"Ein anscheinend junger und gesunder Patient hatte einen zweiten Fall einer Covid-19-Infektion, der 4,5 Monate nach der ersten Episode diagnostiziert wurde", schreiben Forscher der Universität Hongkong am 24. August 2020 in einer Erklärung.
Der 33-jährige IT-Mitarbeiter wurde im April 2020 geheilt aus dem Krankenhaus entlassen. Nach seiner Rückkehr aus Spanien Anfang August wurde er erneut positiv auf das Virus getestet. Die zweite Infektion verlief asymptomatisch. Die Immunität reichte zwar nicht aus, um eine erneute Infektion zu verhindern, zu dem Zeitpunkt waren auch keine Antikörper mehr nachweisbar. Nach der Reinfektion stieg aber bei ihm die Zahl der Antikörper rasch wieder an und schützte ihn vor dem Ausbruch der Krankheit. In seinem Fall hat die Immunität funktioniert.
Fälle von Reinfektionen bislang gemeldet, erster jetzt bestätigt
Der Bericht ist dennoch besorgniserregend, da er darauf hindeutet, dass die Immunität gegen das Coronavirus nur wenige Monate dauern kann. Und das Ganze hat Auswirkungen auf die Entwicklung von Impfstoffen gegen das Virus.
Angesichts der Tatsache, dass es weltweit Millionen von Fällen gibt, ist es aber nicht gänzlich unerwartet, dass einige oder sogar einige Dutzend Menschen nach nur wenigen Monaten erneut mit dem Virus infiziert werden, so Experten.
Ärzte hatten bereits mehrere Fälle von vermuteter Reinfektion in den USA und anderswo gemeldet, aber keiner dieser Fälle wurde durch strenge Tests bestätigt. Dieser Fall in Hongkong wäre der weltweit erste dokumentierte. Man weiß, dass genesene Menschen wochenlang virale Fragmente abgeben, was dazu führen kann, dass Tests ein positives Ergebnis zeigen, auch wenn kein lebendes Virusmaterial mehr vorhanden ist.
Unterschiedliche Virenstämme - zweite Infektion wahrscheinlich
Die Forscher in Hongkong sequenzierten in diesem aktuellen Fall das Virus aus beiden Infektionen und stellten signifikante Unterschiede zwischen den beiden Virenstämmen fest, was darauf hindeutet, dass der Patient tatsächlich ein zweites Mal infiziert wurde. Die Studie wurde von der Zeitschrift "Clinical Infectious Diseases" akzeptiert, sagen die Forscher.
"Viele glauben, dass erholte Covid-19-Patienten eine Immunität gegen eine erneute Infektion haben, da die meisten eine serumneutralisierende Antikörperantwort entwickeln. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass einige Patienten nach einigen Monaten einen abnehmenden Antikörperspiegel haben." Forscher der Universität Hongkong
Experten hatten gehofft, dass sich das neue Virus eher wie die beiden Coronavirus-Erkrankungen SARS und MERS verhält, die eine länger anhaltende Immunität von einigen Jahren nach sich ziehen. Sollte die Immunität nach einer Covid-19-Infektion nur von kurzer Dauer sein, müsste eine Impfung auch für Personen, die die Krankheit durchgemacht haben, in Betracht gezogen werden, meinen die Forscher. Bis dahin gilt auch für diese Personengruppe: Maske tragen und Distanz wahren.
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