Modell des Coronavirus SARS-CoV-2
Bildrechte: picture alliance / Hollandse Hoogte
Bildbeitrag

Das Coronavirus SARS-CoV-2 braucht bestimmte Türöffner an der Oberfläche einer Zelle, um infizieren zu können.

Bildbeitrag
> Wissen >

Coronavirus-Infektion: Ältere, Männer und Raucher im Nachteil

Coronavirus-Infektion: Ältere, Männer und Raucher im Nachteil

Ältere Menschen, Männer und Raucher haben nach einer Coronavirus-Infektion häufiger einen schweren Krankheitsverlauf. Das liegt möglicherweise daran, dass die Viren leichter in deren Körperzellen eindringen können.

Eine Covid-19-Erkrankung verläuft von Mensch zu Mensch anders. Das Coronavirus SARS-CoV-2 befällt außerdem nicht nur die Lunge, sondern auch andere Organe. Schon seit Beginn der Pandemie berichten Kliniken, dass besondere ältere Personen, Männer und Raucher eher einen schweren Krankheitsverlauf haben.

Coronavirus braucht Türöffner

Wenn SARS-CoV-2 in eine Zelle eindringen will, muss es auf deren Oberfläche zwei bestimmte Strukturen geben. Das sind der ACE2-Rezeptor und Proteasen (TMPRSS2 oder CTSL). Ein internationales Wissenschaftler-Team hat nun untersucht, welche Zelltypen im menschlichen Körper diese beiden Voraussetzungen haben und somit von diesem Virus infiziert werden können. Sie gehören zum Human Cell Atlas Lung Biological Network und arbeiten unter anderem am Helmholtz Zentrum München. Ziel des Human Cell Atlas ist, alle Zelltypen des menschlichen Körpers zu beschreiben.

Ältere, Männer und Raucher mit mehr Eintrittspforten für das Virus

Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler nun in einer Studie in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht. Sie fanden heraus, dass nicht nur Zellen in Lunge und Atemwegen, sondern auch in der Leber, im Dickdarm und im Auge viele dieser viralen Türöffner, also ACE2-Rezeptor und Proteasen, haben. Außerdem haben die Zellen älterer Menschen davon mehr als die von jungen und die Zellen von Männern mehr als die von Frauen. Auch die Zellen von Rauchern (besonders die der Atemwege) haben mehr SARS-CoV-2-Türöffner als die von Nichtrauchern. Diese Erkenntnisse stimmen überein mit den Berichten über COVID-19-Erkrankte aus diesen Bevölkerungsgruppen.

Breite Datenbasis von jung und alt

Die molekulare Struktur der Oberfläche von Zellen ist also anscheinend ein Grund, warum Covid-19 bei manchen Menschen schwerer und bei anderen milder verläuft. Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle, etwa Unterschiede in der Stärke des Immunsystems.

"Das Besondere an dieser Studie war die große Anzahl von Bioproben. Wir hatten Daten von Menschen in allen Entwicklungsstadien zur Verfügung - von Kindern, jungen Erwachsenen und älteren Personen. Damit hatten wir die einmalige Gelegenheit zu beobachten, welche molekularen Veränderungen im Laufe des Lebens auftreten. Aufgrund des großen Umfangs der Daten konnten wir molekulare Unterschiede in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und Raucherstatus erkennen." Kerstin Meyer, Wellcome Sanger Institute

Die erzielten Forschungsergebnisse könnten nach Ansicht der Wissenschaftler helfen zu verstehen, wie sich das Coronavirus im Körper ausbreitet. Der Zusammenhang zwischen den viralen Türöffnern und einem schwereren Verlauf von Covid-19 wurde allerdings nur bei Mäusen und im Labor gezeigt. Bei Menschen steht ein Nachweis noch aus.

"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!