Viele Zecken auf einem kleinen Ast.
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Wird 2023 zu einem Zeckenjahr?

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Droht in diesem Jahr eine Zeckenplage?

Droht in diesem Jahr eine Zeckenplage?

Immer früher, immer mehr, immer gefährlicher? So ist häufig der subjektive Eindruck, wenn es um Zecken geht. Aber ist an diesen Eindrücken etwas dran? Droht uns heuer ein Zeckensommer? Oder ist alles im normalen Bereich?

Über dieses Thema berichtet: Gesundheit! am .

Werden wir in diesem Sommer unter einer Zeckenplage zu leiden haben? Eine seriöse Prognose lässt sich dazu nicht stellen: "Wir haben in diesem Jahr einen frühen Start gehabt, wir haben sehr viele Zecken im Frühjahr gesehen. Dafür haben wir aber auch gesehen, dass die Zahlen im Mai schon zurückgegangen sind – was ungewöhnlich ist, weil normalerweise ist der Mai der Monat mit den höchsten Zeckenaktivitäten, mit den höchsten Zeckenzahlen. In diesem Jahr war es der April, wo wir die höchsten Zahlen hatten und es könnte durchaus sein - das ist keine Vorhersage – dass durch die anhaltende Hitze und Trockenheit die Aktivität deutlich zurückgeht - schon im Mai und im Juni. Wir können es aber nicht vorhersagen", sagt Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr.

Zecken: immer früher, immer mehr, immer aggressiver?

Immer früher im Jahr kommt das Thema Zecken auf. Das ist auch kein Wunder, denn die Zeckensaison startet häufig auch früher als "normal". Gewöhnlich haben die Tiere von April bis Ende Oktober Hochsaison. Darauf ist aber aufgrund der Klimaerwärmung kein Verlass mehr.

Bei mildem Wetter sind die Blutsauger schon deutlich eher durstig, denn die Zeckenaktivität wird unter anderem von der Temperatur und damit zusammenhängend von der Luftfeuchtigkeit bestimmt, sagt Dobler. "Heuer waren wir etwa drei Wochen früher dran als im vergangenen Jahr." Dass Zecken aber auch aggressiver würden, könne deutlich verneint werden.

Gab es in den vergangenen Jahren immer mehr Zecken?

Milde Winter haben nicht nur Auswirkungen auf die Dauer der Zeckensaison: "Es scheint so zu sein, dass insbesondere das Nymphenstadium des Holzbocks den Winter besser überlebt und damit im Frühjahr in weitaus größerer Zahl auftritt als in den Jahren vorher (...)", sagt Dobler.

Der Eindruck, dass es im Frühjahr mehr Zecken gibt, sei also richtig: "Das führt aber nicht dazu, dass es insgesamt mehr Zecken werden, sondern ist dadurch bedingt, dass mehr Zecken den Winter überleben." Die erhöhten Zahlen werden aber durch die trockenen und heißen Sommer quasi wieder "normalisiert", da dann auch Zecken absterben. Insgesamt also gibt es nicht mehr Zecken: "Die Frage, ob es mehr Zecken gibt, kann ich eindeutig mit 'Nein' beantworten. In den 15 Jahren, in denen wir die Untersuchungen jetzt machen, sehen wir nicht, dass es mehr Zecken gibt" , sagt Dobler.

Zecken übertragen Krankheiten - Gibt es eine Zunahme von FSME?

Zecken können auf Mensch und Tier gefährliche Krankheiten übertragen wie die Lyme-Borreliose oder die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Um sich zu schützen, muss man sich vor den Blutsaugern in Acht nehmen. Deswegen sollten Kinder, Hunde und Katzen - oder wer immer sich gerne im Grünen tummelt - nach jedem Spaziergang untersucht werden, um Zecken vor dem Stich zu finden oder sie sicher zu entfernen.

Die Verbreitung von FSME in Deutschland weitet sich aus. Es kommen immer mehr Risikogebiete hinzu: "Es gibt eine Zunahme der FSME ganz deutlich in bestimmten Regionen Deutschlands, vor allem auch Süddeutschland. Das ist zum einen der Bayerische Wald, das ist zum zweiten Südostbayern, dann Schwaben und die Bodenseeregion bis nach Baden-Württemberg rein und zum vierten ist es vor allem auch Sachsen. In diesen vier Regionen steigt die FSME in den vergangenen 5 bis 7 Jahren deutlich an und wir wissen eigentlich nicht so ganz genau, warum", sagt Dobler.

Kleine Zeckenareale nehmen zu

Aber: Die Durchseuchung der Zecken mit dem FSME-Virus bleibt gleich: "Wir sehen nicht, dass mehr Zecken das Virus tragen. Es scheint so zu sein, dass sich immer mehr der sogenannten Mikrofoci ausbilden", meint Dobler. Unter Mikofoci (Plural von Mikrofocus) versteht man Areale, in denen das FSME-Virus in der Natur zirkuliert und auch übertragen werden kann. Diese Areale sind etwa so groß wie ein Fußballplatz und sehr stabil über Jahre und Jahrzehnte. Nur in solchen Mikrofoci kann das FSME-Virus in Zecken gefunden werden und auch nur da übertragen werden, erklärt Dobler.

Was aber zu beobachten ist: Die Zahl der Microfoci nimmt zu. Doblers Untersuchungen zeigen, dass Viren mittlerweile aus allen Himmelsrichtungen eingeschleppt werden: "Wir finden ein finnisches Virus südlich des Chiemsees (…), wir finden skandinavische Viren, schwedische Viren in Norddeutschland. Es scheint so, dass die Viren sich immer mehr ausbreiten und jetzt in der Lage sind, sich zu etablieren und eben diese Mikrofoci zu bilden", so Dobler. Die Zahl der Mikrofoci nimmt also zu, aber innerhalb der Mikrofoci nicht die Zahl der infizierten Zecken. Das gelte aber nur für die FSME. Für Borreliose ist die Situation eine andere: "Die Borreliose ist sowieso flächenweit verbreitet. Da gibt es diese Mikroherde so nicht. Wir sehen auch nicht, dass die Borreliose dramatisch zunimmt."

RKI: Niedrige Impfquote gegen FSME

Menschen, die in FSME-Risikogebieten wohnen, arbeiten oder sich dort aus anderen Gründen aufhalten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine FSME-Impfung.

2022 wurden dem RKI-Bericht zufolge 546 FSME-Erkrankungen übermittelt, 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 98 Prozent der übermittelten FSME-Erkrankten sei aber nicht oder unzureichend dagegen geimpft gewesen, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI). Die Impfquoten seien auch in Risikogebieten auf niedrigem Niveau. Dem RKI zufolge kommt es vereinzelt auch zu Infektionen außerhalb ausgewiesener Risikogebiete.

Die Stadien im Leben einer Zecke

Es sind übrigens nur die Zeckenweibchen, die ihren Hunger mit Blut stillen - und das nur dreimal in ihrem Leben. Zeckenweibchen durchlaufen im Laufe ihres zwei bis vier Jahre langen Lebens drei Entwicklungsstadien (Larve, Nymphe und Adulte) und saugen in jedem dieser Zyklen einmal Blut. Dabei schwellen sie wie eine Kugel auf etwa das Zweihundertfache ihrer Körpergröße an. Fallen sie nach mehreren Tagen Saugzeit von der Haut ab, sind sie kaum noch in der Lage, sich fortzubewegen. Man kann übrigens auch von einem Zeckenmännchen gestochen werden. Die allerdings geben sich mit etwas Gewebeflüssigkeit zufrieden.

Die winzigen, etwa 0,5 Millimeter großen Larven sind noch mit sechs Beinen unterwegs. Sie befallen vor allem Kleinsäuger wie Mäuse oder Igel. Dort können sie sich erstmals mit Erregern infizieren. Die achtbeinigen Nymphen machen schon Jagd auf größeres "Wild" - wie Hirsch oder Mensch. Wegen ihrer geringen Größe (ca. 1,5 Millimeter) werden sie oft übersehen.

Im adulten Stadium brauchen vor allem die Weibchen eine letzte große Blutmahlzeit, um bis zu 3.000 Eier zu produzieren. Eine vollgesogene weibliche Zecke wiegt nach ihrer bis zu zehn Tage andauernden Mahlzeit fast 200 Mal mehr als vorher.

Im Video: Das sollte man über Zecken wissen

Eine Nahaufnahme von der Zeckenart Gemeiner Holzbock. Die Blutsauger können Krankheiten wie FSME oder Borreliose übertragen, was besonders in Risikogebieten gefährlich sein kein. Das solltet ihr über Zecken wissen.
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