Ob Weihnachten, Silvester oder eine Party - es gibt reichlich Anlässe, sich einen Rausch anzutrinken. Problematisch ist aber auch der vermeintlich "moderate" Alkoholkonsum - das tägliche Glas Wein oder Bier, um den Tag ausklingen zu lassen. Immer noch hält sich der Mythos, dass ein Glas Rotwein am Tag gut fürs Herz sei. Doch das ist längst widerlegt: "Alkohol ist ein Zellgift und daher immer schädlich für den Körper, auch in geringen Mengen", schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (externer Link).
- Zum Artikel: Alkoholpolitik: Regierung hält Versprechen nicht ein
Alkoholkonsum - 131 Flaschen Wein jährlich
Für viele Menschen gehört Alkohol zum Alltag dazu. Die Deutschen tranken nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2020 11,8 Liter reinen Alkohol, umgerechnet 131 Flaschen Wein pro Person. Grund genug, den eigenen Alkoholkonsum zu überdenken. Im sogenannten "Dry January" entscheiden sich viele Menschen, einen Monat auf Alkohol zu verzichten.
Gesundheitsrisiko durch Alkohol bei Frauen
Männer trinken zwar mehr Alkohol als Frauen, allerdings haben Frauen Männer im riskanten Konsum überholt. Bei Frauen steigt das Gesundheitsrisiko schon ab einem kleinen Glas Wein am Tag, bei Männern ist es das Doppelte. Denn Frauen haben ein anderes Enzymsystem im Magen, sagt Helmut Seitz, Arzt und Alkoholforscher. Sie könnten einen Teil des Alkohols nicht verstoffwechseln, sodass sie grundsätzlich - im Vergleich zum Mann - bei gleichem Konsum der Leber mehr Alkohol zuführen.
Alkohol wird mit über 200 verschiedenen Krankheiten in Verbindung gebracht. Während Leberschäden durch Alkohol vielen bekannt sind, ist dies bei Krebserkrankungen weniger der Fall. So wussten laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO nur 21 Prozent der befragten Frauen, dass Alkohol auch Brustkrebs verursachen kann. Da Frauen Östrogene haben und Alkohol den Abbau von Östrogenen hemme, haben sie durch regelmäßigen Alkoholkonsum einen höheren Spiegel von Östrogenen im Blut, sagt Seitz: "Östrogene sind nicht günstig für die Leber und sind, das wissen wir heute, ein gewisses Risiko für Brustkrebs."
Erhöhter Alkoholkonsum - ein Problem erfolgreicher Frauen?
Es sind übrigens nicht irgendwelche Frauen, die auffällig viel trinken, sondern es sind die erfolgreichen Frauen mit hoher Bildung. Niemand hat uns das so gut vorgemacht wie die Frauen in der Serie "Sex and the City". So genießt die erfolgreiche Public-Relations-Beraterin Samantha am Ende ihres Arbeitstages einen Cosmopolitan-Cocktail. Dieses Bild der emanzipierten Frau, die trinkt, hat viele geprägt. So auch Podcasterin Nathalie Stüben: "Klar, das wird dir ja auch vorgelebt, das wird dir popkulturell vermittelt in sämtlichen Serien." Und weiter: "Ich dachte, um ein erwachsenes, kultiviertes Leben zu führen, muss ich halt trinken. Das gehört dazu."
Unwissenheit über Risiken ein großes Problem
Nathalie Stüben ist eine junge, erfolgreiche Journalistin, als sie sich vor einigen Jahren eingestehen musste, dass sie ein Alkoholproblem hat. Sie ist damit nicht allein. Studien zeigen: Je gebildeter Frauen sind, desto riskanter ist ihr Alkoholkonsum.
Seit einigen Jahren trinkt sie gar keinen Alkohol mehr und unterstützt Menschen, die ebenfalls mit dem Trinken aufhören möchten. Für sie ist die Unwissenheit über Risiken ein großes Problem: "Dieser Konsum, bei dem alle denken: 'Ah, das ist total safe und ich trinke ja nur moderat (...)'." Viele wüssten nicht, dass auch ein gemäßigter Alkoholkonsum schon heftige Auswirkungen haben kann: "Das muss man sich mal vorstellen. Da sind Frauen, die an Brustkrebs erkranken und die nicht wissen, dass das daran liegt, dass sie moderat getrunken haben", so Stüben.
Keine Warnhinweise auf Alkoholflaschen
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die etwas daran ändern könnten. Vor wenigen Tagen forderte der Leiter des öffentlichen Gesundheitsdienstes der USA die Einführung von Krebs-Warnhinweisen auf alkoholischen Getränken, ähnlich wie bei Zigaretten. Auch auf europäischer Ebene wurden solche Hinweise schon diskutiert. Jedoch ohne Erfolg.
Ab heute in der ARD-Mediathek: Die dreiteilige Dokuserie "Dirty Little Secrets: Warum wir immer weiter trinken".
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