Nicht jeder Zeckenstich hat Folgen für die Gesundheit. Jedoch können bis zu 50 verschiedene Krankheitserreger von Zecken übertragen werden. Bekannt und besonders gefährlich sind FSME-Viren. Anders als für die ebenfalls bekannte und durch Zecken übertragene Borreliose gibt es für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) eine vorbeugende Impfung.
2023 wurden einem RKI-Bericht zufolge 475 FSME-Erkrankungen übermittelt. Das sind 86 Fälle weniger als im Jahr 2022. Die meisten Erkrankungen gab es mit 239 Fällen in Bayern. Die jährlichen Fallzahlen schwanken stark zwischen rund 300 bis 750 Neuerkrankungen pro Jahr.
Was ist eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)?
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine virale Form der Hirnhautentzündung, bei der auch das Gehirn betroffen ist. Ein Befall des zentralen Nervensystems kann schwere Schäden hervorrufen - und im schlimmsten Fall zum Tode führen. Das betrifft laut Robert-Koch-Institut (RKI) etwa 1 Prozent der Erkrankten.
Wie verläuft eine FSME-Erkrankung?
Nach einem Zeckenstich vergehen gewöhnlich zwischen sieben und vierzehn Tage bis zum Ausbruch einer FSME-Erkrankung. In der ersten Phase kann es zu Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und leichtem Fieber kommen - ähnlich wie bei einem grippalen Infekt oder einer Grippe. Meist ist die Krankheit damit überstanden.
In einer möglichen, aber seltenen zweiten Phase befällt das Virus das zentrale Nervensystem. Heftige Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Schwindel und Übelkeit sowie Lichtscheu können auftreten. Hohes Fieber mit neurologischen Anzeichen wie Hirnhautentzündung, Entzündung des Rücken- oder Knochenmarks oder Entzündung des Gehirns sind mögliche Folgen.
Symptome und Folgen der Frühsommer-Meningoenzephalitis
Bei der Meningitis (Hirnhautentzündung): Starke Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Nackensteife, verminderte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Die akuten Symptome vergehen nach sieben bis zehn Tagen, bis zur völligen Genesung dauert es oft ein Jahr.
Bei der Meningoenzephalitis (Entzündung von Hirnhaut und Gehirn): Zusätzlich Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma, Bewegungsstörungen oder Krampfanfälle. Die Krankheit dauert länger. Bei etwa jedem zehnten Betroffenen bleiben Spätschäden zurück, wie Anfallsleiden oder psychische Veränderungen.
Die Meningoenzephalomyelitis (Entzündung von Hirnhaut, Gehirn und Rückenmark) ist die schwerste Verlaufsform - gekennzeichnet durch zusätzlich auftretende Lähmungen, vor allem der Arme oder Schultern. Spätschäden sind, zusätzlich zu den bereits genannten, bleibende Lähmungen. Sind Gehirn und/oder Rückenmark mit betroffen, verläuft etwa jede hundertste Erkrankung tödlich.
Wo kann man sich mit FSME infizieren?
Das FSME-Virus wird nur in begrenzten Gebieten von Zecken übertragen. "Das Risiko, sich mit den FSME-Viren zu infizieren, fällt regional und lokal sehr unterschiedlich aus. Dass immer wieder Risikogebiete hinzukommen, die Erkrankungszahlen also auf eine Region bezogen steigen, das macht einmal mehr deutlich, dass ein Schutz angeraten ist. Außerdem können FSME-Erkrankungen natürlich auch außerhalb dieser Risikogebiete auftreten, denn Zecken warten quasi vor jeder Haustür", sagt Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Biologin und Parasitologin an der Universität Hohenheim.
Wo sind FSME-Risikogebiete?
Die meisten FSME-Erkrankten haben sich in den bekannten Risikogebieten infiziert. Als Risikogebiete gelten Kreise, in denen in den vergangenen fünf Jahren mindestens einer von 100.000 Einwohnern an FSME erkrankt ist. Das Robert Koch-Institut hat in Bayern neue Gebiete ausgewiesen. Hinzugekommen sind die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Fürstenfeldbruck sowie der Stadtkreis München. Damit ist fast ganz Bayern Risikogebiet. Eine Karte der FSME-Risikogebiete für ganz Deutschland gibt es auch beim RKI.
Wie wird FSME übertragen?
FSME-Viren werden innerhalb kürzester Zeit nach dem Zeckenstich übertragen. Bei Borreliose steigt die Gefahr einer Übertragung mit der Dauer der Saugzeit. Deshalb ist es wichtig, sich nach einem Aufenthalt im Freien nach Zecken abzusuchen. Sie saugen sich nicht sofort fest, sondern suchen erst ein angenehmes Plätzchen.
Aber selbst wenn sie bereits zugestochen haben: Ein rasches Entfernen der festgesaugten Zecke ist wichtig. Etwa 30 Prozent der Menschen, die mit dem FSME-Virus infiziert worden sind, erkranken daran.
Wer sollte sich gegen FSME impfen lassen?
Die verlässlichste Vorbeugung gegen FSME ist eine Impfung. Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät zu einer Impfung, wenn man in einem Risikogebiet wohnt oder sich dort länger aufhält. Auch für Berufsgruppen wie Förster, Waldarbeiter und Landwirte wird eine Impfung empfohlen.
Soll man auch Kinder gegen FSME impfen?
Zwar sind schwere Verläufe bei Kindern seltener als bei Erwachsenen, doch es gibt sie. Das Risiko, dass Kinder sich eine Zecke einfangen, ist allerdings auch größer als bei vielen Erwachsenen, denn sie halten sich viel im Freien auf und spielen auch mal im hohen Gras oder im Unterholz.
Für Kinder sind zwei Impfstoffe verfügbar (zugelassen ab einem Jahr). Es bleibt Abwägungssache, ob man seine Kinder impfen lässt oder nicht. Es empfiehlt sich, darüber mit dem Kinderarzt zu sprechen und sich beraten zu lassen und die individuelle Situation einschätzen zu lassen.
Wie oft muss man sich gegen FSME impfen lassen?
Bei der aktiven Impfung erhält man drei Injektionen beim Arzt. Die ersten beiden sollten im Abstand von einem bis drei Monaten und eine dritte Impfung nach neun bis zwölf Monaten erfolgen. Sicher geschützt ist man laut dem bayerischen Landesamt für Gesundheit (LGL) erst nach der dritten Impfung. Für einen Langzeitschutz muss man sich alle drei bis fünf Jahre nachimpfen lassen - mit einer Dosis. Bestimmte Abstände zu anderen Impfungen müssen nicht eingehalten werden.
Welche Nebenwirkungen hat eine FSME-Impfung?
Am häufigsten werden nach einer FSME-Impfung Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle beobachtet. Vereinzelt kann es auch zu Fieber, Kopfschmerzen, Mattigkeit, Unwohlsein oder Magen-Darm-Beschwerden kommen. Diese Allgemeinrektionen klingen in der Regel schnell und folgenlos wieder ab. Ausführliche Informationen zu möglichen Nebenwirkungen bietet das Robert Koch-Institut.
Schützt eine Impfung auch noch nach einem Zeckenbiss?
Eine sofortige Impfung nach einem Biss, kann eine Infektion mit "größter Wahrscheinlichkeit" nicht verhindern, schreibt das RKI. Grund dafür ist, dass ein sicherer Impfschutz erst nach zwei Teilimpfungen erreicht wird und zudem ein bis zwei Wochen vergehen, bis schützende Antikörper aufgebaut werden. Grund genug, für das "nächste Mal" mit einer Impfung rechtzeitig vorzubeugen. Grundsätzlich aber ist die Impfbereitschaft gering. Laut RKI sind 98 Prozent der übermittelten FSME-Erkrankten nicht oder unzureichend geimpft gewesen. Selbst in Risikogebieten sei die Quote auf niedrigem Niveau.
Übrigens: Der Begriff "Zeckenimpfung" wird häufig fälschlicherweise verwendet, denn er führt in die Irre. Es gibt keine Impfung gegen Zecken. Es gibt nur eine Impfung gegen die relativ seltene, aber möglichweise schwere FSME-Erkrankung. Gegen die weitaus häufigere Borreliose gibt es keinen Impfschutz.
Im Video: Das sollten Sie über Zecken wissen
Dieser Artikel ist erstmals am 16. Juni 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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