Die Frage ist durchaus berechtigt, ob man sich mit SARS-CoV-2 infizieren kann, wenn man Oberflächen berührt. Dafür gibt es bislang keine Belege, sagen übereinstimmend das Bundesamt für Risikobewertung (BfR), die EU-Gesundheitsbehörde ECDC und auch Experten wie der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene an der Uni Rostock, Andreas Podbielski. Ob Bargeld, Kartenterminals, Türklinken, Smartphones, Griffe von Einkaufswagen, Verpackungen, Tüten oder (Sport-)bälle: Hier überall gilt, dass Handhygiene vor einer Übertragung des Coronavirus schützt. Wichtig ist auch, sich möglichst wenig ins Gesicht zu fassen:
"Dem BfR sind bisher keine Infektionen mit SARS-CoV-2 über diesen Übertragungsweg bekannt. Grundsätzlich können Coronaviren durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person auf Oberflächen gelangen und eine Zeit lang infektiös bleiben. Eine Schmierinfektion einer weiteren Person erscheint dann möglich, wenn das Virus kurz danach über die Hände auf die Schleimhäute der Nase oder der Augen übertragen wird. Um sich vor Virusübertragungen über kontaminierte Oberflächen zu schützen, ist es wichtig, die allgemeinen Regeln der Hygiene des Alltags wie regelmäßiges Händewaschen und Fernhalten der Hände aus dem Gesicht zu beachten." Bundesamt für Risikobewertung
Coronavirus zerfällt in Umwelt schnell
Auch Mitarbeiter im Postgewerbe und in der Warenlieferkette haben kein erhöhtes Risiko, sich durch den Kontakt mit Post und Paketen mit dem Coronavirus zu infizieren. Die Umweltstabilität von Coronaviren ist gering. Das Absterben dieser Krankheitserreger auf Karten und Papier gehe relativ rasch, sagt Andreas Podbielski. Das sei eine Sache von Minuten bis zu wenigen Stunden. Vermehren könnten sich die Viren ohnehin nicht auf solchen Oberflächen. "Das geht nur, wenn sie in Zellen sind", erklärt Podbielski. Es wurde zwar immer wieder berichtet, dass sich Coronaviren unter Laborbedingungen auf bestimmten Oberflächen (Papier, Metalle, Kunststoff) ein bis mehrere Tage hielten, aber Experimente kann man nicht mit der Praxis vergleichen:
"Die in den Studien genannte Stabilität dieser Viren wurde im Labor unter optimalen Bedingungen und mit hohen Viruskonzentrationen ermittelt. In der Praxis ist zu erwarten, dass die Stabilität des Coronavirus SARS-CoV-2 wegen zusätzlicher Faktoren, wie z. B. Tageslicht, schwankender Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie geringeren Kontaminationslevels, geringer ist als in den Laborstudien ermittelt." Bundesamt für Risikobewertung
Corona-Krise - Desinfektionsmittel und Handcreme
Geschenke und Karten müssten vor der Übergabe nicht extra desinfiziert werden, sagt auch Podbielski. Generell sollten Desinfektionsmittel mit Bedacht eingesetzt werden, denn sie können auf Dauer die Haut und Schleimhäute reizen sowie Gegenstände beschädigen. Zudem sollten ab und zu die Hände eingecremt werden. Allerdings nicht zu viel, denn ein Fettfilm auf Tisch und Tastatur ist auch ein hervorragender Bakterienherd.
In Sachen Post und Geschenke geht laut Podbielski ein größeres Risiko einer Ansteckung wohl eher von überfüllten Paketstationen und Postfilialen aus - theoretisch. "Da wir aber überall Einlasskontrollen und Maßnahmen zur Entzerrung haben, ist auch hier das Risiko gering."
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