Ob in einer Bar, im Club oder bei anderen Zusammenkünften - sobald Frauen oder Mädchen ein Getränk unbeaufsichtigt stehen lassen, um zum Beispiel zu tanzen, sollten sie es danach nicht mehr trinken. Zu groß ist die Gefahr, dass sogenannte K.-o.-Tropfen (vom englischen Begriff "Knock-out") unbemerkt ins Glas oder in die Flasche geträufelt wurden. Die Tropfen sind farb- und geschmacklos. Sie "knocken" die Opfer förmlich aus und machen sie wehrlos. So fallen sie leicht einem Missbrauch zum Opfer. Und es ist ein Irrglaube, dass dies nur in anonymen Umgebungen mit vielen Fremden passieren kann. Auch im privaten Raum werden Frauen immer wieder Opfer von K.-o.-Tropfen.
Es gibt nicht nur die eine Art von K.-o.-Tropfen
Die Wirkung von K.-o.-Tropfen setzt kurz nach der Einnahme ein und dauert abhängig von der Substanz und Dosis meist einige Stunden an. Auch die Symptome und Ausfälle können immer unterschiedlich sein, je nachdem, wie viel oder welche Art von K.-o.-Tropfen man verabreicht bekommen hat.
Einige Substanzen führen dazu, dass einem womöglich "schwummerig" wird, man aber eventuell noch reagieren oder etwas sagen kann. Andere hingegen führen direkt in eine retrograde Amnesie, das heißt, man kann sich im Nachhinein an gar nichts mehr erinnern. Deshalb sind auch die Gadgets, wie zum Beispiel Armbänder, die erkennen können, ob K.-o.-Tropfen im Glas sind, nur teilweise zu empfehlen. Denn sie können nicht die Bandbreite aller Betäubungsmittel erfassen und wiegen einen womöglich in falscher Sicherheit.
Im Video: Sinnvoller Schutz? "K.o.-Tropfen"-Testbänder
Was sind K.-o.-Tropfen?
Weit über 100 unterschiedliche Wirkstoffe können als K.-o.-Tropfen missbraucht werden. Alle diese Substanzen haben eines gemeinsam: Sie wirken betäubend und beeinträchtigen das Gedächtnis. Therapeutisch werden sie oft als Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingesetzt. Von K.-o.-Tropfen spricht man, sobald Straftäter die Substanzen dazu benutzen, ihre Opfer wehrlos zu machen, um sie etwa sexuell zu missbrauchen.
Dazu mischen sie die Tropfen heimlich und überdosiert in Speisen oder Getränke. K.-o.-Tropfen kann man in Getränken nicht sehen, riechen oder schmecken. Meist setzt die Wirkung innerhalb von wenigen Minuten ein und kann bis zu mehreren Stunden andauern. Meist können sich die Opfer anschließend an nichts oder nur sehr wenig erinnern.
Symptome nach Einnahme von K.-o.-Tropfen können sein:
- Übelkeit, Schweißausbrüche oder Schwindel
- Wahrnehmungsschwierigkeiten
- Gefühl wie in "Watte gepackt"
- ein "benebeltes" Gefühl
- Erinnerungsstörungen, die oft auch plötzlich auftreten können
- nachdem man wieder zu sich gekommen ist: starke Übelkeit, Erbrechen, Panik- und Angstanfälle
- Konzentrationsstörungen und Erinnerungslücken
Was tun, wenn der Verdacht auf K.-o.-Tropfen vorliegt?
Wenn man nach dem Besuch einer Disco, eines Clubs, einer Bar oder auch einer privaten Feier Erinnerungslücken hat, sich merkwürdig fühlt oder anderweitig ein ungutes Gefühl hat und meint, dass etwas nicht stimmt, sollte man diesem Gefühl einfach vertrauen und schnellstmöglich in der Opferambulanz der Rechtsmedizin anrufen und einen Termin ausmachen - noch für den gleichen Tag. Dort werden die Betroffenen untersucht und es werden Spuren gesichert. Schnelles Handeln ist notwendig, denn die Substanzen sind im Blut nach sechs Stunden und im Urin nach zwölf Stunden nicht mehr nachweisbar.
Über Haaranalyse ist der Nachweis länger möglich
Viele Betroffene warten aber Tage oder gar Wochen, bis sie sich entweder trauen, aktiv zu werden, oder überhaupt erst realisieren, was ihnen zugestoßen ist. Auch dann gibt es noch die Chance, K.-o.-Tropfen nachzuweisen - und zwar mittels Haaranalyse. Die Substanzen der K.-o.-Tropfen, die sich im Körper befinden, gelangen über die Blutbahn auch in die Haarwurzeln und wachsen dann mit den Haaren heraus. So kann man circa vier bis sechs Wochen nach dem Vorfall eine Haarprobe vornehmen lassen.
Ein Gedächtnisprotokoll erstellen
Wichtig ist auch, ein Gedächtnisprotokoll zu erstellen: Was weiß man noch? Gab es Zeugen? Wo hat das Ganze stattgefunden? Welcher Club war es? Wo bin ich aufgewacht? Das ist besonders wichtig, wenn Frauen sich erst später entschließen, eine Anzeige zu erstatten.
Vorbeugung und Schutzmaßnahmen
Damit es aber gar nicht erst dazu kommt, sollte man immer auf sein Getränk aufpassen. In Clubs sind sich die Leute der Gefahr häufig bewusst. Sie trinken nur aus Flaschen, die sie selbst öffnen, oder bei denen sie beim Öffnen dabei gewesen sind und halten dann ihren Finger in die Öffnung, wenn sie nicht gerade trinken. Vorbeugung ist in jedem Fall die bessere Alternative. Frauen gegen Gewalt e.V. hat einige Tipps zusammengestellt, wie man sich vor K.-o.-Tropfen schützen kann:
- Keine offenen Getränke von Unbekannten annehmen.
- Bei Unwohlsein oder Übelkeit Freundinnen, Freunde oder Personal (z.B. in Kneipen oder Diskotheken) ansprechen.
- Sich um Freunde und Freundinnen kümmern, die zu viel getrunken haben – "zusammen kommen, zusammen gehen" und aufeinander achten ist eine sehr wirksame Präventionsmaßnahme.
- Nicht zögern, den Club oder die Party zu verlassen, wenn man sich dort nicht sicher fühlt.
- Im Zweifel die Polizei anrufen.
Im Video: BR-Reporterin Ariane Alter macht einen Selbstversuch mit K.-o.-Tropfen
Dieser Artikel ist erstmals am 06. Oktober 2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel überarbeitet und erneut publiziert.
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Dieser Artikel ist erstmals am 24.2. 2020 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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