Ein zuverlässiger Corona-Test ist mit einigen Hürden verbunden. Das soll sich in Zukunft jedoch ändern. Bislang kann man sich bei einem Arzt oder Testzentrum testen lassen. Dazu kommt noch der unangenehme Rachen- oder Nasenabstrich. Wenn man in Zukunft jedoch selbst einen Test durchführen könnte, dann wäre das wesentlich einfacher. Man könnte mit gutem Gewissen die Großeltern besuchen oder vielleicht sogar vor dem Präsenzunterricht überprüfen, ob eine Infektion vorliegt.
Österreich hat mit dieser Teststrategie in den Schulen bereits erfolgreich begonnen. Seit dem 8. Februar 2021 müssen sich Schülerinnen und Schüler dort selbst testen, wenn sie den Präsenzunterricht besuchen möchten. "Gerade Volksschulkinder verstehen es von Woche zu Woche besser, die Probenentnahme durchzuführen und damit für valide Ergebnisse zu sorgen", sagte Österreichs Bildungsminister Heinz Faßmann.
Welche Vorteile bietet eine flächendeckende Teststrategie?
Schnelltests sind dann sinnvoll, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen. Das findet in der Schule statt oder bei Veranstaltungen. Deshalb könnte ein Testkonzept dazu beitragen, das gesellschaftliche Leben mehr zu öffnen. Nicht nur für Schulen und Kitas, sondern auch für Kulturveranstaltungen oder Kinobesuche.
Menschen mit einer hohen Viruslast, sogenannte Superspreader, werden früher erkannt und Infektionsketten schneller durchbrochen. Doch Testen ist eine Momentaufnahme und nur dann sinnvoll, wenn es regelmäßig stattfindet. Außerdem gibt es wesentliche Unterschiede zwischen PCR-Tests, Antigen-Schnelltests und Selbsttests, auch Laien-Schnelltests genannt.
Worin unterscheiden sich PCR-Test und Antigen-Schnelltest?
Der zuverlässigste Nachweis, ob man mit SARS-CoV-2 infiziert ist, zeigt der PCR-Test. Die Probenentnahme findet durch medizinisches Personal statt, beim Arzt oder in einem Testzentrum und die Auswertung kann nur in einem Labor durchgeführt werden. Mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) wird das Erbgut des Virus vervielfältigt und kann dann nachgewiesen werden.
PCR-Tests bieten eine hohe Sensitivität, damit ist der Prozentsatz von richtigen positiven Ergebnissen gemeint, der bei PCR-Tests bei über 90 Prozent liegt. Schnelltests, sogenannte Antigen-Schnelltests, unterscheiden sich darin, dass ihre Auswertung direkt vor Ort stattfinden kann. Wie bei einem PCR-Test muss ein Nasen- oder Rachenabstrich von geschultem Personal gemacht werden. Entsprechend bedarf es einer korrekten Durchführung und Schutzmaßnahmen, damit das Ergebnis nicht verfälscht wird. Ein Antigen-Test weist nicht Teile des Erbguts, sondern spezielle Protein-Bausteine des Virus SARS-CoV-2 nach.
Wie zuverlässig ist ein Antigen-Schnelltest?
Es sind eine Reihe von Schnelltests auf dem Markt, die durch das Paul-Ehrlich-Institut in Abstimmung mit dem Robert Koch-Institut auf ihre Qualität und Zuverlässigkeit überprüft werden. Die zugelassenen Antigen-Schnelltests und ihre Sensitivität auf SARS-CoV-2 sind auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte aufgelistet. Ein Antigen-Schnelltest ist nicht ganz so zuverlässig wie ein PCR-Test. Er kann jedoch infizierte Personen mit einer hohen Viruslast erkennen. In Pflegeheimen und Kliniken gehören Antigen-Tests mittlerweile zum Testkonzept.
Testen statt Impfen: Eine Perspektive für mehr Normalität?
Mit Reihentestungen für Schüler und Lehrer soll der Präsenzunterricht zunehmend wieder starten können. Überhaupt geht es auch darum, durch eine Teststrategie mehr Perspektiven für ein gesellschaftliches Leben nach dem Lockdown zu erreichen. Testen sei ein Teil der Gesamtstrategie zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.
Dazu muss eine flächendeckende Verfügbarkeit von Schnelltests bereitstehen. Anfang März 2021 soll es deshalb kostenlose Schnelltests in Testzentren und Apotheken geben, kündigte der Gesundheitsminister Jens Spahn Mitte Februar auf einer Pressekonferenz an. Diese Tests können allerdings nur von geschultem Personal vorgenommen werden. Will die Politik damit eine Perspektive für mehr Normalität setzen, oder der langsamen Impfstrategie entgegensteuern? Viele Experten begrüßen die verstärkte Testung und hoffen, damit größere Ansteckungen zu unterbinden.
Was können Corona-Selbsttests leisten?
Auch Laien-Schnelltests werden zunehmend zum Einsatz kommen und damit die Testkapazitäten erweitern. Die ersten wurden am 24. Februar 2021 zugelassen und sollen schon bald im Handel erhältlich sein. Im Angebot stehen dann Gurgel-, Spuck- oder Lutsch-Tests sowie Stäbchen- oder Rachenabstrich-Tests. Der Einsatz von Schnelltests oder Selbsttests soll zu einem sicheren Alltag in Schulen und Kitas beitragen, betont Gesundheitsminister Jens Spahn. Gerade Selbsttests könnten für die weitere Öffnung des gesellschaftlichen Lebens dienen.
"Auch Laien-Selbsttests sollen nach ihrer bald erwarteten Zulassung durch das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte für alle zugänglich sein", kündigte der Gesundheitsminister weiter an. Die Selbsttests sollen eine CE-Kennzeichnung erhalten, damit die Einhaltung europäischer Schutz- und Qualitätsstandards garantiert ist und die Produkte von einer unabhängigen Prüfstelle zertifiziert wurden.
Über das Preisniveau der Selbsttests wird noch verhandelt. Diese sogenannten Laien-Tests sollen dann im Internet, Handel und Apotheken verkauft werden. Tests sind aber nur dann zuverlässig, wenn sie richtig angewendet werden, deshalb bedarf es einer einfachen und ausführlichen Handlungsanweisung, um Anwendungsfehler zu vermeiden.
Sind Corona-Selbsttests einfacher durchzuführen?
Wie bei den Corona-Schnelltests geht es auch bei den Selbsttests darum, Virusmaterial nachzuweisen. Aber die Probenentnahme muss für jeden machbar und einfach sein. Ein Stäbchen oder Abstrich wird sich vermutlich weniger durchsetzen. Denn dafür muss man sehr genau die Rachenwand hinter dem Zäpfchen und Gaumensegel im Mund erreichen oder beim Nasenabstrich ein Wattestäbchen durch die Nase bis an die hintere Rachenwand führen. "Man kann auch durch die Nase tief in den Rachen abstreichen. Das ist recht unangenehm, deswegen wird das kaum jemand bei sich selbst korrekt machen", vermutet Prof. Ulf Dittmer, Direktor des Institutes für Virologie an der Uniklinik Essen.
Werden sich Gurgel-, Spuck- oder Lutsch-Test durchsetzen?
Bei einem Gurgel-Test wird eine Flüssigkeit für eine gewisse Zeit gegurgelt und in einen Probenbehälter gespuckt. Die Gurgel-Flüssigkeit kann dann auf ihre Virusbestandteile untersucht werden. In Erlangen kommt diese Methode bereits als Pooltest im PCR-Verfahren bei einem Unternehmen zur Anwendung. Erfahrungen mit Gurgel-Tests und Pooling hat auch Prof. Michael Kabesch, Ärztlicher Direktor der Klinik St. Hedwig der Barmherzigen Brüder in Regensburg, mit den Regensburger Domspatzen gesammelt.
Er plädiert für eine schnelle Einführung von Tests, um Schulen öffnen zu können. Ob der Gurgel-Test eine Zulassung erhalten wird, ist nicht sicher. Auch Spuck- oder Lutsch-Tests könnten sich durchsetzen. Bei diesen Verfahren muss in ein Röhrchen gespuckt werden, oder mein streicht mit einem Stäbchen im vorderen Mundbereich über die Schleimhäute. Beim Lolly-Test lutscht man wiederum an einem Stäbchen. Dieses einfache Testverfahren könnte sogar für Kinder leichter durchführbar sein.
Wo sind die Grenzen der Corona-Selbsttests?
Über das Preisniveau der Selbsttests wird noch verhandelt, sobald die Zulassung vorliegt. Jedoch bedarf es einer einfachen und ausführlichen Beschreibung, um Anwendungsfehler auszuschließen. Denn diese Tests sind nur bei richtiger Anwendung wirklich zuverlässig. Werden die Selbsttests als Antigen-Tests zugelassen, dann sind sie noch weniger sicher als PCR-Tests. Wenn bei einem Antigen-Selbsttest ein positives Ergebnis angezeigt wird, dann benötigt man zur Absicherung einen PCR-Corona-Test. Beruht das Verfahren der Selbsttests auf dem Nachweis von Antikörper und fällt positiv aus, dann kann es aber auch bedeuten, dass man bereits eine Covid-19-Infektion durchgemacht hat, die womöglich schon abgeklungen ist.
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