Alle Gärten zusammen genommen nehmen mehr Fläche ein als alle Naturschutzgebiete in Deutschland! Viel Potenzial, um Tieren und Pflanzen eine ökologische Nische zu bieten. Beliebte nichtheimische Pflanzen wie Tagetes, Stiefmütterchen oder Petunien sind dazu allerdings nicht der richtige Weg. Sie sind zwar hübsch anzusehen, aber unsere Insekten können damit so gut wie nichts anfangen!
Eine Frage der Anpassung
Meist machen heimische Pflanzen das Rennen, wenn es um die Gunst der Tiere geht. Denn beide sind seit langem aneinander angepasst. Exoten und typische Zierpflanzen dagegen werden oft verschmäht, egal, ob es nun um Nektar, Früchte oder Blätter geht.
Heimischer Wacholder ernährt 40 Vogelarten
Fremdländische Früchte sind nicht annähernd so wertvoll wie heimische. Beispiel Wacholder: Während beim heimischen Wacholder rund 40 verschiedene Vogelarten satt werden, kann sich vom Chinesischen Wacholder nur eine Art ernähren, so der Naturschutzbund Deutschland e.V. Und natürlich profitieren nicht nur die Vögel von den Früchten der heimischen Pflanzen oder von den Insekten, die angezogen werden, sondern auch viele andere Arten, wie Igel, Spitzmaus, Reptilien und Amphibien.
Deutschland hat 2.700 heimische Pflanzenarten
Jede der heimischen Pflanzenart bietet etwa zehn Tierarten Futter. Von den Tieren, die sich angezogen fühlen, bekommt der Gartler eine Menge zurück. Die einen bestäuben Blüten, andere vertilgen Schädlinge. Aber nur etwa 60 dieser Pflanzenarten werden auch in Gartencentern angeboten.
Maßgetrimmte Einheitlichkeit als Schönheitsideal des Gartens
Auch die Gartentrends der vergangenen Jahrzehnte waren alles andere als tierfreundlich. Lang Zeit galt der saubere deutsche Einheitsrasen und die maßgetrimmte Hecke als Maß aller Dinge. Bepflanzt mit Pflanzen, die in keiner Landschaft vorkommen, nur im Gartencenter.
"Der deutsche Vorgarten ist ein tiefer Blick in die Abgründe der deutschen Seele, ein Schlachtfeld der Reinlichkeit..." Dieter Wieland, Dokumentarfilmer, Zitat aus dem Film 'Das saubere Dorf' 1989
Todeszone: Steinwüste statt Blütenmeer
Heutzutage wäre man schon froh, wenn überhaupt noch etwas Grün in manchem Gärten sichtbar wäre. Die Ortschaften werden dominiert von Wohnsiedlungen, deren Vorgärten nicht mehr grün, sondern bleiern grau sind.
"Gabionen-Zäune sind wie Gefängnismauern: Der Garten wird zu einer Zelle, die Dorfstraße zum Gefängnis. Insofern ist der Gartenzaun auch Ausdruck einer gesellschaftlichen Haltung, wie der ganze Garten auch. Das hat den Namen 'Garten' nicht verdient." Dieter Gaißmayer, Illertissener Förderverein der Gartenkultur
Immer mehr im Trend sind Gärten, die man mit gutem Recht "Kieswüsten" nennen kann. Es ist aber nicht allein der ästhetische Aspekt, der bedenklich stimmt. Schlimmer ist, dass solche Gärten auch lebensfeindlich für Insekten und Vögel sind. Es fehlt ihnen an Lebensraum und Nahrung. Statt nektarreichem Naturparadies ist so ein Garten zum Verhungern unwirtlich.
Aktion "Entsteint Euch"
Im Museum für Gartenkultur in Illertissen können Gartenbesitzer jetzt ihre Steinwüsten loswerden! Wenn sie Steine oder Kies hierher bringen, bekommen sie als Dankeschön einen Boden-Aktivator, mit dem sie sich wieder einen Grünstreifen schaffen können und so ihren Garten wieder beleben wollen. "Entsteint euch" nennt sich die Aktion, mit der die Förderer der Gartenkultur jetzt ein Zeichen setzen wollen. Jeder Quadratmeter zählt", so der Appell.
Keine Insektengifte im privaten Garten
Neben der richtigen Wahl der Pflanzen ist der Verzicht auf Unkraut- und Schädlingsvernichtungsmittel Voraussetzung für ein ökologisches Paradies. Schwer für viele Gartler, darauf zu verzichten, denn jetzt, wo es grünt und blüht, fühlen sich auch die ersten unerwünschten Gartenbesucher so richtig wohl: Blattläuse, Motten-Larven und der Buchsbaumzünsler zum Beispiel.
Gifte töten Insekten – schädliche und nützliche Insekten
Und Spritzmittel sind im Gartencenter frei verkäuflich. So wird auch in manchen Hausgärten Chemie versprüht: Egal ob chemischer Wirkstoff oder pflanzlicher - etwa 90 Prozent aller Insektizide sind Nervengifte, und sie töten oder schädigen Insekten, auch erwünschte Nützlinge wie Marienkäfer, manche sogar Bienen und Hummeln.
Mut aufbringen, Schädlingsbefall auch auszuhalten
Deshalb empfiehlt Pflanzenschutz-Expertin Prof. Birgit Zange von der FH Weihenstephan-Triesdorf dem Gärtner, auch mal den Mut aufzubringen, den Befall von Schädlingen auszuhalten. Denn häufig erledigt sich das Problem von selbst: Meist helfen die Nützlinge, die Schädlinge auszumerzen.
Außerdem gibt es eine Menge ökologischer Tricks, Schädlinge aus den Gärten zu verbannen.