Der größte Pinguin der Welt hat es nicht leicht. Er ist der am südlichsten lebende Pinguin, sein Lebensraum sind die eiskalten Gewässer der Antarktis. Und ihre Jungen ziehen die eleganten Kaiserpinguine mit ihrem schwarzen Frack und dem gelben Halsband auf dem flachen Meereis groß – unwirtliche Verhältnisse, die die Vögel Jahr für Jahr mit stoischer Ruhe meistern.
Sie sind perfekt angepasst an den Lebensraum und damit auch an die eisigen Temperaturen, aber dieses Gleichgewicht wird offenbar gestört. Wissenschaftler des British Antarctic Survey haben seit 2018 Pinguinkolonien in der Westantarktis mittels Satellitenbildern bei der Brut beobachtet und bekanntgegeben: Im vergangenen Jahr haben in vier von fünf Kolonien in der Bellinghausen-See wahrscheinlich keine Küken das Erwachsenenalter erreicht. Nur bei der Kolonie auf der Rothschild-Insel mit rund 630 Pinguinpärchen gebe es Hinweise darauf, dass Küken flügge geworden sind und erfolgreich das Nest verlassen haben.
Unzureichendes Federkleid der Pinguin-Küken
Die Forscher vermuten, dass die Klimaerwärmung den Pinguinen zu schaffen macht. Die Vögel sind bei der Aufzucht der Jungtiere auf stabile Eisformationen angewiesen. Wenn das Meereis im antarktischen Sommer zu früh aufbricht, habe das Auswirkungen auf die Brutkolonien, denn die Pinguinküken hätten bis dahin noch kein wasserdichtes Federkleid entwickelt. Den Küken droht der Tod durch Ertrinken, Erfrieren oder Verhungern.
Eine verschwundene Brutkolonie der Kaiserpinguine
Hoffnung auf besseren Schutz der Pinguine
Es sei der erste beobachtete Nachwuchsausfall dieser Größenordnung in den vergangenen 13 Jahren, heißt es. Kaiserpinguine werden seit vergangenem Jahr von den US-Behörden als bedrohte Art ausgewiesen, von der Weltnaturschutzorganisation IUCN werden sie aber nur als potentiell gefährdet eingestuft.
Umweltschützer hatten gehofft, dass die Tiere bei der Antarktis-Konferenz im vergangenen Jahr als besonders geschützte Art definiert werden, das passierte aber nicht. Die Umweltschutzorganisation WWF kritisierte die Entscheidung: "Dass der Kaiserpinguin nicht als besonders geschützte Art ausgewiesen wurde, ist eine Enttäuschung, die stark im Widerspruch steht zu den wissenschaftlichen Empfehlungen und der überwältigenden Unterstützung am Verhandlungstisch", teilte WWF-Antarktisexpertin Emily Grille damals mit.
Kaiserpinguine große Verlierer des Klimawandels
Der WWF nahm die Kaiserpinguine in seine Liste der Verlierer in der Tierwelt 2022 auf und verwies auf Prognosen, nach denen die Tierart bis zum Ende des Jahrhunderts fast ausgestorben sein könnte. Tatsächlich haben Modellrechnungen der Woods Hole Oceanographic Institution ergeben, dass bei einem gleichbleibenden Anstieg des Treibhausgasausstoßes bis zum Jahr 2100 fast alle Kaiserpinguinkolonien verschwinden würden – die Art wäre damit quasi ausgestorben.
Video der Forscher über die Nachwuchssorgen der Kaiserpinguine
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