14 Gramm gemischtes Hack stehen auf der täglichen Speisekarte des Menschen in der Zukunft. Also etwa ein daumengroßes Fleischpflanzerl oder wahlweise auch ein Rindfleisch-Steak, das so dünn ist, dass man höchstwahrscheinlich sogar hindurchsehen kann. Zumindest, wenn es nach der wissenschaftlichen Studie der EAT-Lancet Kommission geht: Die 37-köpfige Forschergruppe hat am 16. Januar 2019 einen Ernährungsplan vorgestellt, der auch 2050, wenn Schätzungen zufolge über zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben, die Weltbevölkerung gesund ernähren soll, ohne dabei der Umwelt zu schaden – eine sogenannte planetare Gesundheitsdiät.
Ernährungsumstellung für die menschliche Gesundheit
Dass es für Veränderung in der globalen Ernährung längst Zeit geworden ist, lässt sich heute schon bei einem kurzen Blick rund um den Erdball erkennen. Die Ernährung ist in weiten Teilen der Bevölkerung ungesünder denn je: Mittlerweile leiden über zwei Milliarden Menschen an Übergewicht. Demgegenüber stehen mehr als 800 Millionen Menschen, die in Hunger leben müssen. Mit einer Umstellung der Essgewohnheiten könnte die Zahl der frühzeitigen Tode weltweit deutlich verringert werden.
"Ungesunde Ernährung stellt ein größeres Risiko für Erkrankung und Sterblichkeit dar als ungeschützter Sex und der Konsum von Alkohol, Drogen und Tabak zusammen." Auszug aus der Lancet Studie
Ernährungsumstellung für die Umwelt
Auch im Hinblick auf den Umweltschutz hat die globale Ernährung einen immer größeren Stellenwert. Bei der Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft wird eine große Menge an Treibhausgasen freigesetzt, bei gleichzeitiger Verwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Darüber hinaus steigt der Wasser- und Flächenbedarf immer weiter. Die globale Nahrungsmittelproduktion bleibt damit die Hauptursache, warum der Mensch den Planeten unter Druck setzt.
Rindfleisch und seine Schäden an der Umwelt
Darum fällt in Zukunft die tägliche Portion Fleisch so klein aus. Den Schaden, der durch die Produktion von nur einem Kilogramm Rindfleisch an der Umwelt entsteht, kann man sogar relativ eindeutig in Zahlen wiedergeben: Im weltweiten Durchschnitt entstehen während des gesamten Produktionsprozesses etwa 22 Kilogramm Treibhausgase. Zugleich werden pro Kilogramm Rind bis zu 9,4 Kilogramm Getreide, etwa 15.500 Liter Wasser und knapp fünfzig Quadratmeter Fläche verbraucht. Nur gut, dass man für den Flächenverbrauch des Rinds keine Münchner Mietpreise zahlen muss. Dann käme nämlich das Kilo Rindfleisch nicht nur auf dreißig Euro.
Speiseplan für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein
Ohne die Umstellung der Essgewohnheiten und einer Begrenzung in der Verschwendung von Lebensmitteln wird eine gesunde und nachhaltige Ernährung der wachsenden Bevölkerung nach Ansicht der Wissenschaftler kaum möglich sein. Dahingegen könnten mit einer schnellen und angemessenen Ernährungsumstellung die Treibhausgas-Emissionen an die Vereinbarungen des Pariser Klimaabkommens angepasst werden und zusätzlich der Biodiversitätsverlust reduziert werden.
Wie sieht der tägliche Ernährungsplan aus?
- sieben Gramm Rindfleisch
- sieben Gramm Schweinefleisch
- 29 Gramm Geflügel
- 40 Gramm Fisch
- 232 Gramm Reis, Weizen, Mais und andere Vollkornprodukte
- 50 Gramm Kartoffeln, Maniok oder andere stärkehaltige Knollen
- circa 0,2 Eier
- 250 Gramm Milch oder Milchprodukte
- 25 Gramm Nüsse
- 25 Gramm Erdnüsse
- 25 Gramm Soja
- 50 Gramm Hülsenfrüchte
- fünf Gramm Schweinefett
- 31 Gramm Süßungsmittel inklusive Zucker
- 300 Gramm Gemüse
- 200 Gramm Obst
- 40 Gramm ungesättigte Fette wie Olivenöl
- 6,8 Gramm Palmöl
Der Speiseplan umfasst insgesamt etwa 2.500 Kalorien. Das ist ausreichend für halbwegs aktive, mittelgroße Erwachsene. Für körperlich hart Arbeitende ist das eher eine kleine Portion. Der Ernährungsplan der Forschungsgruppe soll eher als Orientierung, nicht als strikter Tagesplan dienen. Er kann an verschiedene Ernährungsstile und Anbausysteme angepasst werden. Generell lautet der Grundsatz der Studie: Fleisch- und Zuckerkonsum halbieren; Obst, Gemüse und Nüsse sollen dafür in doppelter Menge auf dem Speiseplan landen.
Essen in der Zukunft
Den Wissenschaftlern der Kommission ist durchaus bewusst, dass die globale Umstellung kein leichtes Unterfangen ist - aber ein machbares. Aufwand und Kosten schrecken bisher viele Menschen davor ab, sich gesünder zu ernähren. Durch staatliche Förderung gesunder und nachhaltiger Lebensmittel oder sogar Regulierungen könnte der Wandel angekurbelt werden. Doch wer weiß, ob in den Wandel nicht noch kulinarische Neuerungen einfließen, der Heuschreckenburger etwa oder Fleisch aus dem Reagenzglas.