Schon bevor 5G für Nutzer als neuer Kommunikationsstandard überhaupt allgemein verfügbar ist, regt sich Widerstand gegen Funkmasten. Zum Beispiel in Starnberg. Es gibt jedoch auch Modellregionen, in denen 5G bereits getestet wird, zum Beispiel im Landkreis Amberg-Sulzbach.
Ambivalente Haltung bei der Bevölkerung
Dabei sollen die höheren Datenübertragungsraten von 5G, der fünften Generation der Mobilfunktechnik, nicht nur für den privaten Handynutzer etwas bringen, sondern vor allem für die Autoindustrie (Stichwort autonomes Fahren), das produzierende Gewerbe oder die Telemedizin. Die Telekommunikationsunternehmen versprechen sich Einnahmen, die den immensen Investitionsaufwand übersteigen. Die Reaktionen unter den Bürgern auf den neuen, schnellen Standard schwanken jedoch zwischen Hoffnung auf bessere Netz-Versorgung und Furcht vor der Strahlung aus Handys und von Masten.
5G erfordert mehr Funkmasten
Vorweg sei gesagt: Der Ausbau erfolgt schrittweise, zunächst soll es 5G in Metropolen geben: Zuallererst in Berlin und Bonn, dann folgen Darmstadt, Hamburg, Leipzig und München, wie die Deutsche Telekom mitteilte. Bis Ende 2020 sollen die 20 größten Städte Deutschlands mit 5G versorgt werden, danach soll das Netz sukzessive in weniger dicht besiedelte Gebiete ausgeweitet werden. Erste Geräte sowie passende Tarife für 5G sind zwar verfügbar – aber die Preise für die Verbraucher sind hoch, und selbst in den Metropolen stehen noch wenige der entsprechenden Basis-Stationen. Für 5G ist jedoch, aufgrund der technischen Erfordernisse, im Zuge des künftigen Ausbaus eine höhere Dichte an Funkmasten nötig.
BR24-Nutzer drückten in Kommentaren zu einem Artikel über einen "Testlab"-Bericht zu 5G ihre Sorgen aus. Der #Faktenfuchs antwortet mit einer Recherche zum aktuellen Forschungsstand über Folgen von Mobilfunk für die menschliche Gesundheit.
Mobilfunk – und dazu zählen die verschiedenen Standards GSM (2G), UMTS (3G), LTE (4G) und nun 5G - funktioniert über hochfrequente elektromagnetische Felder.
💡 Was ist ein elektromagnetisches Feld?
Elektromagnetische Felder sind ein Teil des elektromagnetischen Spektrums. Dieses erstreckt sich über den gesamten Bereich von den statischen elektrischen und magnetischen Feldern über die optische Strahlung bis zur sehr energiereichen Gammastrahlung. Hochfrequente elektromagnetische Felder liegen im Bereich zwischen 100 Kilohertz bis 300 Gigahertz (GHz). Während man sowohl bei statischen als auch bei niederfrequenten Feldern die elektrische und die magnetische Komponente getrennt betrachtet, sind bei hochfrequenten Feldern die beiden Komponenten eng miteinander gekoppelt, so dass man von elektromagnetischen Feldern spricht. (Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz)
Elektromagnetische Felder kommen natürlicherweise in der Umwelt vor, können aber auch künstlich erzeugt werden und gehören zur nichtionisierenden Strahlung. Zu den hochfrequenten elektromagnetischen Strahlen zählen auch die Kurz-, Mittel- und Langwellen oder Mikrowellen. Elektromagnetische Felder können sich von der Quelle, etwa einer Antenne, lösen und sich schnell ausbreiten. Sie übertragen Energie und Informationen über große Entfernungen.
Bundesamt für Strahlenschutz rät beim Ausbau zur Umsicht
Beim Ausbau zu 5G rät das Bundesamt für Strahlenschutz, umsichtig vorzugehen. Bei den jeweiligen Schritten müsse untersucht werden, ob die Menschen einer höheren Strahlungsmenge ausgesetzt werden, schreibt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in einem Statement. Das BfS werde mögliche Wirkungen der neuen Frequenzbereiche noch genauer untersuchen – dazu weiter unten mehr.
Erste Ausbauschritte laut Strahlenschutz-Bundesamt unbedenklich
Für den Anfang sieht das BfS jedoch keine Probleme: "Für den Mobilfunkstandard 5G werden im ersten Schritt die Frequenzen genutzt, die wir heute schon beim Mobilfunk nutzen", heißt es in dem Statement. "Die Wirkung elektromagnetischer Strahlung des Mobilfunks auf den Menschen ist gut erforscht. Unterhalb der Grenzwerte sind keine gesundheitlichen Auswirkungen nachgewiesen. Die Grenzwerte werden eingehalten."
Viele technische, für den Strahlenschutz relevante Aspekte von 5G entsprächen also den vorangegangenen Entwicklungsstufen der Mobilfunktechnik. Erkenntnisse aus früheren Untersuchungen zu möglichen gesundheitlichen Wirkungen könnten deshalb übertragen werden. Dennoch: "In einigen Jahren werden durch 5G höhere Frequenzen dazukommen, deren Wirkungen noch nicht so gut erforscht sind", steht im BfS-Statement. Diese Frequenzbänder werden dem bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) zufolge aufgrund ihrer geringen Reichweiten aktuell nicht für den klassischen Mobilfunk im kommerziellen Bereich eingesetzt werden.
Moderne Datenfunkdienste wie LTE und zukünftig 5G verwenden laut LfU derzeit Frequenzen, in denen heute bereits Mobilfunk betrieben wird (zum Beispiel 800, 900, 1500, 1800, 2100 und 2600 MHz) oder die für vergleichbare Nutzungen vergeben sind.
Nachgewiesen ist: Mobilfunk kann unsere Körper erwärmen
Der Körper nimmt hochfrequente Wellen auf - wie stark, das hängt von der Stärke und der Frequenz der elektromagnetischen Felder ab und davon, wie das körperliche Gewebe beschaffen ist.
Wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen ist, dass hochfrequente elektromagnetische Felder Kraft ausüben können - auch auf die elektrisch geladenen Teilchen und polaren Moleküle im menschlichen Körper. Das kann Gewebe erwärmen, was man thermische Wirkung nennt.
Deshalb ist die Wärmewirkung dem Bundesamt für Strahlenschutz zufolge nach derzeitigem Wissensstand ausschlaggebend für mögliche gesundheitliche Folgen beim Menschen.
Erwärmt sich der Körper nur begrenzt an einer Stelle, so kann unser Körper die Wärme in der Regel mit der normalen Blutzirkulation abtransportieren, alternativ hilft Schwitzen. Probleme gibt es hingegen, wenn Körperbereiche betroffen sind, in denen Blutfluss oder Schweiß gar nicht oder nur unzureichend kühlen können, so dass die Körpertemperatur über einen längeren Zeitraum hinweg um deutlich mehr als 1 Grad Celsius steigt. Speziell im Bereich des Kopfes begünstigt eine solche Erwärmung laut BfS die Entstehung von grauem Star und anderen Augenkrankheiten. Das Gehirn und die Hoden sind, aus unterschiedlichen Gründen, ebenfalls besonders wärmeempfindlich.
Grenzwerte schützen vor gesundheitlichen Schäden durch Erwärmung
Um Gesundheitsschäden zu verhindern, gibt es jedoch Grenzwerte für Strahlung von Mobilfunk-Basisstationen oder Rundfunksender sowie Anforderungen an die Produktsicherheit von Mobiltelefonen. Grundsätzlich gilt: Sowohl die Antennen in den Handys als auch jene an den Funkmasten strahlen. Dabei gilt, so bestätigt es auch das LfU auf BR24-Anfrage: Je besser die Empfangssituation, desto geringer wirkt das elektromagnetische Feld auf den Handynutzer ein – weil das Handy dann, um die Mobilfunk-Basisstation mit seinem Funksignal zu erreichen, seine Sendeleistung nicht hochfahren muss. Deshalb raten LfU und BfS, möglichst nicht bei schlechtem Empfang zu telefonieren und zusätzlich Head-Sets zu nutzen.
Machen mehr Masten krank?
Befürchtungen rund um 5G drehen sich auch darum, dass sich dadurch die Anzahl der Sendemasten erhöhen wird. Diese Sorge greift der Bund auch auf. Das BfS vergibt gerade ein Forschungsvorhaben mit dem Titel "Smart cities: Abschätzung der Gesamtexposition des Menschen durch zusätzliche 5G Mobilfunktechnologien anhand modellierter Zukunftsszenarien". Die Studie soll mit Computersimulationen die Feldverteilung in Stadtgebieten für die zukünftige Verteilung von Sendeanlagen untersuchen. Basierend auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand sei aber davon auszugehen, so schreibt das Bundesamt in einer Antwort an BR24, dass der durchschnittliche Einfluss, dem die Menschen ausgesetzt sein werden, bezogen auf die geltenden Beschränkungen weiterhin auf einem niedrigen Niveau bleibt.
Auch in Zeiten von 5G wird laut Landesamt für Umwelt gelten: Jede relevante Sendeanlage unterliegt der Verordnung über elektromagnetische Felder, der sogenannten Bundes-Immissionsschutzverordnung. Sie hat damit die darin angegebenen Grenzwerte einzuhalten. (Bei der Bundesnetzagentur können Sie alle Sendeanlagen auf einer Karte einsehen.)
Jeder Antennenstandort wird vor Inbetriebnahme geprüft
Vor Inbetriebnahme der Sendeanlage muss der Betreiber bei der Bundesnetzagentur eine Standortbescheinigung beantragen, schreibt das LfU in einer Mail an BR24. Die Bundesnetzagentur prüfe in diesem Rahmen jeden einzelnen Antennenstandort und legt die entsprechenden Sicherheitsabstände fest, ab denen die Grenzwerte in jedem Fall eingehalten sind. "Diese Vorgehensweise gilt auch für alle Mobilfunksendeanlagen des kommenden Mobilfunkstandards 5G sowie für die – heute schon zur Kapazitätssteigerung stattfindende - Nachverdichtung der Mobilfunknetze", erklärte eine Sprecherin des LfU.
Hier der physikalische Hintergrund und die Verhältnisse der Strahlenbelastung je nach Anwendung:
Beim Handykauf auf den SAR-Wert achten
Zudem: Das Maß dafür, wie viel Strahlungsleistung ein Körper von einem hochfrequenten Feld aufnimmt, ist die sogenannte Spezifische Absorptionsrate (SAR, in Watt pro Kilogramm). Wirkt ein hochfrequentes Feld auf den ganzen Körper ein und führt dabei zu SAR-Werten von 4 Watt pro Kilogramm, steigt beim Menschen die Temperatur um etwa 1 Grad Celsius. Um dies zu vermeiden, wurden die zulässigen Höchstwerte für die Ganzkörperexposition der Normalbevölkerung um den Faktor 50 - auf 0,08 Watt pro Kilogramm - reduziert. Bei einer Teilexposition von Kopf und Rumpf gilt ein Grenzwert von 2 Watt pro Kilogramm. Beim Handykauf kann man auf den SAR-Wert achten, um sich vor zu hoher Strahlung zu schützen, das empfiehlt auch das BfS.
Zwischenfazit
Soweit zu den bekannten Wirkungen bestimmter Frequenzen auf den menschlichen Körper. Noch einmal kurz gefasst:
Die hochfrequenten Wellen von Mobilfunk können prinzipiell den Körper erwärmen - auch in gefährlichem Maß. Dieses Risiko verhindern jedoch Grenzwerte für die Antennen, die Hersteller von Handys und Betreiber von Masten einhalten müssen.
Je besser die Mobilfunkverbindung zwischen der Basisstation und dem einzelnen Handy ist, desto geringer ist die Strahlung, die das Handy im unmittelbaren Umfeld des Nutzers erzeugt. Deshalb führen mehr Basisstationen im Durchschnitt zu weniger Strahlenbelastung, da ein Handy weniger stark senden muss, um Daten an die Basisstation zu übertragen. Generell ist erkennbar, dass der größte Teil der Strahlenbelastung aus dem unmittelbaren persönlichen Umfeld stammt (das eigene Handy, das schnurlose Telefon, das eigene WLAN-Netz). Die Belastung durch Basisstationen ist schon bei einer Entfernung von nur 100 Metern im Durchschnitt deutlich geringer.
Hochfrequente Felder: Worüber die Wissenschaft noch diskutiert
Die Frage, ob hochfrequente elektromagnetische Felder auch unterhalb der Grenzwerte gesundheitsschädlich sind - abseits der thermischen Wirkung - wird noch diskutiert.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO), genauer der International Agency for Research on Cancer (IARC), stufte als internationale Behörde elektromagnetische Felder in die Kategorie "wahrscheinlich krebserzeugend" (Gruppe 2B) ein. In der Gruppe 2B des IARC stehen sehr unterschiedliche Stoffe oder Beschäftigungen, Aloe-Vera-Extrakt ebenso wie zum Beispiel die Tätigkeit in einer Berufsfeuerwehr. Der Knackpunkt bei Mobilfunk: Die WHO schreibt, die Mobilfunk-Felder könnten eine Gefahr bedeuten.
Keine Beweise für erhöhtes Krebsrisiko
Das ist das wissenschaftliche Fazit - solange noch geforscht wird. Bislang steht ein überzeugender, wissenschaftlich einwandfreier Beweis dafür aus, dass Handys und die dafür verwendeten elektromagnetischen Wellen etwa Krebs auslösen. Die Studien, auf die Kritiker oft hinweisen, weisen aus wissenschaftlicher Sicht zu viele Schwächen oder Widersprüche auf, um als Beweis zu dienen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Ärzten schlossen sich zu der Gruppe "5G Appeal" zusammen, die einen Ausbau-Stopp von 5G fordert, da "bewiesen" sei, dass der Mobilfunkstandard der menschlichen Gesundheit schade. So eindeutig ist die Lage aber nicht. Denn wie bei der Einordnung der WHO gilt auch hier: Nichts Gewisses weiß man nicht.
Es wurde und wird deshalb weiterhin geforscht. Das Bundesamt für Strahlenschutz wertet nicht nur internationale Studien anderer Auftraggeber aus, sondern gab und gibt auch selbst Studien in Auftrag.
Zum Beispiel das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF), eine groß angelegte Untersuchung mit mehreren Forschungsprojekten. Dabei nahmen die Folgen für Mensch und Tier großen Raum ein. Auf die Ergebnisse beruft sich das BfS, wenn es schreibt, dass die Forschungsergebnisse auch auf weite Teile der 5G-Anwendungen übertragbar seien.
Es muss noch viel geforscht werden
Die Resultate des DMF sowie weiterer aktueller nationaler und internationaler Studien konnten gesundheitsrelevante Wirkungen unterhalb der Grenzwerte nicht bestätigen. Den Ergebnissen zufolge werden die allgemeine Gesundheit und die kognitive Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt von den Frequenzen, die untersucht wurden. Ebenso konnte kein erhöhtes Krebsrisiko und keine akuten Wirkungen auf Embryonen oder Kinder (untersucht zum Beispiel in epidemiologischen Studien) gefunden werden. Dennoch steht im Abschlussbericht:
"Die in einigen Studien gefundenen geringfügigen physiologischen Reaktionen, die Hinweise, dass Kinder eventuell stärker exponiert sein könnten als Erwachsene, die nicht abschließend geklärte Frage nach gesundheitlichen Risiken bei einer langfristigen Handyexposition sowohl für Erwachsene, besonders aber für Kinder, legen auch weiterhin einen vorsichtigen Umgang mit drahtlosen Kommunikationstechniken nahe." DMF-Abschlussbericht
Das BfS sieht in Folge dessen aber eben keine wissenschaftlichen Beweise für Gefahren – sondern Hinweise auf Forschungsbedarf. Dem nehmen sich Wissenschaftler auch an. Dazu weiter unten mehr.
Ratten-Studie zu Mobilfunk: Wissenschaftliche Methoden zweifelhaft
Auch in den Ergebnissen einer neueren Studie, auf die der oben gezeigte Leser-Kommentar Bezug nahm, sieht das Bundesamt für Strahlenschutz keinen Beweis für eine krebserzeugende Wirkung - aber Hinweise. Allerdings: nur wenn der gesamte Körper Feldern ausgesetzt ist, die deutlich oberhalb der Grenzwerte liegen. Die Behörde attestiert der Studie außerdem methodische Schwächen und Widersprüche. Die Schlussfolgerung aus Sicht des BfS: Die Ergebnisse sind nicht zu übertragen auf die heutige Nutzung von Mobilfunk und deren Wirkung auf den Menschen.
Diese Studie des US-amerikanischen National Toxicology Programs (NTP), eine Langzeitstudie, untersuchte mögliche Gefahren an Mäusen und Ratten - was ohnehin Schwierigkeiten mit sich bringt, denn Beobachtungen an diesen Tieren sind nicht einfach auf den Menschen zu übertragen. Die Autoren der Studie sehen eine "expositionsbedingte klare Evidenz für das Auftreten von Herztumoren und eine mäßige Evidenz für das Auftreten von Hirntumoren und Erkrankungen des Nebennierenmarks bei männlichen Ratten".
Dem widerspricht das BfS und liefert eine mögliche Erklärung für die Ergebnisse der Studie: "Bei den hohen Ganzkörperexpositionen ist deshalb nicht auszuschließen, dass thermischer Stress mit Körpertemperaturerhöhungen, die oberhalb der Grenzwerte auftreten und bekanntermaßen zu gesundheitlichen Effekten führen, zu den auffälligen Ergebnissen speziell bei männlichen Ratten geführt hat."
Derzeit keine Aussage zur Langzeitwirkung möglich
Das BfS relativiert auch die Einstufung der WHO von elektromagnetischen Felder in die Kategorie "möglicherweise krebserzeugend". Die DMF-Studien, die das BfS in Auftrag gab, bestätigten die Hinweise, auf denen die IARC-Entscheidung beruhte, nach Angaben des Amts nicht.
Trotz seiner Skepsis weist auch das BfS darauf hin, dass die Frage der Langzeitwirkungen über einen Zeithorizont von mehr als fünfzehn Jahren hinaus weiterhin offen sei.
Langzeitstudien untersuchen die Wirkung von Mobilfunk auf Kinder
Diese Frage zu beantworten, daran arbeiten Wissenschaftler weltweit. Aktuell läuft eine Langzeitstudie mit dem Namen "Mobi Kids":
Hier versuchen 14 Länder, herauszufinden, ob hochfrequente Mobilfunk-Felder das Hirntumor-Risiko bei jungen Menschen beeinflussen. Nach Leukämie seien Hirntumore die zweithäufigste Krebsart bei Menschen, die jünger als 25 sind, heißt es in der Studienbegründung. Elektromagnetischen Feldern ausgesetzt zu sein, könnte das Risiko erhöhen – was aber noch nicht sicher sei. Die Forscher untersuchten über einen Zeitraum von sechs Jahren fast 1.000 junge Menschen zwischen 10 und 24 Jahren mit Hirntumoren und mehr als 2.000 gesunde. Die Ergebnisse sollen im Herbst in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht werden.
Ebenso erforscht wird der Zusammenhang von Leukämie im Kindesalter bei niederfrequenten Feldern unterhalb der Grenzwerte, und zwar im Arimmora-Projekt.
Das BfS selbst plant eine Untersuchung, wie künftig verwendete Frequenzen auf die Körperoberfläche wirken, oder ob sie auf die Erbsubstanz Einfluss haben.
BUND kritisiert mangelnde Vorsorge
Der Naturschutz-Bund BUND kritisiert eben das: Dass der Ausbau stattfindet, bevor ausreichende Risikoforschung stattgefunden habe. "Weder sind die Wirkungen auf Risikogruppen wie Kinder ausreichend untersucht, noch lassen sich Aussagen von 5G-Befürwortern, dass es keine Risiken durch die flächendeckende Nutzung elektromagnetischer Strahlung gäbe, wissenschaftlich belegen", ließ sich der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger in einem Statement zitieren. "Aus Vorsorgegründen muss die Bundesregierung dem Beispiel der Schweiz folgen und eine Absenkung der Grenzwerte aller Mobilfunksendeanlagen vor dem weiteren Ausbau um mindestens 90 Prozent veranlassen."
Wer finanziert Mobilfunk-Studien?
Das ist unterschiedlich. Zwar gehören zum Beispiel beim Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramm (DMF) des BfS die in Deutschland tätigen Mobilfunknetzbetreiber zu den Geldgebern – zu gleichen Teilen wie das Bundesumweltministerium. Doch das BfS stellte nach eigenen Angaben sicher, dass die Betreiber keinen Einfluss auf die Gestaltung der Forschung oder die Aus- und Bewertung der Ergebnisse hatten. Die Geldquellen sind auch öffentlich dokumentiert. Projekte, die nicht dem DMF zugeordnet sind, seien ausschließlich mit Ressortforschungsmitteln des BMU finanziert worden.
Grundsätzlich gilt: Für ernstzunehmende Studien machen die Forscher ihre Geldgeber transparent und stellen durch Regeln sicher, dass Geldgeber mit spezieller Interessenlage (zum Beispiel Mobilfunkanbieter) nicht Einfluss auf die Arbeit der Wissenschaftler oder auf die Ergebnisse nehmen können.
Zur Transparenz: Die Rundfunksignale des Bayerischen Rundfunks
Der BR strahlt im Rahmen eines technischen Versuchs von zwei Senderstandorten Rundfunksignale ab, die dem technischen Übertragungsstandard "5G-Broadcast" entsprechen. Dabei handelt es sich nicht um Mobilfunksignale und es werden keine Mobilfunkstandorte (Kleinzellennetze) verwendet. Vergleichbar ist die Abstrahlung mit dem normal verbreiteten Fernsehsignalen im DVB-T2 Standard. Der Unterschied zu einem DVB-T2 Signal besteht darin, dass die Signale auf zukünftigen Handys, Tablets oder 5G-Geräten in Fahrzeugen empfangbar sein sollen. Dabei fungieren diese Geräte für unsere Rundfunksignale (5G-Broadcast) ausschließlich als Empfänger, vergleichbar einem portablen Fernseher oder einem Fernsehempfänger im Auto.
Fazit
Werden die gesetzlichen Vorgaben und Grenzwerte eingehalten, sind laut Behördeneinschätzung nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen von 5G zu erwarten. Eine Studie zu elektromagnetischen Feldern, die ein Krebsrisiko bei Ratten nachzuweisen behauptet, wird vom Bundesamt für Strahlenschutz in Zweifel gezogen. Die WHO stuft Mobilfunk als "möglicherweise krebserregend" ein, das BfS konnte aber die Grundlagen für diese Einordnung nicht in Studien wissenschaftlich bestätigen. Dennoch empfiehlt das BfS für den Umgang mit Handys generell, die Strahlung direkt am Kopf gering zu halten, indem man Headsets verwendet. Oder gleich per Festnetz zu telefonieren. Zugleich investiert die Behörde weiter in Forschung, um mögliche gesundheitliche Folgen von Mobilfunk zu klären und verweist auf noch ausstehende Ergebnisse von Langzeitstudien.
22. April 2020: Wir haben nach Veröffentlichung des Artikels an zwei Stellen die Übersetzung der WHO-Einstufung "possibly carcinogenic" ins Deutsche korrigiert. Wir hatten fälschlicherweise mit "wahrscheinlich" übersetzt. Die richtige Übersetzung ist "möglicherweise krebserregend". Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.