Am 26. März 1949 wird in München die "Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V." gegründet. Sie soll nach dem Zweiten Weltkrieg helfen, die industrienahe Forschung wiederaufzubauen und so die Wirtschaft zu beleben.
Neben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die sich der Grundlagenforschung widmet, soll die Fraunhofer-Gesellschaft die dritte Forschungsinstitution außerhalb der Hochschulen in Deutschland werden. Zunächst kümmert sie sich aber vorwiegend nur um Verwaltungsaufgaben, nämlich Fördermittel bereitzustellen. Am 1. Juni 1954 wird dann in Mannheim das erste Fraunhofer-Institut gegründet, das Institut für angewandte Mikroskopie, Photographie und Kinematographie IMPK.
Heute arbeiten über 30.000 Menschen für die Fraunhofer-Gesellschaft und ihre 76 Institute und Forschungseinrichtungen. Damit ist sie die größte Organisation für angewandte Forschung in Deutschland.
Forschung für die Anwendung in der Praxis
Namensgeber der Fraunhofer-Gesellschaft ist Joseph von Fraunhofer. Der 1787 in Straubing geborene Optiker entwickelte Fernrohre, Mikroskope und andere optische Instrumente, mit denen er unter anderem die Spektrallinien im Sonnenlicht entdeckte. Mit seinen Erfindungen war er auch als Unternehmer in Benediktbeuern und München sehr erfolgreich. Die Kombination von wissenschaftlicher Arbeit und deren praktischer Anwendung machten ihn zum Vorbild der Fraunhofer-Gesellschaft, die Forschung fördern will, die sich praktisch einsetzen und mit der sich Geld verdienen lässt.
MP3: Die bekannteste Innovation eines Fraunhofer-Instituts
Viele technische Innovationen stammen aus Fraunhofer-Instituten. Bekanntestes Beispiel ist das MP3-Format. Im Jahr 1989 meldete das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen-Tennenlohe dieses Verfahren zur Codierung von Audio-Daten zum Patent an. Mit ihm lässt sich die Datenmenge und damit die Dateigröße stark reduzieren, ohne dass die Klangqualität deutlich leidet. Heute ist das MP3-Verfahren nahezu Standard beim Speichern und Übertragen digitaler Audio-Daten im Internet.
Fraunhofer-Erfindungen RFID, HDTV und weiße LED
Aber auch die weiße LED ist eine Erfindung aus einem Fraunhofer-Institut. Zunächst wurde das Licht von blauen, grünen und roten LEDs kombiniert, um weißes Licht zu erzeugen. Dies war jedoch aufwendig und teuer. Im Jahr 1995 gelang es am Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg erstmals, einen einzelnen Elektrochip weißes Licht aussenden zu lassen. Auch der Airbag, die RFID-Technologie und das hochauflösende Fernsehen HDTV sind Entwicklungen von Fraunhofer-Instituten. Im Jahr 2022 wurden 443 neue Erfindungen von den Fraunhofer-Instituten gemeldet.
Kritik wegen Intransparenz und Verschwendung
Der Jahreshaushalt der Fraunhofer-Gesellschaft liegt inzwischen bei über drei Milliarden Euro. Rund ein Drittel übernehmen Bund und Länder für die Grundfinanzierung, der überwiegende Teil der Einnahmen stammt aus Aufträgen der Wirtschaft und öffentlich finanzierten Forschungsprojekten.
Der Umgang der Fraunhofer-Gesellschaft mit öffentlichen Mitteln stieß beim Bundesrechnungshof (BRH) allerdings auf Kritik. Im Februar 2023 warf er ihr unter anderem Intransparenz vor. So seien etwa Fördermittel ohne Bedarf abgerufen worden, obwohl die Fraunhofer-Gesellschaft über erhebliche finanzielle Rücklagen verfüge. Der BRH kritisierte auch den damaligen Fraunhofer-Präsidenten Reimund Neugebauer wegen unangemessenen Umgangs mit Steuermitteln durch überhöhte Reise-, Dienstfahrzeug- und Repräsentationskosten.
Neugebauer legte sein Amt im Mai 2023 nieder. Am 1. September trennte sich der Senat der Fraunhofer-Gesellschaft nach einer Sondersitzung von Vorstandsmitglied Alexander Kurz wegen "schwerwiegender Pflichtverletzungen" und wollte gegebenenfalls Schadenersatzansprüche gegen ihn und auch gegen Neugebauer geltend machen. Diese Vorgänge könnten ein Grund dafür sein, warum das 75-jährige Gründungsjubiläum der Fraunhofer-Gesellschaft nicht groß gefeiert wird.
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