Blau eingefärbter Helicobacter pylori unter einem Mikroskop. Eine Infektion mit dem Bakterium kann zu Magenkrebs führen.
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Eine Infektion mit dem hier blau eingefärbten Helicobacter pylori kann zu Magenkrebs führen. Aber lösen auch andere Bakterien Krebs aus?

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Lösen Bakterien Krebs aus?

Lösen Bakterien Krebs aus?

Dass eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori zu Magenkrebs führen kann, ist seit einigen Jahren sicher. Nun fragen sich Wissenschaftler, ob auch andere Bakterien Krebs auslösen können. Unter Verdacht stehen einige Krankheitserreger.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Nicht nur Gene, Lebensstil und Ernährung können einen Einfluss darauf haben, ob im menschlichen Körper ein Tumor entsteht oder nicht. Auch Viren, wie das möglicherweise Gebärmutterhalskrebs-auslösende HP-Virus (Humane Papillomviren), können Krebserkrankungen hervorrufen. Und sogar Bakterien sollen für gewisse Tumorarten verantwortlich sein. Vom Helicobacter pylori, einem Bakterium, das sich im Magen festsetzt, ist seit einigen Jahren belegt, dass er zu Magenkrebs führen kann. Jetzt haben Wissenschaftler auch andere Bakterien im Visier, die Krebsauslöser sein könnten. Bisher gibt es über einen entsprechenden Zusammenhang zwar noch keine Beweise, aber Tierversuche legen den Verdacht nahe.

Weniger Magenkrebs dank Antibiotika

Seitdem bekannt ist, dass eine Infektion mit dem Helicobacter pylori-Bakterium zu Magenkrebs führen kann, sich dies aber durch eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika verhindern lässt, sind die Sterbefälle durch Magenkrebs stark zurückgegangen. Gerade aufgrund dieser Erfolgsgeschichte fragen sich Wissenschaftler nun, ob auch andere Bakterien Krebs auslösen können.

Chlamydien - Ursache für Eierstock- und Gebärmutterkrebs?

In Betracht kommen zum Beispiel Chlamydien. Die Bakterien, die sich insbesondere in Schleimhäuten von Harnröhre, Gebärmutterhals, in der Vaginalflüssigkeit und im Sperma befinden, werden am häufigsten durch sexuellen Kontakt übertragen. Rund 100 Millionen Menschen erkranken an dieser Geschlechtskrankheit weltweit jedes Jahr neu. Jede zwanzigste Frau ist davon betroffen. Bei vielen verläuft die Infektion unbemerkt. Jetzt haben Thomas Rudel, Professor für Mikrobiologie an der Würzburger Universität, und seine Kollegen ernst zu nehmende Hinweise dafür gefunden, dass diese Bakterien die Entstehung von Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs begünstigen.

Bakterielle Infektionen führen zu Schädigung der DNA - und zu Krebs?

Ein Hinweis dafür sind Schäden an der DNA, die die bakteriellen Infektionen offenbar in unserem Körper hinterlassen.

"Wir haben massive DNA-Schäden [entdeckt], die dazu führen können, dass die Zellen Mutationen erfahren. Sie alleine können schon Tumore auslösen. Bei all diesen Bakterien scheint es generell so zu sein, dass ganz zentrale Tumor-Reparatur Mechanismen ausgeschaltet werden." Thomas Rudel, Mikrobiologe an der Würzburger Universität

Vereinfacht gesagt heißt das: Bakterielle Infektionen, nicht nur die durch Chlamydien, verändern das Erbgut der Zelle und hebeln darüber hinaus auch deren Selbstschutz aus. Das zelluläre Abwehrsystem kann sich dann nur noch sehr schwach oder gar nicht gegen Tumorzellen wehren.

Krebs durch Bakterien: Belege in Tierversuchen

In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass bestimmte Durchfallerreger Darmkrebs auslösen, dass Salmonellen Gallenblasenkrebs befördern und dass Bakterien auch die Entstehung von Prostatakrebs "zumindest stark beeinflussen", wie die Wissenschaftler es formulieren. Sicher am Menschen beweisen lassen sich diese Zusammenhänge bisher noch nicht. Denn im Gegensatz zu Viren hinterlassen Bakterien häufig keine sichtbaren Spuren in den Zellen, erklärt Thomas Meyer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin.

Krebs durch Bakterien: Noch keine Belege beim Menschen

Streng genommen gibt es also bisher - mit Ausnahme des Helicobacter pylori-Bakteriums - noch keine Beweise dafür, dass bakterielle Infektionen zu Krebs führen können. Das liegt unter anderem auch daran, weil zwischen einer bakteriellen Infektion und einer Krebserkrankung in der Regel mehrere Jahrzehnte vergehen können und sich ein möglicher kausaler Zusammenhang nach so langer Zeit oft nicht mehr nachvollziehen lässt.

Warum Bakterien noch Krebs auslösen können

Die durch eine bakterielle Infektion ausgelöste DNA-Schädigung ist aber nicht der alleinige Grund für eine Krebserkrankung, gibt Thomas Meyer zu bedenken:

"Was wir heute aber auch wissen: DNA- Schäden sind vermutlich nicht der alleinige Ursprung einer Krebsentstehung, sondern wir brauchen weitere Einflüsse, insbesondere inflammatorische Prozesse, die das Wachstum insbesondere der Krebszellen begünstigen." Thomas Meyer, Direktor des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin

Aber auch solche "inflammatorischen", also Entzündungsprozesse, werden in vielen Fällen durch Bakterien verursacht. Für die Mikrobiologen und Infektionsforscher weltweit ist das eine zusätzliche Motivation, ihre Forschungen zu intensivieren. Rückendeckung für das Forschungsfeld bekommen sie von der Weltgesundheitsorganisation WHO: Nach deren Aussage gehen 15-20 Prozent aller Tumorerkrankungen auf Viren und Bakterien zurück.