Ein Kind mit Masern
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Masern sind hochansteckend und potenziell tödlich.

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Warum die Masernfälle in Deutschland ansteigen

Warum die Masernfälle in Deutschland ansteigen

Masern sind hochansteckend und potenziell tödlich. Eine Impfung bietet hohen Schutz und ist seit 2020 Pflicht für Kinder, die in Kita und Schule kommen. Warum steigen die Fälle dieses Jahr trotzdem? Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

In diesem Jahr sind die Masernerkrankungen in Deutschland deutlich angestiegen. Nach Angaben einer Sprecherin des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden bislang etwa 550 Fälle registriert. Leif Erik Sander, Leiter der Infektiologie an der Berliner Charité, erklärte, dass dieser Anstieg kein rein deutsches Phänomen sei, sondern einem weltweiten Trend folge.

Masernfälle steigen: Wer ist vor allem betroffen?

Von einem großflächigen Ausbruchsgeschehen könne man in Deutschland derzeit jedoch noch nicht sprechen. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden lediglich 79 Fälle und im Jahr 2022 sogar nur 15 Fälle gemeldet. In früheren Jahren lagen die Zahlen jedoch deutlich höher – etwa 2.470 Fälle im Jahr 2015 und 1.770 im Jahr 2013.

Die Altersgruppe der Infizierten reichte in Deutschland in diesem Jahr von Neugeborenen bis zu 75-Jährigen, wobei vor allem Kinder in den ersten beiden Lebensjahren betroffen waren. Die überwiegende Mehrheit der Erkrankten war nicht geimpft, so das RKI.

Häufigkeit und Entwicklung der Masernerkrankungen

Seit Einführung der Meldepflicht für Masern im Jahr 2001 ging die Zahl der Masernerkrankungen in Deutschland dank steigender Impfquoten stark zurück. Seit 2020 liegt die Inzidenz von Masern in Deutschland sogar unter dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten Wert von einem Fall pro eine Million Einwohner.

Zudem gilt in Deutschland seit März 2020 eine Impfpflicht gegen Masern. Eltern müssen seitdem nachweisen, dass ihre Kinder gegen Masern geimpft sind oder bereits an der Krankheit gelitten haben, bevor sie in Kitas oder Schulen aufgenommen werden.

Masern in Deutschland: Fälle seit Einführung der Meldepflicht

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*Stand 26.9.24 | Masernfälle in verschiedenen Jahren (ohne Fälle mit Alter unbekannt (27))

Warum steigen die Masernfälle an?

Leif Erik Sander, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, betont, dass es keine einzelne Ursache für den Anstieg der Masernerkrankungen in Deutschland gibt. Eine mögliche Erklärung ist, dass die Immunität in der Bevölkerung zurückgegangen ist, da viele Menschen während der Corona-Pandemie aufgrund der Kontaktbeschränkungen kaum mit Krankheitserregern in Berührung gekommen sind. Zudem deuten Studien darauf hin, dass die Impfbereitschaft gesunken ist: "Es genügt schon, wenn sich einige Menschen weniger impfen lassen, um Ausbrüche zu verursachen", so Sander.

Ein weiterer Faktor ist die Einschleppung des Virus durch infizierte Reisende. In diesem Jahr sind etwa 15 Prozent der Masernfälle auf infizierte Einreisende zurückzuführen, die das Virus in Deutschland weiterverbreitet haben, berichtet das RKI.

Was sind Masern und wie werden sie übertragen?

Masern sind eine hochansteckende Virusinfektion, die lange als typische Kinderkrankheit galt. Allerdings infizieren sich zunehmend auch Jugendliche und Erwachsene mit dem Masernvirus, bei denen der Krankheitsverlauf oft schwerwiegender ist. Das Virus wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, etwa durch Sprechen, Husten oder Niesen eines Infizierten. Bereits das Einatmen der Viren reicht aus, um sich anzustecken.

Über die oberen Atemwege oder die Augenbindehaut gelangt das Virus schließlich in den Blutkreislauf. Auch der direkte Kontakt mit infektiösem Sekret aus Nase oder Rachen, etwa durch gemeinsames Trinken oder die Nutzung desselben Bestecks, kann eine Ansteckung zur Folge haben.

Im Video: Was ist an Masern so gefährlich

Warum Masern so gefährlich sind
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Masern

Impfung schützt vor Masern

Aufgrund der leichten Ansteckungsgefahr ist eine hohe Impfquote besonders wichtig, um Masern einzudämmen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung für alle Kinder in zwei Dosen: die erste zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat und die zweite zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat.

Die Impfung bietet nicht nur individuellen Schutz, sondern schützt auch diejenigen, die selbst nicht geimpft werden können, wie zum Beispiel Babys, die nach der Geburt noch keine Abwehrkräfte gegen das Masernvirus haben. Werden diese durch ungeimpfte Kinder oder Erwachsene angesteckt, kann es zu schweren Krankheitsverläufen und sogar zu tödlichen Komplikationen kommen.

Auch Ungeborene sind gefährdet, denn bei ungeimpften Schwangeren können die Masernviren die Plazenta überwinden und das ungeborene Kind infizieren. "Masern sind eine Erkrankung, die bis auf sehr wenige Ausnahmen mit einer Impfung vollständig verhindert werden kann", betont Sander.

Im Video: Darum ist eine Masernimpfung sinnvoll

Sollen wir uns gegen Masern impfen?
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Masern-Imfpung

Mit Informationen von dpa

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