Wenn Hund nicht weiter weiß, sieht er in der Regel dem Menschen in die Augen. Und hat damit - zumindest meistens - Erfolg. Selten können wir schließlich den Blicken der Vierbeiner widerstehen. Warum das so ist, haben Forscher aus Großbritannien und den USA entschlüsselt.
Der Hundeblick: Ein spezieller Muskel ist dafür verantwortlich
Für ihre Studie hatten die Wissenschaftler um Juliane Kaminski von der University of Portsmouth (Großbritannien) unter anderem die Gesichtsmuskulatur von vier Wölfen mit der von sechs Hunden verglichen. Herauskam: Bei der Muskulatur im Gesicht der Hunde und der Wölfe - ihrem nächsten Verwandten - stellten die Forscher kaum Unterschiede fest. Nur im Bereich der Augen differierte die Muskulatur zwischen Hund und Wolf. So war der Muskel, der die innere Augenbraue hebt, bei den Hunden standardmäßig vorhanden. Bei den Wölfen fanden sich dort lediglich spärliche Muskelfasern und Bindegewebe.
Wenn Mensch und Hund zusammentreffen
Dieser spezielle Muskel spielt auch beim Zusammentreffen von Hund und Mensch eine Rolle. Denn brachten die Forscher einen Menschen mit Hunden oder Wölfen zusammen, konnten sie bei ihren Untersuchungen feststellen, dass nur die Hunde ihren Augenmuskel spielen ließen. Die Wölfe taten das hingegen kaum. Vor allem das intensive Heben der Augenbrauen fanden die Wissenschaftler nur bei Hunden.
Augenbraue der Hunde löst Emotionen aus
Dieses Anheben der inneren Augenbraue - im Fachjargon "AU101" genannt - löst nach Erkenntnissen der Forscher beim Menschen wohl Emotionen aus. Es lasse die Augen des Hundes größer erscheinen, schreiben die Wissenschaftler in der im Fachjournal "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlichten Studie von 2019. Durch dieses Muskelspiel wirke das Gesicht der Hunde kindlicher. Außerdem ähnele der Blick dem eines traurigen Menschen, was beim Herrchen einen Betreuungsreflex auslösen könne, resümiert das Team um Juliane Kaminski.
Hundeblick und Selektionsdruck
Schon 2013 hatte eine Studie des nahezu gleichen Forscherteams gezeigt, dass Hunde in Tierheimen, die die Augenbraue öfter heben, schneller wieder ein Zuhause finden. Die Wissenschaftler führen die veränderte Gesichtsmuskulatur der Hunde gegenüber den Wölfen in ihrer neuen Studie nun auf den Selektionsdruck der Tiere während ihrer Domestizierung zurück. Schließlich habe sich die übrige Gesichtsmuskulatur seit der Trennung von Hund und Wolf vor rund 33. 000 Jahren kaum verändert, heißt es in der Veröffentlichung.
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