antigen-Schnelltest oder ein Selbsttest durchgeführt wurde. Gerade bei hoher Viruslast sollten sie doch relativ zuverlässig anspringen. Doch was bedeutet es, wenn der PCR-Test dann negativ ist? Wie kann das passieren?
Schnelltest falsch-positiv oder PCR-Test falsch-negativ?
Fakt ist, dass eines der beiden Testergebnisse falsch sein muss. Also entweder ist der Schnelltest falsch-positiv oder der PCR-Test falsch-negativ. Für beides kann es unterschiedliche Gründe geben. Dabei stehen Schnelltests noch immer in der Kritik, gerade bei der Omikron-Variante Infektionen nicht zuverlässig genug zu erkennen.
Vor allem in der Frühphase der Infektion, wenn die Viruslast also noch nicht so hoch ist, versagen viele Tests, wie der Virologe Oliver Keppler von der Ludwig-Maximilians-Universität München im BR-Gespräch berichtet. Aber auch bei höherer Viruslast seien die Ergebnisse "ernüchternd", wie jüngste Daten aus seinem Institut ergeben hätten. Acht von neun sehr häufig verwendeten Schnelltests weisen demnach eine Omikron-Infektion schlechter nach als eine Delta-Infektion.
PEI-Liste mit zuverlässigen Schnelltests kritisiert
Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach lange angekündigte Positivliste vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) mit denjenigen Schnelltests, die auch eine Omikron-Infektion zuverlässig erkennen, kam zwar nach langer Ankündigung, stieß aber auf heftige Kritik. Laut den Forschenden vom PEI erkennen 20 untersuchte Schnelltests eine Omikron-Infektion ebenso gut wie eine Infektion mit der Delta-Variante.
Virologe Keppler hingegen kritisiert, dass die Arbeit wissenschaftlichen Standards nicht genüge, die Zahl der Proben zu gering gewesen und damit die Aussagekraft der Studie nicht gegeben sei. Das Institut weist die Kritik zurück. Für Testwillige bleibt es also schwierig, einzuschätzen, wie gut der vorhandene Test ist oder nicht.
- Zur Übersicht: Diese Corona-Schnelltests erkennen auch Omikron
Wann kann ein Corona-Schnelltest falsch-positiv sein?
Ein Schnelltest kann aus zwei Gründen falsch-positiv anschlagen: Erstens, wenn der Test nicht richtig angewendet oder die Probenentnahme falsch durchgeführt wird. Oder zweitens, wenn die Qualität des Tests schlecht ist. Der Abstrich kann durch Nase oder Rachen erfolgen.
Laut einer Studie aus Südafrika könnte es sein, dass Omikron-Infektionen im Rachen besser erkannt werden. Die meisten Schnelltests hierzulande sind jedoch per Nasenabstrich vorzunehmen.
Richtige Anwendung beim Schnelltest
So ist der Nasenabstrich korrekt:
- Abstrichtupfer in beide Nasenlöcher langsam jeweils ca. 2,5 cm einführen und dabei keinen Druck ausüben
- Tupfer jeweils über die Dauer von etwa 15 Sekunden drei- bis viermal drehen und dabei über die Nasenschleimhaut führen
Für einen korrekten Rachenabstrich empfiehlt unter anderem das Robert Koch-Institut (RKI):
- Zunge mit Spatel herunterdrücken
- Tupfer unter Drehen kräftig an der Rachenwand entlang streichen, dabei weder den Zungengrund noch den weichen Gaumen berühren
Es gibt aber auch noch andere Kriterien, die zu falsch-positiven Ergebnissen beim Schnelltest führen können. Noch sind nicht alle in Studien überprüft, aber es ist ratsam, 30 Minuten vor dem Test: nicht essen, nicht trinken, keinen Kaugummi kauen, nicht die Zähne putzen und nicht rauchen. Zusätzlich sollte der Test laut Bundesgesundheitsministerium morgens durchgeführt werden, da die Viruslast da am höchsten ist.
Wann kann ein PCR-Test falsch-negativ sein?
PCR-Tests gelten als sehr zuverlässig und können eine Infektion mit dem Coronavirus auch bei geringer Viruslast gut nachweisen. Doch auch hier kann es in seltenen Fällen zu falschen Ergebnissen kommen. Das kann laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus drei Gründen passieren. Erstens, wenn die Entnahme der Probe oder der Transport zum Labor nicht richtig erfolgt ist. Zweitens, wenn der Test nicht im Labor, sondern vor Ort - bei sogenannten PoC-NAT-Testungen, wie sie beispielsweise in Notaufnahmen eingesetzt werden - ausgewertet wird. Die Treffsicherheit dabei ist etwas geringer als bei PCR-Auswertungen im Labor.
Oder drittens, wenn der Test zu einem so frühen Zeitpunkt erfolgte, dass bisher kaum Viren vorhanden waren - dann kann er aber am nächsten Tag schon positiv sein. Daher wird oft empfohlen, sich erst fünf bis sieben Tage nach dem Risikokontakt testen zu lassen. Denn Viren brauchen etwas Zeit, bis ihre Produktion in Gang kommt. Manchmal sind auch nur bestimmte Teile des Rachens betroffen, die dann nicht im Abstrich landen.
Falsch-positive PCR-Tests
Falsch-positive Fälle hingegen gibt es bei PCR-Tests zwar theoretisch schon, in der Praxis aber kaum. Wer positiv getestet wurde, ist auch mit ziemlicher Sicherheit infiziert. Bei einigen Infizierten kann es auch nach Genesung teilweise noch Tage oder Wochen zu positiven PCR-Tests kommen, eben weil die Tests so sensitiv sind.
Das kann passieren, wenn Restmengen des Erbguts des Virus noch nachgewiesen werden, obwohl die Infektion schon überstanden ist. Ansteckend ist man dann nicht mehr, erklärt Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt.
Fazit: Testergebnis absichern
In jedem Fall gilt aber: Ein Test ist immer nur eine Momentaufnahme. Wenn man unsicher ist, kann man einen positiven Schnelltest jederzeit wiederholen. Und wer Symptome hat oder enge Kontaktperson von Infizierten war, kann und sollte sich weiterhin kostenfrei PCR-testen lassen - unabhängig davon, welcher Test vorher wie ausgefallen ist. Dann ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite.
Denn dass ein PCR-Test zweimal hintereinander falsch-negativ ist, ist relativ unwahrscheinlich. Und richtig und sicher sei der Abstrich erst, "wenn er im Hals den Würgereiz auslöst und es in der Nase echt unangenehm wird," erinnert Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte.
Und wie immer gilt: Weiterhin die Hygieneregeln beachten - Abstand halten, Hände waschen, Maske tragen, regelmäßig Lüften.
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