Lebensmittel, die Vitamin B12 enthalten.
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Mangel, Symptome, Therapie: Fragen und Antworten zu Vitamin B12

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Mangel, Symptome, Therapie: Fragen und Antworten zu Vitamin B12

Vitamin B12 ist wichtig für die Blutbildung und die Nerven. Manche Menschen sind besonders gefährdet, einen Vitamin-B12-Mangel zu erleiden - mit erheblichen Folgen. Wer ist betroffen, wie sind die Symptome und was kann man dagegen tun?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Der Mensch ist auf die Zufuhr von Vitamin B12 (Cobalamine) mit der Nahrung angewiesen, denn der Nährstoff ist für uns lebensnotwendig. Vitamin B12 ist in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Eiern enthalten. Pflanzliche Lebensmittel können keine ausreichende Vitamin-B12-Zufuhr bieten. Zwar kämen auch in pflanzlichen Lebensmitteln wie Sauerkraut, Meeresalgen und Shiitake-Pilzen Vitamin B12 vor - die darin enthaltenen Vitamin-B12-Formen seien aber für den Menschen nicht verfügbar, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Deutschland ist kein Vitaminmangelland

Die meisten Menschen in Deutschland sind ausreichend mit allen notwenigen Vitaminen versorgt. Das gilt auch für das Vitamin B12, denn die Ernährungsweise hierzulande beinhaltet bei den meisten Menschen auch einen hohen Anteil an tierischen Lebensmitteln, was zu einer guten Versorgung führt. Gesunde Menschen, die ausgewogen essen, können Nahrungsergänzungsmittel getrost im Regal stehen lassen, betont Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern. Das gilt genauso für sogenannte "pflanzliche" B12-Ersatzpillen oder -pulver, die im Internet gerne angepriesen werden als "veganes B12", aber keinerlei Wirkung haben.

Was sind mögliche Ursachen für einen Vitamin-B12-Mangel?

Veganer und Vegetarier haben aufgrund der Tatsache, dass sie auf Fleisch oder auf alle tierischen Produkte verzichten, ein erhöhtes Risiko für eine B12-Unterversorgung. Sie müssen deshalb Vitamin B12 in Form einer synthetisch hergestellten Nahrungsergänzung zu sich nehmen, meint Marco Roos, Professor für Allgemeinmedizin an der Uniklinik Augsburg. Wer Kinder rein vegan ernährt, sollte das immer unter ärztlicher Aufsicht tun.

Auch Menschen, die zum Beispiel aufgrund von Magen-Darm-Geschwüren, Sodbrennen und anderen Magenerkrankungen dauerhaft Protonenpumpenhemmer (PPI), sogenannte Säureblocker, einnehmen, könnten unter einem Vitamin-B12-Mangel leiden. Um das Vitamin aus der Nahrung freisetzen zu können, wird Magensäure benötigt. Protonenpumpenhemmer hemmen aber in den Magenschleimhautzellen die Magensäureproduktion. Dort wird auch der sogenannte Intrinsic-Factor gebildet, ein Protein, das für den Transport des freigesetzten Vitamins in die Dünndarmzellen sorgt, von wo es ins Blut und zu den Nerven gelangt. Wenn Medikamente also die Magensäureproduktion reduzieren, reduzieren sie zum einen die Freisetzung und zum anderen den Weitertransport von Vitamin B12. PPI gehören zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Das Problem betrifft also nicht wenige Menschen. Auch Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa können unter einem Vitamin-B12-Mangel leiden.

Wozu braucht der Körper Vitamin B12?

Vitamin B12 ist für verschiedene Aufgaben im Körper notwendig - zum Beispiel für die Blut- und Zellneubildung und für die Nervenfunktion. Wenn zu wenig Vitamin B12 zur Verfügung steht, kann es zu einer Anämie kommen - einer Blutarmut. Darüber hinaus können neurologische oder psychische Probleme auftreten. Die Folgen können vielfältig und zum Teil auch irreversibel sein - zum Beispiel, was neurologische Störungen angeht. Das gilt auch dann, wenn man nach Diagnosestellung Vitamin B12 zum Beispiel durch Nahrungsergänzungsmittel supplementiert.

Wie sind die Symptome eines Vitamin-B12-Mangels?

Wenn man an einem Vitamin-B12-Mangel leidet, zeigen sich Symptome in der Regel erst Jahre, nachdem die Unterversorgung eingesetzt hat. Der Grund dafür ist, dass die Leber über ein großes Vitamin-B12-Depot verfügt. Aber irgendwann ist auch das aufgebraucht und es kann zu einer Vielfalt von Symptomen kommen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Blutarmut, Haarausfall, Depressionen, Gangunsicherheit, Sensibilitätsstörungen, Muskelschwäche, Kopfschmerzen, Kribbeln oder Verwirrtheit.

Besonders schwerwiegend ist ein anhaltender B12-Mangel bei jungen Menschen, die im Wachstum sind, sagt Berthold Koletzko, Professor für Pädiatrie an der Haunerschen Kinderklinik der LMU München: "In der Wachstumsschubphase der Pubertät ist der Nährstoffbedarf pro Kilogramm Körpergewicht zudem sehr groß und da wird viel Vitamin B12 gebraucht. Es gibt auch hier bei Kindern eine Vielzahl von Symptomen, Veränderung des Blutbildes, des Nervensystems, es gibt Apathie, Appetitlosigkeit bis hin zu Koma. Wir haben Kinder gesehen, die konnten laufen, dann aber infolge eines Vitamin B12-Mangels plötzlich nicht mehr. Leider ist es so, dass der schwere B12-Mangel im Säuglings- und Kleinkindalter ungefähr in der Hälfte der Fälle auch bleibende Schäden hinterlässt."

Wer sollte seinen Vitamin-B12-Status überprüfen lassen?

Ein Mangel an Vitamin B12 ist einfach über eine Blutuntersuchung festzustellen. Wer zu den Risikogruppen für einen B12-Mangel gehört, sollte sein Blut regelmäßig untersuchen lassen. Das betrifft auch das Sonnenhormon Vitamin D. Gerade viele ältere Menschen, die es nicht mehr oder nur selten ins Freie schaffen, leiden an einem Mangel, der sich durch Nahrungsergänzungsmittel ausgleichen lässt.

Rundum-Vitamintests für jedermann seien aber in der Regel wenig sinnvoll, da Deutschland kein Vitaminmangelland sei, schreibt die Verbraucherzentrale. Zudem ist der Nutzen regelmäßiger Kontrollen der Vitaminversorgung bei gesunden Menschen nicht nachweisbar: "Eine Forscherteam der Donau-Universität Krems kam zu dem Schluss, dass eine regelmäßige Bestimmung des Vitamin-B12- oder Vitamin D-Spiegels Menschen ab 50 Jahren ohne Mangelsymptome keinen gesundheitlichen Nutzen bringt."

Vitamin-B12-Bluttest: Kassenleistung oder IGeL?

Wenn der begründete Verdacht auf einen Vitaminmangel besteht, wird der Status via Blutprobe durch eine Arztpraxis erhoben. In diesem Fall zahlen auch die Krankenkassen. Wenn man aus Interesse heraus seine Vitaminversorgung untersuchen lassen möchte, ist das eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Das heißt, man zahlt die Untersuchung aus eigener Tasche. Neben dem Hausarzt kann man auch ein freies Labor damit beauftragen. Die Kosten variieren von circa 20 Euro bis 70 Euro, je nachdem, welche Werte man genau untersuchen lässt. Außerdem spielt eine Rolle, wo man die Untersuchung vornehmen lässt.

Welche Werte sollte man bestimmen lassen?

Wer seinen Vitamin-B12-Status feststellen lassen möchte, sollte darauf achten, dass nicht nur der Gesamt-Vitamin-B12-Wert im Blut ermittelt wird. Das wird häufig gemacht, da das besonders kostengünstig ist. Der Nachteil: Ist das Depot in der Leber noch nicht erschöpft, spiegelt sich ein Mangel im Blut nicht wider, auch wenn kein "frisches" Vitamin B12 mehr zugeführt wird. Aussagekräftigere Werte liefert das sogenannte Holotranscobalamin (Holo-TC) - auch "aktives" B12 genannt. Nachdem das zugeführte Vitamin B12 im Darm aufgenommen wurde, wird es unter anderem auf das Transportprotein Transcobalamin II übertragen. Dieses verteilt sich dann als Holo-TC im Blut. Ist dieser Wert niedrig, ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass es eine Unterversorgung gibt. Zusätzlich können noch einer der beiden weiteren Biomarker Methylmalonsäure (MMA) oder Homocystein im Blut bestimmt werden. MMA zum Beispiel steigt bei einem leeren B12-Speicher an und liefert damit einen weiteren Hinweis auf einen Vitamin-B12-Mangel.

Wie hoch sollte der Vitamin-B12-Spiegel sein?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat Werte für eine "angemessene Vitaminzufuhr" festgelegt. Für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren gilt eine tägliche Vitamin-B12-Zufuhr von 4 µg, für Schwangere und Stillende 4,5 µg bzw. 5,5 µg pro Tag. Für ältere Menschen und vegan Essende würden einige Forschende ca. 6 µg empfehlen, schreibt die Verbraucherzentrale.

Kann Vitamin B12 überdosiert werden?

Vitamin B12 ist ein wasserlösliches Vitamin, sodass ein "Zuviel" einfach ausgeschieden wird. Eine Überdosierung ist daher in der Regel nicht problematisch, so der bisherige Kenntnisstand. Eine erhebliche Überdosierung von mehr als 55 µg, also dem gut 14-fachen der empfohlenen Tagesdosis, stehe allerdings in Verdacht, das Lungenkrebsrisiko zu erhöhen, so die Verbraucherzentrale. Studien weisen darauf hin, dass B12 zwar kein Krebs auslöse, aber aufgrund seiner regulären Funktion das Zellwachstum beschleunige, sodass auch die Krebszellen schneller wachsen können.

Tabletten oder Spritzen: Wie kann man Vitamin B12 ergänzen?

Ob Spritzen, Lutschtabletten oder Kapseln - auf welche Weise man einen Vitamin-B12-Mangel ausgleicht, hängt davon ab, welche Ursache der Mangel hat. Vegan oder vegetarisch lebende Personen können laut Bundesinstitut für Risikobewertung Vitamin-B12-haltige Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Menschen, die aufgrund einer Magen-Darm-Störung an einem Vitamin-B12-Mangel leiden, können die Wirkstoffe aus Nahrungsergänzungskapseln nicht verwerten. Hier können beispielsweise intramuskuläre Spritzen helfen, deren Kosten auch von der Kasse übernommen werden. Daneben gibt es noch Lutschtabletten mit hochdosiertem Vitamin B12, das über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Welche Form der Supplementierung infrage kommt, sollte mit dem Hausarzt oder der Hausärztin abgeklärt werden.

Zahlt die Kasse eine Vitamin-B12-Versorgung?

Nahrungsergänzungsmittel sind in der Regel nicht erstattungsfähig. Bei einem Vitamin-B12-Mangel hängt es davon ab, was die Ursache ist. Veganer und Vegetarier haben keinen Anspruch auf eine Erstattung, da sie den Mangel durch ihre Ernährung ausgleichen könnten. Wird eine Unterversorgung allerdings durch eine Erkrankung oder durch die Einnahme notwendiger Medikamente ausgelöst, ist eine Erstattung möglich. Der Arzt sollte dazu auf dem Rezept vermerken, dass der Vitamin-B12-Mangel nicht durch Ernährung auszugleichen ist.

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